Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
dauerte eine ganze Weile, bis sie wusste, wo sie überhaupt war. Dann setzte sie sich auf, holte tief Luft und hüpfte aus dem Bett. Sie zog sich an und lief hinüber zum Arbeitszimmer. Ohne anzuklopfen, riss sie die Tür auf. Mannito schlummerte noch selig. Sie hockte sich auf die Bettkante und rüttelte an seiner Schulter. „He, du Schlafmütze! Aufstehen!“
Müde drehte sich Mannito auf die andere Seite und kuschelte sich wieder in das Kissen. „Lass mich schlafen“, brummelte er.
Annit griff nach der Bettdecke und riss sie Mannito weg. ,Aufstehen, Faulpelz!“
Unwillig räkelte sich Mannito. „Warum denn?“
„Weil man auf einem Bauernhof zeitig aufsteht, darum!“
Mannito öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, wandte sich dann aber ab. Er gähnte, rieb sich die Augen und streckte sich. „Na gut“, meinte er schließlich und setzte ein Bein aus dem Bett.
Annit nickte. „Komm frühstücken.“ Damit drehte sie sich um und lief nach unten.
Hannes saß vor einer großen Tasse Kaffee und las die Tageszeitung. Ursula deckte den Frühstückstisch. Als sie Annit durch die Tür kommen sah, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, ihre wasserblauen Augen leuchteten. „Na, hast du gut geschlafen?“
Annit nickte. Sie setzte sich auf die Holzbank.
Ursula schob ihr eine Tasse Kakao, ein Stück Brot, Honig und Butter hin. „Iss! Du bist ja nur noch ein Strich in der Landschaft.“
Annit bestrich das Brot dünn mit Butter, griff nach dem Honigglas und tunkte einen Löffel tief hinein. In langen goldgelben Fäden ließ sie den Honig aufs Brot fließen. „Der Honig von unseren Südholzener Bienen ist der beste auf der Welt“, schwärmte sie voller Vorfreude.
Ursula holte tief Luft. „Wir mussten auch unsere Bienenzucht aufgeben“, gestand sie seufzend. „Unsere Bienen sind ebenfalls an einer Krankheit gestorben.“
Annit verteilte die gelbe zähflüssige Masse gleichmäßig auf ihrem Butterbrot. „Das heißt, dass ich mit dem Honig sparsam umgehen muss“, sagte sie dabei mit einem etwas gequälten Lächeln.
Ursula zuckte nur die Schulter. Dann fuhr sie sich mit der Hand über das Gesicht, als wäre sie von einer plötzlichen Müdigkeit überfallen.
Hannes ließ die Tageszeitung sinken und rührte in seinem Kaffee. „Unsere Lage ist alles andere als rosig“, erklärte er mit ernster Stimme. „Glaub nicht, wir hätten noch nicht alles versucht, um den Betrieb zu retten, Annit. Aber momentan ist mit einem landwirtschaftlichen Betrieb kein Blumentopf zu gewinnen. Vor allem in der Tierhaltung verdient man immer weniger Geld. Immer mehr Bauern geben deshalb auf.“
Annit biss in ihr Honigbrot. „Aber es muss doch irgendeine Möglichkeit geben“, meinte sie schmatzend. „Es gibt kein Problem ohne Lösung, sagte der Stammesfürst immer.“ Ursula sah sie fragend an. „Wer?“
Annit winkte ab. „Ach, niemand! Aber gibt es denn keine anderen Möglichkeiten? Könntet ihr euch zum Beispiel nicht auf etwas spezialisieren?“
Hannes rührte weiter in seiner Kaffeetasse, als wolle er einen Wettbewerb im Umrühren gewinnen. „Wir haben schon alle Möglichkeiten durch, Annit. Wir hatten sogar überlegt, auf Biobauernhof umzustellen. Denn da kriegt man bessere Preise für seine Erzeugnisse.“
Annit nickte begeistert. „Genau, das wär doch cool.“
Hannes verzog das Gesicht. „Tja, aber die Umstellung ist nicht ganz einfach und langwierig. Wir hätten investieren müssen. Dafür fehlte uns das Geld. Und die Bank wollte uns keinen weiteren Kredit geben.“
Ursula seufzte. „Eine Zeit lang hab ich dann versucht, unsere Produkte über einen eigenen kleinen Hofladen zu verkaufen.“
„Auch gut“, nickte Annit.
„Ach was!“ Frustriert schüttelte Ursula den Kopf. „Wir liegen mit unserem Hof so weit ab vom Schuss. Da kommen zu wenig Leute vorbei. Und nur um ein paar Eier zu kaufen, fährt niemand hier raus.“ Sie schluckte. „Das Ganze hat uns nicht sehr viel Geld eingebracht. Es war nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Sie stockte. Als ihr Blick zu Annit zurückkehrte, lag tiefe Traurigkeit in ihren wasserblauen Augen.
Schweigend biss Annit in ihr Brot.
Ursula straffte die Schultern und legte eine Hand auf Hannes’ Arm. „Wir haben nichts unversucht gelassen, Annit. Und wir sparen, wo wir können. Zum Glück haben wir wenigstens unser eigenes Obst und Gemüse, sodass wir diese Sachen nicht kaufen müssen.“
Hannes nickte. ,Ja, wir haben echt einiges probiert. Aber der große
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