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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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anderen Seite des Raumes, wo Pin eine Treppe sah. Oben stand ein Mann vor einer offenen Tür. Plötzlich war Pins Neugier geweckt und er stieg hinauf.
    »Macht sechs Pence«, sagte der Mann an der Tür. »Dafür darfst du eine Frage stellen.«
    »Und an wen?«
    »An Madame de Bona.«
    »Oh«, sagte Pin. Er konnte in den Raum hineinsehen, in dem sich bereits die Menschen drängten.
    »Also, was ist?«, sagte der Mann ungeduldig. »Um acht Uhr wird die Tür geschlossen.«
    Und schon fand sich Pin am hinteren Rand einer Menschenmenge in einem verdunkelten Raum wieder. Füße scharrten, überall wurde gemurmelt und Wortfetzen drangen in seine gespitzten Ohren.
    »Hab schon mal gehört, wie sie die Zukunft vorhersagt, diese Frau Bona.«
    »Die kann bestimmt alles sehen, wo sie doch tot ist und so.«
    »Hier, hört mal her, Gott strafe mich, wenn ich lüge, aber Molly, ihr kennt doch die Molly von gegenüber, also, die hat nach ihrem armen Fred gefragt, versteht ihr, Fred, der gestern in den Foedus gefallen ist.«
    »Der ist doch gestoßen worden, oder? Sollen irgendwelche Spitzel gewesen sein.«
    »Egal. Jedenfalls hat diese Skelettfrau, die Bona, zu Molly gesagt, dass er glücklich wär und auf sie warten tut. Und ob ihr’s glaubt oder nicht, am nächsten Tag ist sie gestorben und ihm nachgefolgt.«
    »Nein! In den Foedus?«
    »Was? Nein, nicht in den Fluss, ins Grab.«
    »Vom Foedus werden ja in letzter Zeit viele verschlungen, jetzt, wo sich dieser Obstkiller hier rumtreibt.«
    Pin drängte sich durch die Menge nach vorn, wo er ein Podium sah. Etwa einen halben Meter von der Kante entfernt stand auf einem niedrigen Tisch ein flacher Sarg. Er war grob geschnitzt und hatte einen schlecht schließenden Deckel. Lächelnd dachte Pin an Mr Gaufridus, dessen peinlich genauem Standard dieser Sarg ganz und gar nicht entsprach. Im Hintergrund des Podiums war ein vierteiliger Wandschirm aufgebaut, hinter dem sich jemand bewegte.
    Plötzlich verstummten die Leute. Ein Mann, von Kopf bis Fuß in ein schwarzes Gewand gehüllt, trat hinter dem Wandschirm hervor. An seinem Hals hielt eine Silberbrosche einendunklen Samtumhang zusammen, der in Falten von seinen Schultern fiel. Der schwere Stoff, prächtig bestickt mit gold- und bernsteinfarbenen Ranken und Früchten, wehte ihm beim Gehen um die Füße und enthüllte ein schimmerndes scharlachrotes Innenfutter. Seine unter dem Saum des Gewands sichtbaren Schuhe waren ebenfalls aus goldenem Stoff, hatten kleine Absätze und an den aufwärtsgebogenen Spitzen Quasten, die bei jedem Schritt leise raschelten.
    Der größte Teil seines Gesichts war von einer großen Kapuze verhüllt, die ihm über die Stirn fiel und seine Augen halb verbarg. Seine Brauen waren dicht und grau, und seine blasse Haut glänzte unnatürlich. Über der Oberlippe trug er einen Schnurrbart, jedes Ende eingefettet und sorgfältig zu beiden Seiten des Mundes angeordnet, an der Kinnspitze wuchs ein schmaler weißer Bart. Seine Ärmel waren so lang, dass seine Finger kaum herausschauten, wenn er die Arme seitlich herabhängen ließ, und die schmalen Handgelenke sah man nur, wenn er die Arme ausstreckte.
    Dann kam eine zweite Person hinter dem Wandschirm hervor. Sie trug ebenfalls Umhang und Kapuze, doch aus einem schlicht gewebten dunklen Stoff, dessen einziger Schmuck in zwei goldenen Knebelknöpfen bestand, die ihn zusammenhielten. Diese zweite Gestalt stieg leichten Schrittes vom Podium herunter und bewegte sich langsam durch die Menge der Zuschauer, wobei sie ein kleines tropfenförmiges Fläschchen an einer Silberkette rhythmisch hin und her schwenkte. Eine süßlich duftende Wolke kringelte sich in träger Spirale aus dem schmalen Flaschenhals. PinsHerz begann zu rasen und seine Knie zitterten. Diesen Geruch kannte er.
    »Herzlich willkommen«, sagte der Mann schließlich. »Mein Name ist Benedict Pantagus, ich bin der Knochenmagier.«

Kapitel 13

    Pins Tagebuch
    Ich sitze im »Flinken Finger« in einer dunklen Ecke. Mein Geld reicht noch für ein kleines Bier, ich habe mir einen Tisch mit holpriger Platte gesichert und will versuchen, die Veranstaltung dieses Abends zu beschreiben. Was für eine Stadt der Betrügereien! Noch vor ein paar Tagen dachte ich, ich hätte das Merkwürdigste erlebt, was sie zu bieten hat. Nicht im Traum wäre mir eingefallen, dass es eine Steigerung geben könnte. Und nun dieser Abend im »Flinken Finger«! Ich habe dieselben Leute wiedergesehen, die mich betäubt und bewusstlos in der

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