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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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zu bleiben. Und immerhin würde er nicht mehr die Schreie aus dem Keller hören müssen. Heute Nacht passierte dort unten bestimmt etwas Furchtbares. Doch trotz all seines Optimismus machte sich Pin Sorgen. Der Winter war keine gute Zeit, um in Urbs Umida eine Unterkunft zu suchen, und zumindest heute Nacht würde ihm wohl nur die Straße übrig bleiben.

Kapitel 12

    Abendliche Kurzweil
    Mrs Betty Peggotty (Besitzerin) freut sich,
    ein neuen Künstler ankündigen zu könn.
    Im Flinken Finger tritt auf:
    Der Knochenmagier
    Tägliche Vorfürung von Totenerweckung
    Keiner wird enttäuscht sein!
    Eintritt sechs Pence
    Außerdem kann besichtigt werden:
    Das Gefrässige Biest
    Ein absolut scheusliche Kreatur
    mit unstillbarem Appetit
    Eintritt sechs Pence
    Erfrischungen jederzeit im Gasthaus erhältlich
    Öffnungszeiten durchgehend von früh bis spät
    Pin stand im Eingang des Flinken Fingers , von wo aus er den weggeworfenen Zettel zu seinen Füßen, der wie viele andere im Rinnstein lag, mühelos lesen konnte.
    Das Gefräßige Biest. Erst kürzlich hatte Deodonatus Snoad darüber geschrieben. Und jetzt ein Knochenmagier … Das könnte interessant sein. Pin hatte das Mietgeld, das er Barton schuldete, in seinem Zimmer zurückgelassen, deshalb fanden sich in seiner Tasche nur noch ein paar Pennys – aber wollte er die ausgerechnet hier ausgeben? Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als ein großer Schatten über ihn fiel. Es war Wachtmeister Coggley.
    »Na, was hast du denn vor? Du weißt doch, Kinder haben hier absolut nichts verloren.« Er musterte Pin neugierig. »Dich kenne ich doch?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Pin ausweichend.
    »Aber sicher«, sagte Coggley, fasste dem Jungen unter das Kinn und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen. »Du bist doch dieser Pin Carpue. Deine seltsamen Augen kannst du nicht verleugnen. Und? Was führst du jetzt im Schilde, Junge? Etwa Ärger machen?«
    »Nein!«, rief Pin empört und drehte sein Gesicht weg. Er drückte gegen die schwere Eingangstür und sie gab langsam nach.
    »Hast du deinen Vater gesehen?«, rief Coggley ihm nach. »Wenn du ihn gesehen hast, dann sag mir’s lieber gleich. Er ist immer noch ein gesuchter Mann.«
    »Weiß ich, weiß ich«, murmelte Pin und verschwand im Gasthaus.
    Der Flinke Finger war eine von vielen Schänken, die sich schon seit Jahrhunderten an der gleichen Stelle der Brücke behaupteten. Es war ein guter Standort, genau in der Mitte, und das bedeutete, dass sich die Leute einreden konnten, sie befänden sich immerhin noch nicht auf der anderen Seite. Denn so, wie sich die Nordstädter nur ungern nach Süden wagten, so verspürten auch die aus der Südstadt kein großes Verlangen danach, den nördlichen Teil zu betreten. Namen und Besitzer der Schänke hatten im Lauf der Jahre oft gewechselt, etwas aber hatte sich nie geändert: die Art der Kundschaft. Oft hieß es, als Besucher von Urbs Umida brauche man nur in den Flinken Finger zu gehen, um von dem, was die Stadt zu bieten hatte, einen Eindruck zu bekommen. Alles war dort vertreten: der Schmutz, der Gestank und auch die guten Bürger selbst; die Räuber, Schwindler und Betrüger, die Lügner, die Hochstapler und die Fälscher. Einwohner aus dem Norden genauso wie solche aus dem Süden, und alle wurden von Betty Peggotty gleich behandelt. So gleich jedenfalls, wie es ihre Geldbeutel zuließen.
    Der Boden war bedeckt von einer Schicht aus Sägemehl, Stroh und Schmutz, in der sich hier und da Spuren von Blut fanden. Der Lärm war ohrenbetäubend – Singen, Schreien, Kreischen, Lachen. Und erst die Gerüche. Oh, diese Gerüche! Für Pin verschmolzen sie zu einer wilden Kakofonie und er sog die Luft tief ein. Die ganze Erregung, die in der Schenke herrschte, teilte sich ihm über die Luft mit und er kostete sie voll aus. Da wurde gespielt, er konnte die Spannung riechen; da waren Verschwörungen im Gange, erkonnte die Angst riechen; und da waren auch Fröhlichkeit und Begeisterung. Er roch alles: Blut und Schweiß und salzige Tränen, er roch die Getränke, den Fischgeruch der Hafenarbeiter und auch den exotischen Duft nach fernen Ländern, den die Seeleute mitbrachten. Sogar einen Hauch von Liebe roch er – einen Hauch nur, denn der Flinke Finger war nicht gerade der Ort, um einem Mädchen den Hof zu machen. Nachdem Pin sich satt gerochen hatte, wandte er sich an den neben ihm stehenden Mann.
    »Der Knochenmagier?«, fragte er. Ein Grunzlaut und ein knorriger Finger wiesen ihn zur

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