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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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er wolle sie nie mehr sehen, und enterbte sie. Großmutter hatte im Grunde genommen nichts gegen die Heirat einzuwenden, wollte sich aber nicht dem Willen ihres Mannes widersetzen. In den Jahren, als Großmutter noch lebte, hat Mutter sie heimlich besucht und mich oft mitgenommen. Großmutter hat uns Geld und Kleinigkeiten geschenkt und einzelne Stücke von Mutters Schmuck aus dem Haus geschmuggelt. Immer hat meine Mutter gehofft, ihr Vater würde eines Tages nachgeben und der Zwist wäre begraben.
    Trotz alledem waren wir glücklich. Vater war ein geschickter Tischler und brachte mir sein Handwerk bei; Mutter kochte und verkaufte ihre Speisen auf dem Markt. Abends hat sie mich lesen und schreiben gelehrt, weil ich es einmal zu etwas bringen sollte im Leben. Meine Bildung und die Liebezum Lernen unterschieden mich von den anderen Kindern auf der Straße. Aber wenn ich mich deshalb beschwerte, sagte meine Mutter, ich hätte die Wahl: Ich könne entweder meinen eigenen Weg gehen oder mit den Wölfen heulen. Ihr größter Wunsch war es, dass ich einmal etwas aus mir machen würde, und ich weiß, sie hätte es gern gesehen, wenn ich die Stadt verließe. Manchmal erzählte sie mir von ihrer Kindheit auf der anderen Flussseite: von dem schönen Haus, in dem sie aufgewachsen war und in dem es so viele Zimmer gab, dass sie sie nicht zählen konnte, von den Dienstboten, die für jede Bequemlichkeit sorgten, und von ihren herrlichen Spielsachen. Ich wunderte mich, dass sie dieses Paradies verlassen hatte, aber sie sagte immer, Leben bedeute mehr als nur Besitztümer anhäufen. Und die kostbarsten Dinge ließen sich eben nicht in der Hand halten. Damals verstand ich das nicht, aber ich glaube, allmählich komme ich dahinter, was sie gemeint hat.
    Die Schwierigkeiten fingen an, als Fabian, der Bruder meiner Mutter, hinter die heimlichen Besuche bei Großmutter kam. Er war ein Trinker, ein Spieler, und kein Wetteinsatz im Flinken Finger war ihm zu hoch. Dauernd war er in Geldnöten, weil er bei allen möglichen Leuten Schulden hatte. Als Jeremiah Ratchet, ein reicher Mann von außerhalb der Stadt, ein paar brutale Kerle anheuerte, um sich von ihnen seine Schulden eintreiben zu lassen, verlor Großvater die Geduld und verweigerte Fabian jede weitere Geldsumme. Da kam er zu uns und drohte, er werde die Sache mit den heimlichen Besuchen erzählen. Das hätte aber Großmutter in eineschlimme Lage gebracht, und so schenkte mein Vater Onkel Fabian, was er konnte, weil Mutter ihn darum bat. Nur den Schmuck gab er nicht heraus, den versteckte er.
    Kurz darauf starb Großmutter und wir dachten, Fabian würde uns nun in Ruhe lassen. Wir suchten uns eine billigere Unterkunft und sahen meinen Onkel lange nicht mehr. Wir dachten, wir könnten wieder unser friedliches Leben führen, doch es dauerte nicht lange, da wurde meine Mutter krank und konnte nicht mehr arbeiten. Vater verkaufte den ganzen Schmuck, um die Medikamente bezahlen zu können, aber nichts half. Als sie starb, befiel ihn eine lähmende Mutlosigkeit und er verlor jedes Interesse am Leben und an der Arbeit. Ich tat mein Bestes, um seine Verpflichtungen zu erfüllen, aber mein Geschick als Tischler reichte noch längst nicht an seines heran, und so kam es, dass die Aufträge immer weniger und unsere Schulden immer mehr wurden.
    Kurz bevor Fabian umgebracht wurde, hatte er unseren Aufenthaltsort herausgefunden und forderte wieder Geld. Erbost schickte mein Vater ihn weg, aber Fabian kam zurück, als ich allein war, und fragte nach dem Schmuck meiner Mutter. Ich sagte ihm die Wahrheit, nämlich, dass wir alles verpfändet hatten, bis auf ein einziges Stück, ein silbernes Medaillon, das nach dem Brauch mit ihr begraben worden war. Er schien mir zu glauben und ich war heilfroh, als er ging. Ich dachte wirklich, wir wären ihn endgültig los.
    Als Vater von Fabians Besuch erfuhr, packte ihn eine fürchterliche Wut. ›Diese Ratte! Dieser gemeine Schuft!‹, wetterte er. ›Er hat dich für seine schmutzigen Absichten benutzt,dich, einen Jungen!‹ Er zog seinen Mantel an. ›Ich kann mir denken, wo er ist‹, sagte er. ›Ich muss zu ihm, bevor es zu spät ist.‹
    Ich verstand nicht, was er meinte, und wartete stundenlang auf ihn. Irgendwann zog ich los, um ihn zu suchen, aber es war so dunkel und kalt, und die Straßen sind nachts so unheimlich, dass ich bald aufgab. Als ich nach Hause kam, fand ich Fabian tot auf dem Boden liegen, erwürgt.
    Seither habe ich meinen Vater nicht

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