Silence
Dekolleté herum mussten die Nähte an meine Brust angepasst werden.
Vincenzo gab uns die Ehre. Ganz in einen schwarzen Anzug gekleidet, glitt er in den Raum.
»Bella! Wer hätte das gedacht. Wahrlich eine Prinzessin.« Er legte mir ein schwarzes samtbezogenes Kästchen in die Hand. »Um den Hals herum wirkst du noch etwas nackig«, säuselte er mit seiner seidigen Stimme. Er öffnete das Kästchen und zum Vorschein kam eine schlichte Perlenkette mit einem breiten schwarzen Kreuz in dessen mitte ein blutroter Stein saß.
Er legte mir die Kette um den Hals und die kühlen Perlen wirkten beruhigend auf meiner vor Aufregung erhitzten Haut.
»Wir wären dann soweit, Isabella«, sagte er in gebieterischem Ton. Er musterte mich noch einmal. Ich versteifte mich und hoffte, dass ihm nicht auffiel, wie einschüchternd er auf mich wirkte.
»Einschüchternd? Ja?« Er lachte laut auf. Sein weißes Haar hüpfte dabei seidig auf und ab. »Mach dir keine Sorgen deswegen, diese Wirkung habe ich auf die meisten hier.«
Mit einem letzten Blick auf mich wandte er sich ab und verließ das Zimmer.
Erschrocken stellte ich fest, dass er meine Gedanken gelesen hatte, obwohl ich Giovannis Amulett noch immer um meinen Hals trug. Um sicherzugehen, dass es auch wirklich noch an Ort und Stelle war, tastete ich danach unter dem engen Mieder des Kleides und zog es an seiner Kette hervor.
»Das ist hübsch«, sagte Isabella.
»Es gehörte Giovannis Mutt er. Giovanni hat es mit Eisenhut gefüllt.« Meine Finger glitten über die Erhebungen der Rosenblüte, als könnte ich so herausfinden, ob das Kraut seine magische Wirkung verloren hatte.
Isabella lächelte mich wehmütig an. »Das funktioniert nicht bei dem Herrn. Seine Kräfte sind stärker als diese kleinen Spielereien. Es wäre schön, wenn es wirken würde, dann würde ich mich auch mal allein in meinem Kopf fühlen«, sagte sie mit einem bedauernden Ausdruck im Gesicht.
Diese Information traf mich wie ein Schlag. Solange ich in diesem Haus war, würde er jederzeit in mir lesen können wie in einem Buch. Ich musste an Agentenfilme denken, in denen Wanzen in den Hotelzimmern angebracht wurden, um jederzeit über alles in diesem Raum auf dem Laufenden zu bleiben. Ich war für Vincenzo wie ein mit Wanzen ausgestattetes Zimmer.
»Bist du glücklich?«, wollte Ermano wissen. Er führte mich in einem langsamen Walzer über die Tanzfläche, die sich im Eingangsbereich zwischen den Statuen befand. Hindurch zwischen Vampiren und auch einigen Menschen.
»Ja«, sagte ich zufrieden. Wie konnte ich nicht glücklich sein, eben noch hatte ich eng umschlungen mit Giovanni getanzt. Ich fühlte mich behütet und sicher. »Ich werde in Zukunft zu einer sehr merkwürdigen Familie gehören. Alle sind so viel älter als ich.«
Ermano ließ die Augen über die tanzenden Körper gleiten und nickte.
»Bist du dann mein Schwiegermeister?«, fragte ich kichernd. Ganz hatte ich noch nicht vergessen, was Ermano uns am Nachmittag gestanden hatte. Auch er hatte einst Werwölfe gejagt und von ihnen getrunken, aber ich konnte ihm deswegen nicht böse sein. Anders war das bei Vincenzo. Seit ich wusste, welche Rolle er in diesem Krieg zwischen Werwölfen und Vampiren gespielt hatte, hatte ich ein merkwürdiges Gefühl in seiner Nähe.
Ermano wirbelte mich herum. »Nein. Ich habe Giovanni freigegeben. Er war sowieso nie wirklich mein Untergebener.«
»Du hast was?«, kreischte ich. Außer mir vor Freude fiel ich Ermano um den Hals.
»Nicht so stürmisch«, sagte dieser lachend. »Du willst doch nicht, dass dein Freund mich pfählt.«
Ich wollte schon abwinken, als Giovannis eifersüchtiges Knurren in meinem Kopf ertönte. Mein Vampir stand lässig an das hölzerne Treppengeländer gelehnt und warf mir schmunzelnd einen Handkuss zu. Neben ihm stand ein weiterer Vampir. Er sagte etwas zu Giovanni, das daraufhin nickte.
Die meisten Vampire hier schienen mächtige Clanführer zu sein. Ermano hatte mir zu dem ein oder anderen Geschichten erzählt. Er kannte die meisten von ihnen. Sie alle waren im Krieg Verbündete von Vincenzo oder seinem Schöpfer gewesen, daher kannte auch Ermano sie.
Vincenzo hatte mich zu Beginn der Feier den Gästen vorgestellt und eine lange Predigt gehalten.
»Es war ein langer Krieg – Vampire gegen Werwölfe , Vampire gegen Vampire. Bruder gegen Bruder. Es gab Verluste auf allen Seiten. Doch heute habe ich die Ehre, diesen Krieg symbolisch für beendet zu erklären. Als Zeichen meiner
Weitere Kostenlose Bücher