Silence
habe zu tun. Kennst du nicht die Regeln? 22 Uhr Licht aus«, sagte ich schnippisch.
»Es ist noch genug Zeit.«
Ich gab nach und ging neben ihr her in Richtung der Parks. »Was haben wir schon zu besprechen?«
»Es gibt wahrscheinlich viele Dinge, die du nicht verstehst. Und viele der Kinder, die hier herkommen, sind erstmal wütend, aber sie gewöhnen sich schnell ein. Alles, was wir tun, ist nur zu unserer Sicherheit. Du hast gesehen, dass die Vampire noch immer eine Gefahr für uns sind.«
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Unter den Wölfen gibt es wohl auch einige schwarze Schafe. Immerhin versklaven wir Menschen, das macht uns schlimmer, als es die Vampire je waren.«
»Wir versklaven sie nicht, sie gehören zu uns.«
»Wer es glaubt«, murmelte ich. Ich war mir ziemlich sicher, dass viel e Wolfspartner ihre menschlichen Partner kontrollierten. Ich hatte keinen Grund an den Dingen zu zweifeln, die Mrs. Walsh mir erzählt hatte.
»Wie dem auch sei , was ich eigentlich mit dir besprechen wollte, ist dein zusätzlicher Unterricht. In fünf Jahren wirst du unser Volk anführen. Um dich auf diese Aufgabe vorzubereiten, wirst du speziellen Unterricht bei deinem Vater und mir bekommen. Wir werden dich in alles einweisen, was du wissen musst.«
»Oh, welche Ehre, das Königspaar unterrichtet mich. Kann nicht jemand anderes eure Nachfolgerin spielen?«
»Das ist unmöglich. Solange du lebst, bist du die Nachfolgerin. Es kann niemanden anderen geben, außer dir passiert etwas. Du wirst die Herrschaft antreten. Deswegen ist es wichtig, dass du diese Vampire schleunigst vergisst. Mit deinem Zusammentreffen mit ihnen, hast du einen Skandal ausgelöst. Du musst unserem Volk in den nächsten Jahren beweisen, dass du voll hinter uns stehst.«
»Wie soll ich das, wo ich doch hier eingesperrt bin?«
»Du bist genau dort, wo du hingehörst. Ab morgen beginnt dein Unterricht bei uns. Nach dem Abendbrot in der oberen Etage das Schulgebäudes. Dort befinden sich die Räumlichkeiten der Herrscher.«
Wir hatten inzwischen die Runde beendet und standen vor dem Eingang zum Mädchentrakt. Ich wollte dankend ablehnen, erinnerte mich aber an mein mir selbst gegebenes Versprechen, dass ich dafür sorgen wollte, dass sie mir vertrauten, damit ich besser fliehen konnte, also nickte ich. Lissianna wandte sich zufrieden ab und ging, während ich wünschte, für einen Moment richtig wütend werden zu können. Diese unterdrückten Gefühle fühlten sich kein bisschen befreiend an, sondern wie eine schwere Last, die auf meine Brust drückte.
Auf dem Weg in mein Zimmer begegnete ich Kirsty, die durch eine Tür verschwand, die laut Schild an der Wand in den Keller führte. Ich ignorierte sie genauso, wie sie mich und ging hoch in unsere Etage. Als ich unser Zimmer betrat, hatte Kate sich schon in ihr Bett gelegt und las im Biologie-Buch. Biologie war wohl auch annähernd die richtige Bezeichnung für dieses Unterrichtsfach, denn es behandelte die Biologie der Werwölfe, die richtiger Wölfe und natürlich die der Vampire.
Es verstörte mich noch immer, wie komisch Kate geworden ist. So wie sie jetzt war, kannte ich sie nicht. Wenn ich sie sah, löste das für einen Augenblick einen Ruck in mir aus. Ich wollte ihr so wie früher alles erzählen, was mich bedrückte, was ich erlebt hatte und sowieso alles von Giovanni. Doch sowie dieser Ruck kam, erinnerte er mich daran, dass es diese Kate scheinbar nicht mehr gab. Nur wie konnte sie sich innerhalb so kurzer Zeit so verändert haben?
»Hast du ihn umgelegt, diesen Schalter?«, murmelte ich ein wenig enttäuscht.
»Es ist das Beste, das du tun kannst. Danach ist alles viel leichter.«
Ich wandte mich schnaubend zu ihr um. »Das denke ich nicht, du bist nicht mehr du selbst. Sie haben aus dir jemand Fremdes gemacht.«
Sie legte ihr Buch auf ihren Beinen ab und sah mich zum ersten Mal richtig an. »Du solltest dich nicht dagegen wehren. Wenn du es tust, vergisst du auch diese Reißzähne.«
Ich schüttelte den Kopf. Ich verstand Kate nicht. Ich hätte gedacht, dass gerade sie sich nicht einfach auf so was eingelassen hätte. Kate war immer jemand gewesen, die sich von niemand in ihr Leben hereinreden lassen wollte. Und jetzt hatte sie selbst dafür gesorgt, dass andere ihr Leben kontrollierten? Die Kate, die ich kannte, hätte das nicht freiwillig getan? Was war passiert? Oder waren Wölfe wie unser Königspaar etwa in der Lage für uns den Schalter zu betätigen? Konnten
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