Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
Vom Netzwerk:
h ist, wird zum Omegawolf, zum Geächteten. Du bist als Alfa geboren, doch wir anderen müssen uns Respekt verdienen. Kirsty verzog das Gesicht und ich zuckte schuldbewusst zusammen.
    Wenn Kirsty wüsste, dass ich dieses Privileg gar nicht wollte, dass ich es sogar hasste und mit allem, was sich mir bieten würde, dagegen ankämpfen würde. Wie könnte ich Anführerin einer solch verachtenswerten Gesellschaft werden? Niemals.
    Plötzlich erstarb das Röcheln und Wimmern, das Knacken und Schmatzen. Als ich zu dem Jungen hinübersah, hielt mich nichts mehr auf meinem Platz zurück. Mit starren Augen, war er auf dem Boden liegen geblieben. Er war tot. Einfach so aus dem Leben gerissen. Vor wenigen Tagen hatte er nicht einmal geahnt, dass sein Leben eine Farce war und jetzt war er einfach tot.
    »Ich hab gedacht, er schafft es. Immerhin war seine Wandlung schon recht fortgeschritten. Andere schaffen es nicht mal bis zum Fieber«, sagte ein Mädchen neben mir.
    Entrüstet sah ich sie an, schüttelte den Kopf und verließ den Speisesaal. Den Rest des Unterrichtes schwänzte ich, bis mich Lissianna mit mahnendem Blick zum Sonderunterricht abholte. Ich versuchte unbeeindruckt zu bleiben, als wir die obere Etage des Schulgebäudes betraten, die dem Herrscherpaar vorbehalten war. Auf dem langen Korridor standen barocke Kommoden, Gemälde verschiedener Epochen hingen an den Wänden, und gedämpftes elektrisches Licht brannte in altertümlich anmutenden Wandleuchten. Ich ging an allem vorbei, ohne einen zweiten Blick darauf zu werfen. Meine Lippen hatte ich fest zusammengekniffen, die Stirn tief gerunzelt, damit ich genauso unwillig aussah, wie ich mich fühlte.
    Wir betraten einen großen Saal, der mich an Filme erinnerte, in denen Frauen in weit schwingenden Kleidern von Herren in Kniebundhosen über das Parkett geführt wurden. Ein Flügel stand vor hohen Rundbogenfenstern mit Buntglas. Ein paar mit rotem Samt bezogene Bänke standen zwischen den Fenstern.
    »Soll ich tanzen lernen?«, warf ich humorlos ein.
    »Unter anderem. Tanzen für offizielle Anlässe. Fechten zur Verteidigung und Benehmen. Vor allem Benehmen«, sagte Lissianna und warf mir einen Seitenblick zu.
    »Und wie passt Tanzen zum sonst so gefühllosen Leben der Wölfe?«
    »Es ist Tradition. Jedes Mitglied des Adels muss die alten Tänze beherrschen.«
    Mein Sonderunterricht bei meiner leiblichen Mutter bestand wirklich nur aus Regeln, wie man sich vornehm zu verhalten hat, wie man Adlige begrüßt, einem Ball beiwohnt, wie man hübsch aussieht und nicht viel sagt, vor allem nic hts Falsches.
    Nach zwei Stunden Anstandsregeln, Büchern auf dem Kopf balancieren, mit und ohne Absatzschuhen, und höflichem Nicken, Knicksen und Trat schen, hatte ich die Nase voll.
    »Ist es das, was ich tue, wenn ic h Herrscherin werde? Was ist mit Politischen Entscheidungen?«
    »Das ist nicht deine Aufgabe.«
    »Wozu sollte ich dann dieses Amt besetzen?«
    »Weil du an der Reihe bist.«
    Ich setzte mich stöhnend auf eine der Bänke, strich die Schuhe von meinen Füßen und streckte die Beine aus. »Regiert ihr auch nicht?«
    Wenn dem so wäre, dann könnte ich vielleicht doch noch so etwas wie Sympathie für meine Eltern empfinden. Dann hieße das, dass so grauenvolle Praktiken wie Zwangshochzeit oder Unterdrückung der menschlichen Angehörigen dieses Volkes nicht durch sie verursacht worden sind, sondern von denen, die eigentlich regierten. Vielleicht war es ja eher so, dass das Königspaar eher eine repräsentative Funktion hatte. Sie mussten einfach nur hübsch aussehen, mehr nicht.
    »Doch, wir tun es seit fast fünfhundert Jahren. Deswegen haben wir auch mehr Erfahrung als du. Es wird so sein, dass in den ersten Jahrzehnten du keine eigenen Entscheidungen treffen darfst, sondern von uns Angeleitet wirst.« Vor dem Wort Angeleitet zögerte sie kurz. Wahrscheinlich wollte sie sagen, du nimmst unsere Befehle entgegen und hast nichts zu melden.
    Ich schluckte heftig. Auf keinen Fall würde ich die Puppe dieser Machenschaften sein. Die Vorstellung über Jahrzehnte hinweg nichts weiter als eine Handpuppe zu sein, schnürte mir den Magen zu. Ich würde auch nur eine Sklavin sein. Eine, die eine Krone tragen durfte.
    »Danke, kein Interesse«, sagte ich und erhob mich.
    »Ich habe dir schon erklärt, dass du diesbezüglich keine Wahl haben wirst.«
    »Das werden wir ja sehen. Ich werde nicht eure Gefangene spielen.« Ich wandte mich zur Tür und ohne ein weiteres Wort verließ

Weitere Kostenlose Bücher