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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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ich entnahm, dass sie noch nichts wusste. Gleich nach dieser Erkenntnis bekam ich es mit der Angst zu tun. Larissa stand in der Mitte ihres Zimmers, die Augen zusammengekniffen, das Gesicht verzerrt. Sie wiegte den Oberkö rper hin und her und ich befürchtete, sie würde gleich zusammenbrechen. Doch dann riss sie die Augen auf und sie wirkte, als blicke sie in die Ferne.
    »Das Internat. Mein Bruder war auch dort. Irgendetwas war mit dem Internat. Und mit meinem Bruder«, flüsterte sie. »Ich hab es gewusst.« Sie legte den Kopf schief und lächelte entrückt.
    Mein Versuch, in Larissas Gedanken vorzudringen, um mir ein Bild ihres Geisteszustandes zu machen, war gelinde gesagt wie Achterbahnfahren. Mein Herz sprang fast aus meiner Brust, solche Panik verursachte ihr wirres Gerede gerade in mir.
    In Larissas Kopf herrschte ein solches Chaos an unverständlichen Gedankenfetzen, Bildern und immer wieder schwarzen Löchern. Als würde Larissa versuchen, ein Puzzle zusammenzusetzen, von dem wichtige Teile fehlten. Die Teile, die ihr dabei helfen konnten, das Rä tsel zu lösen, dessen Antwort sie einmal kannte. Und es ärgerte sie, dass sie es nicht lösen konnte. So verzweifelt sie auch versuchte, an die Informationen zu kommen, die sie brauchte, die schwarzen Löcher ließen sich nicht flicken. Und die wenigen Puzzleteile, über die sie verfügte, ergaben keinen Sinn.
    Larissa begann zu weinen und sich die Haare zu raufen und ich musste mir eingestehen, dass es vielleicht ein Fehler war, ihr von Kate zu erzählen. Aber sie hätte es sowieso erfahren. Kate konnte nicht ewig krank sein. Mir blieb also kaum eine andere Wahl. In meinen Armen beruhigte sie sich, flüsterte aber immer wieder: »Wenn ich nur wüsste, was ich vergessen habe. Ich weiß nur, es war wichtig. Es war wichtig und ich hab es einfach vergessen.«
    Ich machte mir wirklich Sorgen um meine Freundin. Wenn Kate recht hatte, und ich ihr bald folgen würde, wie würde Larissa das dann verkraften? Solange ich nicht verstand, was hier los war, solange konnte ich nicht darauf hoffen, dass ich es vermeiden konnte, nach Deutschland gehen zu müssen. Mir blieb kaum eine andere Wahl. Ich würde mit meinen Eltern reden müssen.

12. Kapitel

    Nachdem ich sicher war, dass es Larissa besser ging, lief ich nach Hause. Wild entschlossen, herauszufinden, was hier los war.
    In der Bibliothek meines Vaters grübelte ich über das nach, was ich bisher wusste. Ich fügte die Fakten zusammen; Kate und Kirsty, die beide erst krank wurden und dann auf das Internat geschickt wurden. Meine Gedankenleserei und Kates Tagebucheinträge.
    Was hatte Kate geschrieben? Dass sie es von ihrer Großmutter wusste. Nur was? Und sie schrieb von einer Wandlung. Hätte sie sich nicht noch kryptischer ausdrücken können? Wenn sie sich schon die Mühe machte, mir auf diese Weise Informationen zukommen zu lassen, dann hätte sie wenigstens so schreiben können, dass ich sie auch verstand.
    Seit dem Tag meiner Geburt stand auch in ihrem Eintrag. Also hatte es wohl doch etwas mit meinen leiblichen Eltern zu tun? Vielleicht sollte ich wirklich versuchen, etwas über sie herauszufinden.
    Nacheinander riss ich entschlossen die Fächer vom Schreibtisch meines Vaters auf. Wenn es irgendwo Unterlagen über meine leiblichen Eltern gab, dann hier. J eden Ordner, jeden Briefumschlag durchsuchte ich nach einer Geburtsurkunde oder Ähnlichem. Aber ich fand nichts. Nicht den leisesten Hinweis auf mich oder meine Geburt. Laut meiner Eltern wurde ich in Boston geboren, aber mittlerweile wusste ich, dass das nicht stimmen musste. Schlagartig begriff ich, dass ich überhaupt nicht wusste, wer ich war. Plötzlich kam ich mir in meinen eigenen Augen vor wie eine Fremde. Ich war eine Person, die ich nicht kannte.
    Nein, sagte ich mir. Denk nicht darüber nach. Such weiter. Es muss irgendwo etwas geben. Ich begann nach dem kleinen Tresor zu suchen, der irgendwo hinter den unzähligen Büchern meines Vaters versteckt war. Er hatte ihn einmal geöffnet, als ich mit ihm im Raum war.
    Ich versuchte mich an die Szene zurückzuerinnern. Dann sah ich es vor mir. Ich war acht, vielleicht neun, saß auf dem Boden in der Mitte der Bibliothek und jaulte wie ein Wolf zur Zimmerdecke hoch. In der Bibliothek meines Vaters gab es drei Wände, die komplett bedeckt waren von Regalen voll mit Büchern.
    Zögernd ging ich auf die Wand zu, die rechts vom Schreibtisch meines Vaters war. Dann stellte ich mich davor und drehte mich so,

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