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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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Scherzen zumute war. Eigentlich passierte das schon solange ich denken konnte, dass Schüler von Silence nach Füssen wechselten, aber bisher hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, weil es mich nicht direkt betraf. Ich hatte mich allenfalls mal darüber gewundert, mehr aber nicht. Doch jetzt war Kate dort und in ihrem Tagebucheintrag schien sie sicher, dass auch ich bald dorthin wechseln würde.
    »Ich kann dir wirklich nichts darüber sagen. Vielleicht fragst du deine Eltern.« Greta wirkte angespannt und ich war mir sicher, sie wusste mehr, als sie zugab. Mit gerunzelter Stirn rieb sie eine Gurke in Scheiben. »Au.« Mit einem Scheppern fiel die Metallreibe auf den Fliesenboden. Greta schüttelte ihre Hand und verzog das Gesicht. »Schärfer, als ich dachte«, murmelte sie und grinste mich an.
    Der Geruch ihres Blutes traf mich wie eine Gewehrkugel. Ich erkannte den Duft sofort. Genau so hatte Giovanni an dem Abend vor dem Diner auch gerochen. Nur stieg mir der würzig süße Duft jetzt viel stärker in die Nase. Er vernebelte mein Hirn und ich musste mich anstrengen, den Drang zu unterdrücken, vom Stuhl aufz uspringen und an Gretas Finger zu schnuppern. Zumindest war Schnuppern das, was ich mir zu diesem Zeitpunkt eingestand.
    Statt über die Haushälterin herzufallen, flüchtete ich in mein Zimmer. Was war nur los mit mir? Früher wäre mir schon beim bloßen Anblick von Blut übel geworden. Und dass man Blut so stark roch, war mir auch neu. Bei großen Mengen von Blut konnte ich mir das gerade noch vorstellen, aber nicht, dass so kleine Verletzungen einen so starken Geruch verursachen konnten, dass ich die kupfrige Note noch über dem Geruch des Essens hin wahrnehmen konnte.
    Anders. Oh ja, langsam hatte ich keinen Zweifel mehr an dem, was Ermano über uns gesagt hatte. Wir waren anders. Nur was bedeutete dieses Anderssein für mich? Wenn Ermano nicht mit mir reden wollte, dann sollte ich versuchen, Giovanni dazu zu bringen. Wahrscheinlich war nicht nur diese Internatsschule merkwürdig.
    Larissa hätte mir vielleicht mehr sagen können. Ihr Bruder hatte auch einmal dieses Internat besucht. Aber konnte ich es wagen, sie mit meinen Sorgen zu belasten? Es würde ihr schon viel abverlangen, wenn sie erfuhr, dass Kate nicht mehr in Silence war, aber wenn ich ihr erzählte, ich könnte Gedanken lesen … Nein, das Risiko war ich nicht bereit einzugehen. Schon einmal hatte ein Fehler, den ich begangen hatte, sie nach Brevard in die Klinik gebracht. Ich wollte nicht noch einmal Verursacher dessen sein, was Larissa sich antat, wenn ihre Sorgen und Ängste begannen, sie zu erdrücken.
    Sie litt an der Borderline Krankheit und verletzte sich in solchen Augenblicken selbst. Ihre ersten Schatten hatte diese Krankheit auf Larissa geworfen, als ihr Bruder Silence verlassen hatte und auf das Internat nach Füssen gegangen war. Und gerade als Larissa erfuhr, dass er wohl nicht mehr zurückkehren würde, hatte ich beschlossen, die Erfolgsleiter herabzusteigen und eine Karriere als einzige Kriminelle von Silence zu beginnen. Larissa behauptete immer wieder, dass nicht ich an ihrem erneuten Krankenhausaufenthalt schuld war, aber ich wusste es besser. Allein die Nachricht, dass ihr Bruder nicht mehr in Silence leben würde, hätte sie unmöglich so verstören können.
    Larissa wohnte in einem kleinen Haus im Zentrum von Silence, wenn man überhaupt von einem Zentrum sprechen konnte. Ganz Silence hatte vielleicht einen Durchmesser von fünfzehn Kilometern. Keine Stadt, die viel zu bieten hatte, weswegen viele junge Menschen sie nach dem Schulabschluss verließen und nie wieder zurückkehrten.
    Während ich durch Silence schlich, überlegte ich, wen ich kannte, der schon einmal auf dem Prinz Wilhelm Internat war und wieder nach Hause zurückgekehrt war. Da ich keine älteren Geschwister hatte, konnte ich auf eine solche Informationsquelle nicht zurückgreifen.
    Als ich über eventuelle Verwandte nachgrübelte, kam mir ein Gedanke, den ich bisher noch nie erwogen hatte. Ein Gedanke, der so naheliegend war, dass es mich wunderte, warum er mir nicht eher eingefallen war. Wenn wirklich etwas mit mir vorging, wenn ich mich veränderte, wer konnte besser Antwort geben als meine leibl ichen Eltern?
    Ich hatte erst vor wenigen Wochen erfahren, dass ich adoptiert wurde. Aber die Ereignisse, die sich kurz darauf entwickelten, hatten mich so weit abgelenkt, dass ich daran nie auch nur einen Augenblick gedacht hatte. Wer, wenn nicht sie,

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