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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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würde mir erklären können, was mit mir passierte. Nur leider wusste ich weder, wer meine Eltern waren, noch, wo ich sie finden konnte, oder ob sie überhaupt noch lebten.
    Als ich vor dem Haus der Familie Camphell stand, wusste ich, dass ich herausfinden musste, von wem ich abstammte, bevor ich herausfinden konnte, was mit mir nicht stimmte.
    Was nicht in meine Überlegungen und Verschwörungstheorien um Silence und das Internat passen wollte, war aber genau diese Adoption. Wenn mehrere in Silence a nders waren – angenommen alle, die irgendwann auf besagtes Internat wechselten -, wie passte ich dann da rein? Wäre dann nicht anzunehmen, dass meine Adoptiveltern nach Silence gekommen waren, weil sie wussten, dass ich anders war? Vielleicht war es gar nicht nötig herauszufinden, wer meine wahren Eltern waren, weil meine Adoptiveltern sowieso Bescheid wussten. Ich war mittlerweile so verwirrt, dass ich gar nichts mehr wusste. Fürs Erste würde ich mich der Aufgabe annehmen, Larissa zu erklären, dass Kate dieses Was-auch-immer-Internat besuchte. Auch wenn ich angst hatte, dass Larissa diese Neuigkeiten nicht gut verkraften würde, sie hatte ein Recht darauf, es zu erfahren. Und erfahren würde sie es ohnehin in nächster Zeit. Besser von mir, als von jemand anderen.
    Kate und ich hatten uns geschworen, immer auf Larissa zu achten. Da Kate nicht mehr da war, fiel diese Aufgabe jetzt mir zu. Ich hoffte nur, dass ich nicht vers agen würde. Noch einmal würde ich den Anblick nicht ertragen können, wie Larissa in der Ecke ihres Badzimmers saß und aus tiefen Schnitten in ihren Armen Blut herausquoll.
    Wenn ich das geschafft hatte, würde ich versuchen, Licht in dieses Chaos zu bringen, was sich mein Leben nannte. Und ich war mir noch nicht schlüssig, ob ich Kate noch so gern hatte wie früher. Darüber würde ich mir auch noch den Kopf zerbrechen müssen.
    Larissas Zuhause war eins der typisch deutschen Häuser von Silence. Schwere braune Dachbalken bildeten das Hauptaugenmerk des Gebäudes und hoben sich vom weißen Untergrund der Wände ab. Braune hölzerne Fenster wurden gerahmt von Fensterläden. Unter den Fenstern waren Blumenkästen angebracht, in denen rote Hängegeranien blühten.
    Larissa öffnete mir die Tür und zog mich stürmisch in eine Umarmung.
    »Wo warst du nur?«
    »Zu Hause. Ich musste mir über einiges klar werden.« Schuldbewusst zog ich die Augenbrauen hoch.
    Larissa zog mich hinter sich her in ihr Zimmer. Das Haus der Camphells war bäuerlich eingerichtet mit großen schweren Möbeln in dunklen Farben. Die Holztreppe knarrte unter unserem Gewicht, als wir nach oben stiegen.
    »Ich hab mir ganz schön Sorgen gemacht. Erst verlässt du fluchtartig die Party und heute auch noch die Schule. Was ist los mit dir?«, wetterte Larissa. Ich ließ mich auf Larissas schlichtes Holzbett fallen und stöh nte.
    Larissa kramte in ein paar Heften und Büchern herum, schaltete ihren Computer aus und setzte sich mir gegenüber auf die alte Holztruhe, die wir als Kinder selbst mit Blumen bemalt hatten, da der originale Farbanstrich so weit verblasst und abgeblättert gewesen war, dass die Truhe einen deprimierenden Eindruck gemacht hatte. Mit unseren kindlichen Malereien wirkte sie lustig und völlig deplatziert im jugendlich eingerichteten Zimmer von Larissa.
    Larissas Reich schien gegen den altbäuerlichen Charme, den der Rest des Hauses versprühte, zu protestieren. Das metallene Bücherregal, der Schreibtisch mit der Glasplatte und die Designerstehlampe, die wie eine gebogene Angel aussah, wollten so gar nicht zur Einrichtung ihrer Eltern passen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich ehrlich. »Ich muss mit dir reden. Und ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll. Ich weiß nur, dass es schwer sein wird für dich.«
    Vielleicht hätte ich vorher einen Onlinekurs belegen sollen; wie bringt man seiner an Borderline erkrankten Freundin bei, dass unsere andere Freundin fortgegangen war, ohne sich zu verabschieden. Unruhig rutschte ich auf dem Bett umher, wie ein Kleinkind, das dringend musste, aber Wichtigeres zu tun hatte, als auf diesen natürlichen Drang zu reagieren.
    Kate tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den flauschigen Hochflorteppich, der ihr Zimmer ausfüllte.
    »Es ist Kate«, platzte es schließlich aus mir heraus.
    »Wieso? Was ist mit Kate?«
    »Sie geht jetzt auf dieses verdammte Internat in Füssen.«
    Larissa schnappte nach Luft, als wäre der Sauerstoff aus ihrem Zimmer gesaugt worden, woraus

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