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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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klang hörbar genervt von meiner Eindringlichkeit, also beschloss ich, mich zu fügen und später noch einen Versuch zu unternehmen.
    »Danke. Das werde ich machen.« Damit legte ich auf und warf dem Foto der Internatsschule auf meinem Desktop einen wütenden Blick zu - stellvertretend für Ms. Keller, die mich ja nicht sehen konnte.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, die Sachen durchzusehen, die Kate mir hinterlassen hatte. Darunter war auch James der Bär.
    James hatten wir auf einem Schulausflug erstanden. Während andere Schulen Ausflüge innerhalb der USA bevorzugten, lagen die Ausflugsziele der Silence High über dem großen Teich. Wie unsere Schule solche Sachen finanzierte, war mir ein Rätsel, aber ich wollte mich nicht beschweren. Wie viele Amerikaner konnten schon von sich behaupten, schon einmal im schönen alten Europa gewesen zu sein. Genau. Und noch weniger schon in ihrer Jugend.
    Unser Ausflug hatte uns nach Deutschland geführt. Genau genommen nach Berlin. Ziel des Ausflugs waren weniger die unzähligen Sehenswürdigkeiten als das Festigen der deutschen Sprache. Unsere Aufgabe war es, eine Liste der Sehenswürdigkeiten abzuarbeiten, das aber bitte ohne Hilfe einer Karte, sondern mithilfe der Einwohner und Touristen in Berlin; wo bitte geht es zum Brande nburger Tor?
    In einem kleinen Geschäft für Erinnerungsstücke hatten wir dann diesen süßen Berliner Bären mit seinem Krönchen auf dem Kopf entdeckt. Es ist das Wappentier der Stadt … und das schon seit 1280. Wie die nette Verkäuferin uns erklärt hatte, entdeckte man das Wappen mit Bär als Erstes auf einem Gildebrief vom 22.03.1280. Ein stattliches Alter für so ein Bärchen.
    Da uns der Name Berliner Bär aber nicht so zusagte, tauften wir ihn kurzerhand, völlig undeutsch; James. Als Namenspatron musste James Marsters herhalten, weil dieser mindestens genauso süß ist, wie unser Bär.
    Unser Wir-sind-Zwillinge-Foto hatte Kate auch mit beigelegt. Geschossen hatte dieses Bild Kates Mutter. Wir waren damals vierzehn und hatten uns für den Herbstball in Schale geworfen. Wir trugen beide dieselben Sachen; einen schwarzen Minirock und eine weiße Bluse mit schwarzen Punkten. Auf dem Bild wirkten wir wirklich wie Zwillinge, wobei Kate wohl immer die Hü bschere von uns beiden bleiben würde.
    Schmunzelnd betrachtete ich das Foto und schwelgte in Erinnerungen. Kates Mutter war für mich immer eher eine Mutter als meine eigene Mutter. Ihre abweisende Haltung von heute Morgen verstand ich deshalb nicht. Vielleicht machte es ihr doch zu schaffen, dass sie Kate fortgeschickt hatte - recht so.
    Ich schob den Karton unter mein Bett und legte mich zum Heulen auf den Teppich vor den Kamin. Irgendwann brachte mich mein knurrender Magen dazu, mich in die Küche zu begeben, um nachzusehen, was Greta heute gekocht hatte.
    »Na, Mädel, heute die Schule mal ausgelassen?«, begrüßte sie mich lächelnd.
    Ich nickte und zog mir einen der Barhocker zurecht. Den Kopf in die Hände gestützt, beobachtete ich Greta, die gerade einen Hackbraten aus dem Ofen zog. Warme duftende Luft schlug mir entgegen und mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.
    »Du kommst doch aus Füssen«, hob ich an. »Was weißt du über das Internat, auf das ich gehen soll?«
    Greta ließ fast die Pfanne fallen. »Du meinst das Prinz Wilhelm?«, fragte sie, ohne mich anzublicken. Mir war das leichte Zittern in ihrer Stimme nicht entgangen.
    »Ja. Kate geht jetzt dorthin«, sagte ich bemüht unschuldig.
    »Na ja, es soll sehr schön dort sein. Es ist umgeben von den Alpen. Im Sommer ist es herrlich grün und im Winter romantisch weiß. Es wird ihr bestimmt gefallen.«
    Greta richtete einen Teller mit Kartoffelbrei, Hackbraten und Gemüse für mich an und stellte ihn vor mich hin, ohne mich anzuschauen. Ich musste kein Psychologe sein, um mitzubekommen, dass sie mir etwas verschwieg.
    »Weißt du, warum so viele von hier auf dieses Internat wechseln? Ich meine, es gibt doch sicher Ähnliche hier in der Nähe?«, bohrte ich weiter.
    Greta zuckte mit den Schultern. Geschäftig räumte sie Geschirr in die Spülmaschine.
    »Es liegt wohl an der festen Freundschaft zwischen den beiden Schulen.«
    »Mir kommt das komisch vor. Ich meine, erst wird Kirsty krank, dann schickt man sie auf das Internat. Dann wird Kate krank und sie wechselt auf das Internat. Vielleicht ist es gar kein Internat, sondern eine Klinik«, sagte ich gespielt scherzhaft, obwohl mir überhaupt nicht nach

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