Silent Control | Thriller
murmelte er. »Ich brauche Lakritz. Habt ihr das?«
»Ich glaube nicht, aber das können wir bestimmt auch besorgen.«
Miles schien ehrlich um sein Wohlergehen besorgt zu sein. Nun ja, immerhin hing von Torbens Erfolg auch sein eigener ab. Mit Clark war nicht zu spaßen. Er wollte Ergebnisse sehen, und sie hatten nur knappe zwei Tage Zeit. Ein weiteres Mal griff Miles zum Hörer.
»Und?«, fragte Torben, nachdem Miles die Bestellung weitergegeben hatte.
Miles lächelte. »Wir lassen es einfliegen. Müsste in wenigen Stunden da sein.«
Als Torben zum Wurm vorgedrungen war, zitterten seine Finger. Er nahm die Hände von der Tastatur.
»Glaub mir, das kann nach hinten losgehen«, flüsterte er, so leise er konnte.
Doch Miles winkte ab. »Tu es einfach.«
Während er sich durch Massen von Befehlszeilen wühlte, dachte Torben an Clarks Androhung. Es gab kein Entrinnen, wenn er die Server nicht von seiner Aktion befreien würde. Auch kein Entrinnen für Nova und Svenja. Er musste es schaffen, auch wenn es schier aussichtslos war. Oder bluffte Clark? Was nützten ihm schon zwei Tote in Schweden?
»Moment, was wird das?«, schreckte Miles auf, als Torben ein neues Programm öffnete und einen Code eingab.
»Ich versuche, an den Countdown zu kommen. Mehr schaffe ich sowieso nicht. Aber dann wird das Programm wenigstens nicht starten.«
»Na also«, sagte Miles und drehte sich zufrieden zu den Soldaten um, die die Szene mürrisch beobachteten.
Torben nutzte diesen winzigen Augenblick der Unachtsamkeit. Mit wenigen Befehlen gelang es ihm, dass er das genaue Gegenteil dessen auslöste, was er tun sollte.
Miles bekam große Augen. »Was hast du gemacht, du Irrer?«
»Keine Ahnung, wie das passiert ist. Ich wollte die Zeile für den Countdown löschen. Komisch. Dadurch ist das Programm gestartet.«
Miles schlug auf die Tasten und stoppte die Netzverbindung, damit wurden die Befehlsketten unterbrochen. »Du bringst dich immer mehr in Schwierigkeiten.« Er rollte mit seinem Stuhl zu einem anderen Rechner, schaute kurz in eine virtuelle Darstellung der Server und atmete erleichtert auf. Nichts war geschehen.
Torben hatte es nicht geschafft. Wieso warnte ihn Miles? In mehr Schwierigkeiten konnte er doch kaum noch kommen?
»Schätze das war es erst mal!«, sagte Miles mit einem traurigen Unterton.
Miles war der Einzige, der ihn nicht feindlich behandelte. Merkwürdig, dachte Torben, vielleicht sieht er mich als Kollegen?
Torben wurde von den Soldaten gepackt und vom Stuhl gezogen. Aus dem Augenwinkel erfasste er auf einem anderen Bildschirm, dass Miles vermutlich mit einer Heerschar von Mitarbeitern an der Spiegelung des Netzes arbeitete. Wie weit sie damit waren, erkannte er nicht. Dabei konnte es nur darum gehen, das gesamte Internet und seine Inhalte auf alternative Server zu spielen, um sie von kritischen Inhalten zu befreien und wieder online zu stellen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür. June Madlow kam herein. »Was haben Sie mit ihm vor?«, fragte sie Miles mit einem Blick auf die Soldaten, die Torben immer noch festhielten.
Er hob die Hände. »Befehl vom Direktor! Das geht Sie nichts an.«
KAPITEL 34
WÜSTE NEVADA – BUNKER WHITESTAR
Clark ging durch einen der langen Korridore in Richtung des streng abgeriegelten Labors, in dem Orlando arbeitete. Am kommenden Tag würden in London Dinge ins Rollen kommen, die er sich selbst noch nicht auszudenken vermochte. Fast im Minutentakt erreichten ihn alarmierende Nachrichten aus Europa, Russland und China, die allzu deutlich machten, wie schnell sich die Krise jetzt zuspitzte. Aus den vereinzelten Protestaktionen war eine globale Bewegung geworden, mit Demonstrationen, Blockaden und Streiks, die das öffentliche Leben an den Rand des Stillstands brachten. Die Regierungen standen unter Zugzwang, es bestand dringender Handlungsbedarf. Doch kaum ein Land hatte eine Strategie für den Fall vorbereitet, dass ein ganzes Volk rebellierte.
Der Druck wurde stärker, auch auf ihn. Clark atmete tief durch und nutzte den kurzen Augenblick der Ruhe, um seine Strategien zu überdenken. Der Fall Arnström ist so gut wie erledigt, dachte er zufrieden, der ist wie erwartet eingeknickt. Nun wurde es Zeit, sich um die zweite Stufe des neuen Waffensystems zu kümmern, damit er in London nicht mit leeren Händen dastand.
Als der CIA-Chef das Labor betrat, war Orlando mit einer kleineren Variante jenes elektromagnetischen Apparats beschäftigt, der in Manhattan seinen ersten
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