Silent Control | Thriller
Test bestanden hatte. In der handlichen Version hatte die Strahlenwaffe nur noch einen Umfang von etwa dreißig Zentimetern und konnte mittels einer Halterung auf der Schulter getragen werden, glich aber in der Konstruktion seinem großen Bruder. Auch der Generator war entsprechend kleiner proportioniert, sodass er in einen Rucksack passte.
In sich versunken, schraubte der Wissenschaftler gerade die Verkleidung aus Leichtmetall zu und redete vor sich hin.
»Ach Kathy, wo bist du wohl jetzt?«
Er bückte sich ächzend nach einer heruntergefallenen Schraube. »… Leid bringen wir über die Welt, nur Leid mit unserer Sucht nach Wissen. Hätte ich auf dich gehört, säße ich jetzt mit dir in einem Konzertsaal, aber sie werden sich noch wundern …«
Unangenehm berührt, verharrte Clark auf der Schwelle des Laborraums. Er war beschämt, Zeuge dieses intimen Augenblicks zu werden, auch wenn er nur wenig von dem Gemurmel verstanden hatte. Ja, er spürte fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen.
Knapp zwei Jahre zuvor hatte er Orlando in das Team geholt, nachdem das Potenzial seiner Forschungsergebnisse erkannt worden war. Anfangs hatte man dem erwählten Zirkel von einem Dutzend Wissenschaftlern versprochen, man werde sie nur ein paar Tage in Whitestar benötigen. Doch Orlandos Entdeckung erwies sich als zu brisant, um ungenutzt zu bleiben. Aus der Informationsveranstaltung, die das Tavistock Institute als Austausch zwischen Regierung und Forschung getarnt hatte, wurde eine Geheimoperation, um die Übertragung psychotronischer Signale militärisch anwendbar zu machen. Der CIA-Direktor hatte als Erster erkannt, wie wertvoll diese neue Technologie für den Einsatz in Undercover-Aktionen sein konnte. Deshalb hatte er Orlando gezwungen, mit Hochdruck an einem serienfähigen Prototyp zu arbeiten. Zu groß war seine Angst, dass er den Technologiewettlauf mit anderen Nationen verlieren könnte.
Ohne irgendwelche moralischen Bedenken hatte Clark den völlig überrumpelten Wissenschaftler in Whitestar festgehalten, im Namen der nationalen Sicherheit. Als Druckmittel nutzte er Orlandos schwächsten Punkt, die Angst um seine Familie. Genau genommen, handelte es sich um Erpressung, das wusste Clark.
Mit einem demonstrativen Räuspern machte er sich bemerkbar. Der Wissenschaftler fuhr zusammen. In seinen Augen stand Furcht, aber auch eine Spur Verachtung für seinen Kerkermeister.
»Gute Arbeit, Orlando, morgen kommt Ihr kleines Spielzeug zum Einsatz«, sagte der CIA-Direktor aufmunternd. Er setzte sich neben einen Tisch, auf dem neben Rechnern unzählige Elektronikteile und Skizzen lagen. »Sie können stolz auf sich sein!«
»Stolz?« Orlando winkte ab. »Wofür auch immer Sie es einsetzen wollen – dies ist kein Kinderspielzeug, sondern eine extrem gefährliche Waffe. Außerdem ist ein Problem aufgetaucht.«
Clarks Mundwinkel zogen sich nach unten. »Und das wäre?«
»Dazu müssten Sie mehr von der Materie verstehen«, seufzte Orlando. »Lassen Sie es mich so erklären: Die Frequenzen …«
Clarks Handy vibrierte in seiner Hosentasche. Während er das Gespräch annahm, hellte sich seine Miene schlagartig auf.
»Sehr gut, Miles. Wie lange brauchen Sie, um das Ganze zu reinigen?«
Zusammengekauert hockte Orlando auf seinem Stuhl und spielte mit einem Schraubenzieher, während er zuhörte.
»Gratulation, wusste ich’s doch, dass Sie es schaffen«, rief Clark ins Handy. »Das heißt, wir starten Mindvision in spätestens einer Woche, wenn Arnström Ihnen hilft? Perfekt. Ja doch, er wird Ihnen helfen, dafür sorge ich.«
Er steckte sein Handy wieder ein und wandte sich erneut Orlando zu.
»Ihre Skrupel schmücken Sie, mein Lieber. Die Wissenschaftler, die die Atombombe entwickelten, hatten die gleichen Bauchschmerzen. Aber sie haben dadurch den dritten Weltkrieg verhindert, bis zum heutigen Tag.«
Es war nicht zu übersehen, wie angewidert Orlando von diesen simplen Binsenweisheiten war. Er stand auf und ging mit schleppenden Schritten zu Clark hinüber. Seine Stimme wirkte brüchig, als er weitersprach. »Bisher stellte sich vor allem die Frage, wie die Gehirnzellen und das zentrale Nervensystem des Menschen beeinflusst werden können.« Er setzte sich zu Clark an den Tisch. »Mein Team und ich haben diese Wirkmechanismen vor allem zu Heilzwecken erforscht. Dabei interessierte uns, wie die Zellen untereinander kommunizieren, wie sie Informationen austauschen und speichern. Letzteres spielt in der Suchttherapie
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