Silent Control | Thriller
umzugehen. Täglich waren sich Menschen im Unterbewusstsein über die negativen Auswirkungen ihres Handelns im Klaren, und dennoch taten sie nichts dagegen. Nicht zuletzt betraf es auch ihn selbst. Er wusste, dass er das Leben seiner Probanden aufs Spiel setzte, trotzdem machte er weiter.
Noch einmal überflog er den Ausdruck. Was Clark jetzt in der Hand hielt, stellte alle bisherigen Manipulationstechniken in den Schatten.
Eine abgrundtiefe Angst verstärkte Torbens Verunsicherung. Die unerträglichen Einsamkeitsgefühle steigerten sich zu blanker Verzweiflung. Niemand war für ihn da. Wie sehnlich wünschte er sich jetzt, dass Nova ihn in den Arm nahm. Nur für einen Moment wollte er Geborgenheit spüren, einfach ihre Nähe fühlen und mit ihr zusammen sein.
Der frühe Verlust seiner Eltern hatte ihm lange schwer zu schaffen gemacht. Nova war für ihn wie eine Schwester geworden – irgendwie auch mehr. Aber die Angst, sie zu verlieren, wenn er ihr seine Liebe gestand, hatte ihn nie den letzten Schritt gehen lassen. Erging es ihr vielleicht ebenso? War er zu furchtsam gewesen?
Ein durchdringender Kopfschmerz ergriff ihn. Stöhnend wand er sich auf seinem Stuhl. Eine fast unerträgliche Schmerzgrenze war erreicht. Er litt, körperlich und seelisch. Wie komme ich hier nur raus? Nova, verdammt, wo bist du? Es waren die einzigen Fragen, die er sich noch stellen konnte.
Er versuchte es mit einer Atemübung, die Nova ihm beigebracht hatte. Langsam sog er die Luft ein, hielt sie drei Sekunden an und ließ sie dann wieder heraus. Nachdem er die Übung ein paarmal wiederholt hatte, beruhigte er sich ein wenig. Seine Gedanken ordneten sich. Im nächsten Augenblick sah er den einzig logischen Ausweg aus seiner desolaten Situation. Verblüfft zwinkerte er mit den Augen. So kannte er sich nicht. Noch nie war er so schnellen Gefühlsschwankungen und Gedankenflüssen ausgesetzt gewesen.
10:14 Uhr
Psychotronische Übertragung vollständig/Puls normalisiert sich
10:15 Uhr
Kurz andauernde panische Reizüberflutung
10:19 Uhr
Ende des Versuchs – Datenauswertung folgt
Orlando verringerte die Strahlendosis, nachdem er ein letztes Mal die höchste Frequenz auf seinen Probanden abgefeuert hatte. Nun schien doch alles seinen geplanten Verlauf zu nehmen.
Wie wild versuchte Torben, sich die Dioden von der Stirn zu schütteln. Er spürte dumpfe Schläge in seinem Schädel.
»Hey, verdammt, kann ich mit jemandem reden?«
Ein Soldat tauchte auf und nahm ihm die Fesseln und Dioden ab.
»Ich will mit dem Direktor sprechen«, verlangte Torben.
Der bullige Soldat schaute ihn mürrisch an. »Sie werden gleich abgeholt.«
Torben spürte keine Schmerzen mehr. Im Gegenteil. Aber es blieb etwas in seinem Hinterkopf, das an ihm zog, als würde es ihn festhalten oder hinauswollen. Das mulmige Gefühl, dass er all seine früheren Überzeugungen verloren haben könnte, wich der Sicherheit, dass er eine richtige Entscheidung getroffen hatte. Es war sogar plötzlich eine Erleichterung, die Perspektive gewechselt zu haben. Nun würde er Miles helfen, er musste nur die Schnittstellen einer Auswertungssoftware verbinden. So würde er am schnellsten wieder nach Hause kommen, der Rest war nicht mehr seine Sache – oder? Ein Zerren lief durch seine Schläfen, als würde sich im Schädel Druck aufbauen. Es war kein wirklicher Schmerz, aber ein Druck, der zudem panische Angst auslöste. Er fühlte sich wie in einer völlig fremden Welt.
»Verdammt, was ist nur mit mir los?«, murmelte er, während er darauf wartete, sich endlich sein Ticket in die Freiheit zu erarbeiten.
Unablässig, geradezu zwanghaft, ging Orlando seine Daten durch. Letztlich gab es keinen Anlass zum Zweifel, aber ein Schatten blieb. Hatte er etwas übersehen? Fahrig packte er ein paar Unterlagen zusammen. Dann verließ er die Versuchsstation.
Der CIA-Chef war unterdessen in sein Büro gegangen, wo er das Ergebnis abwarten wollte. Torben Arnström habe seine Schuldigkeit getan, hatte er dem Wissenschaftler noch zugerufen, June Madlow würde den Rest erledigen.
Genau über diese letzten Worte dachte Orlando nach, während er mit hängenden Schultern in sein Labor zurückging. Dort angekommen, sah er mit Schrecken, dass bereits ein Dutzend der kleinen Psychotronics in Säcke verpackt wurden. Er presste die Lippen zusammen. Was mit den Waffen geschah, solle ihn nicht kümmern, gab man ihm zu verstehen. Es ist zu früh, durchzuckte es ihn, oder ist Clark bereit, über Leichen
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