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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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das mit Spygate anmaßen? Occupy oder Anonymous hatten selbst keine Antworten auf die völlig verworrene Lage. Die Welt war so komplex geworden. Schwarmintelligenz. So ein Schwachsinn, dachte Torben. Langsam wurde ihm klar, dass die Strategie, den Menschen ihre völlige Selbstbestimmung, die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal zu lassen, zu einem unkontrollierbaren Chaos führen würde.

    Orlando schaute auf den Bildschirm. Der Hirnscan belegte an der Ausschüttung bestimmter Neurotransmitter, dass Arnström nun reif war. Zudem waren jene Hirnbereiche hochaktiv, die die negativen Affekte tatsächlich in positive verwandeln würden. Der Zweifel des Probanden an seiner eigenen Sichtweise stand bildhaft vor Orlando. Es funktionierte offenbar.
    Nicht alle können in diesem Luxus leben, hatte Clark in dem New Yorker Restaurant gesagt. Als Torben darüber nachdachte, spürte er einen stechenden Schmerz in der vorderen Stirn. Seine Gedanken beschleunigten sich. Er hatte das Gefühl, dass etwas in ihn eindrang. Die Angst vor der Zukunft, die Clark und dieser Bericht nur zu treffend prognostizierten, baute sich wie ein Berg vor ihm auf. War es am Ende keine Frage von Moral und Ethik mehr, die Zügel in der Hand zu behalten? War die Sicherheit – auch die Sicherheit der Menschen – nicht oberstes Gebot? Wenn es ums reine Überleben ging, wurden dann nicht Werte wie Demokratie und Gerechtigkeit zu einem gefährlichen Luxus?
    Wie eine Flutwelle überrollten Torben die Thesen und Folgerungen. Es wollte gar nicht mehr aufhören, so, als würde seine Festplatte neu programmiert, um alle Überlegungen auszuwerten.
    Orlando verließ sich selten auf seinen Instinkt, aber der junge Mann im Versuchsraum sah aus, als wäre er umgeschwenkt. Er sah, wie Arnström mit einem abschließenden Nicken den Bericht zusammenklappte. Unablässig hatte er Gedanken und Befehle über die Photonen in sein Bewusstsein manövriert. Sie brachten ihn nun dazu, zu akzeptieren, dass nur eine totale Kontrolle der Menschen den kompletten Untergang verhindern könne und auch er dafür Verantwortung trage. Er ging an einen Rechner und lud die Trägerwelle erneut mit Daten auf, alles Befehle, die Clark ihm vorgegeben hatte. Doch im gleichen Augenblick geschah etwas völlig Unerwartetes: Der Proband bäumte sich auf.

10:09 Uhr
Vorbereitung für die Induktion der Photonen
10:10 Uhr
Psychotronische Signale werden induziert
    »Okay!«, schrie Torben. »Holt mich hier raus!« Er zerrte an seinen Fesseln. »Ich muss an einen Rechner!«

10:11 Uhr
Arnström gerät aus dem Wirkungsradius/Überreaktion im Hypothalamus
10:12 Uhr
Psychotronische Welle unterbrochen
    Auf den Ausbruch folgte vollkommene Leere. Torben hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand einen Eisblock ins Gehirn gelegt. Er verlor fast das Bewusstsein. Es war wie verrückt: Etwas in ihm wollte ihn davon abhalten, was er eben noch beschlossen hatte. Er konnte sich auch nicht mehr erinnern, wann Clark von ihm gefordert hatte, für Miles ein Programm zu schreiben. Sein Gedächtnis war ein schwarzes Loch.
    Jetzt sah Orlando bestätigt, was er befürchtet hatte. Arnström war der Gehirnwäsche zu lange ausgesetzt gewesen. Zwar schien er sich wieder zu fangen, doch die Daten zeigten etwas anderes an: tiefe Verstörung.
    Niedergeschlagen druckte Orlando den Versuchsverlauf aus. Diese Panne wird den Jungen vermutlich seinen Verstand kosten, dachte er schuldbewusst, aber immerhin habe ich nun alle Komponenten, die ich brauche.
    Minutiös checkte er noch einmal die einzelnen Stadien des Experiments. Bei zukünftigen Einsätzen konnte er nun alles so einrichten, dass die Empfänger der Trägerwellen keinerlei Widersprüche, körperliche Symptome oder Sinneseindrücke erleben würden, die Zweifel an ihren manipulierten Entscheidungen aufkommen ließen. Schon nach kürzester Zeit würden die implantierten Gedanken mit dem Langzeitgedächtnis kohärent sein. Wenn es bei diesem zähen Jungen gelingen würde, wie einfach wäre es mit einigen Modifikationen, leicht zu beeinflussende Persönlichkeiten abzurichten.
    Orlando schaute in den Versuchsraum. Mit wirrem Blick starrte der junge Mann vor sich hin. Vermutlich wurde gerade seine gesamte Persönlichkeit auf den Kopf gestellt. Solche Komplikationen hatte er vorhergesehen, doch er hoffte inständig, dass ihm etwas einfallen würde, wie der Zustand des Jungen wieder stabilisiert werden könnte.
    Im alltäglichen Leben war es doch so leicht, mit Widersprüchen

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