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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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beirren. »Ich bin nicht mehr ich selbst. Was immer mit mir gemacht wurde. Offenbar haben sie mich nicht völlig geknackt, aber …«
    Jetzt bemerkte Miles die Ankunft der beiden. Er stand auf und schlenderte heran, die Hände in den Hosentaschen.
    »Hier haben Sie Ihr Wunderkind«, scherzte June, um Harmlosigkeit bemüht. »Es hat wohl eins auf die Nase bekommen.«
    »Ist nichts Schlimmes, das habe ich öfters«, versicherte Torben, auch wenn der Anblick des Bluts im Taschentuch ihn in Panik versetzte.
    Zwei Agenten stürmten ins Kontrollzentrum. An den Krümeln auf ihren Jacketts konnte man unschwer erkennen, dass sie aus der Kantine kamen.
    »Sorry, wir haben uns verspätet, es war viel Betrieb in der Kantine«, entschuldigte sich der eine von ihnen und zeigte auf Torben. »Agent Madlow, wir übernehmen ihn jetzt! Ihr Helikopter ist aufgetankt, Sie können gleich starten.«
    »Selbstverständlich, meine Herren. Dann pack ich mal meine Sachen. Endlich wieder frische Luft!«
    Zögernd ging sie Richtung Tür. Als sie außer Sichtweite der Agenten war, hob sie unmerklich den Daumen. Torben sah sich um. Galt das Zeichen wirklich ihm? Offenbar, denn Miles war schon wieder zu seinem Rechner gegangen. Was hatte June vor?
    Verloren ging June Madlow durch die dunkle Betonwüste. All die Jahre hatte sie geglaubt, dass sie ihrem Land diente, der Sicherheit der Nation. Und nun musste sie sich eingestehen, dass dies eine trügerische Illusion war. Sie war nur das Werkzeug einer Maschinerie, die Menschen missbrauchte und sie wie Roboter Befehle ausführen ließ. Ich habe versagt, dachte sie, jämmerlich versagt mit meinem Kadavergehorsam, meiner blinden Autoritätshörigkeit. Wie konnte ich mich nur zur Dienerin menschenverachtender Methoden herabwürdigen lassen?
    Es war vorbei. Gleich am nächsten Tag würde sie kündigen. Ihre Ersparnisse würden eine Weile reichen, viel brauchte sie ohnehin nicht zum Leben. In ihrem winzigen Einzimmerappartement in Washington hatte sie ohnehin wenig Zeit zugebracht, weil sie ständig auf Reisen war. Vielleicht sollte ich mir irgendwo ein Haus auf dem Land kaufen, überlegte sie, Rosen züchten und den ganzen Dreck vergessen, in dem ich jahrelang gewühlt habe.
    Mit ihrer Identity Card öffnete sie den Büroraum, der in den vergangenen Tagen gleichzeitig ihre Unterkunft gewesen war. Nur hier ließ man ihr einen Rest Intimität. In den Unterkünften waren keine Kameras installiert.
    Torben setzte sich zu Miles und reichte ihm feierlich die Hand. »Na, dann wollen wir mal. Als Erstes brauche ich Zugang zum Netz.«
    »Kein Problem, ich habe dir sogar deine Lakritz besorgt.« Miles lächelte schief und schob Torben gleich zwei Tüten hin.
    Er machte einen ziemlich irritierten Eindruck. Offensichtlich war der Leiter der Zentrale nicht so umfassend eingeweiht, wie Torben vermutet hatte. Dennoch traute er ihm keinen Millimeter über den Weg und musste sein Spiel weiterspielen. Aus dem unteren Teil des Überwachungszentrums kam ein junger Mann mit kurz geschorenen Haaren herauf.
    »Miles, die Server sind bereit.« Neugierig betrachtete er Torben, der eine Lakritztüte aufgerissen hatte und sich kauend auf seinem Stuhl zurücklehnte. »Ist das etwa der Super-Nerd, der das Sabotageprogramm geschrieben hat?«
    »Ja, aber wir wollen hier keine Legendenbildung. Geh wieder an deinen Platz.«
    »Okay, okay, man wird ja wohl mal fragen dürfen.« Der junge Mann zog ab. Eine Minute später starrten sämtliche Mitarbeiter des unteren Kontrollraums hoch, um Torben hinter der Glasscheibe auszumachen.
    »Tja, hier bist du inzwischen ziemlich berühmt«, erklärte Miles grinsend. »Gut, ich zeige dir mal, wie weit ich gekommen bin.«
    Er öffnete einige Fenster auf seinem Rechner, und Torben stellte erstaunt fest, dass Miles den Wurm und damit Spygate schon so gut wie bezwungen hatte. Das konnte unmöglich sein alleiniges Werk gewesen sein. Er machte handwerkliche Fehler, als hätte er nur Halbwissen. Gut, er hatte ein ganzes Team hinter sich. Aber wie oft wusste Wallins nicht, was seine Leute bei Saicom eigentlich zauberten. Doch der war ein stinknormaler Firmenboss, hier allerdings residierte die CIA. Und da setzte man so einen merkwürdigen Typen hin?
    »Du warst nah dran, hast aber die Vererbung aus einem anderen Code nicht kapiert«, sagte Torben bewusst überheblich und klopfte dem verdutzt dreinschauenden Programmierer mit einem Finger auf die Hand.
    »O Gott, ich Idiot.« Miles war peinlich berührt und

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