Silent Control | Thriller
daran, die Daten ins Netz zu bekommen, während er weiterlas: Alle digitalen Informationen sind mit sozialen Netzwerken abzugleichen. Recorded Future und Psyscan ermitteln die notwendigen Dossiers über systemkritische Personen. Personen, die durch Mindvision als inkonform oder bedrohlich eingestuft worden sind, werden in spezielle Lager und militärisch bewachte Zonen zur Überwachung gebracht.
June schüttelte den Kopf. »Torben wir müssen raus hier!«
Als er ein weiteres Dokument öffnete, schnaubte er vor Wut. »Verdammt, ich muss das erst senden, June. Was ist, wenn wir es nicht rausschaffen? Dann war das alles umsonst! Die Menschen müssen das erfahren!«
Verbissen versuchte er weiter Zugriff auf das Handynetz und das Internet zu bekommen.
»Die BGP-Router sind wieder da! Das Internet ist nicht mehr völlig gesperrt. Irgendwer hat da noch seine Finger im Spiel!«
Völlig außer sich, erhaschte June eine Textpassage, als sie Torben eigentlich schon vom Stuhl reißen wollte. »Ich glaube es einfach nicht. Nur wer sich in Zukunft marktkonform verhält, wird in die freien Wirtschaftszonen gelassen. Dort soll das Leben dann wohl seinen gewohnt trügerischen Lauf nehmen und die anderen verrecken, oder was?«
»Wundert dich das etwa?« Torben zuckte mit den Schultern. »Darum geht es doch hier: um Kohle, sonst nichts. Solltest du allmählich begriffen haben.«
Er hackte sich weiter ins System und bekam Zugang zu einem Programm der technischen Bunkerabteilung, das von der Zentrale gesteuert wurde.
»Torben!«
»Hab’s gleich! Ich versuch, uns noch etwas Zeit zu verschaffen. Kannst du beten, June? Dann tu’s jetzt.«
In der Kommandozentrale versuchten Miles und sein Team, die Rechner im Sektor C von der Zentrale zu trennen. Einem jüngeren Computerspezialisten stockte der Atem.
»Heilige Scheiße, der Typ macht dasselbe wie wir – nur schlauer! Er hat uns fast abgekoppelt!«
Mit finsterem Blick starrte Miles auf den Bildschirm.
»Das sehe ich selber. Der steckt uns alle in die Tasche. Wie zum Teufel macht er das?«
Torben scrollte ungeachtet Junes Beschwörungen, den Raum zu verlassen, wie ferngesteuert Seite um Seite des Geheimdossiers Silent Control herunter. Er fand konkrete Pläne, wie Sonderzonen für aufsässige Bürger errichtet werden sollen. Dazu die Kosten für elektrische Zäune, bewaffnete Drohnen, die Verpflegung mit Standardnahrung, jedes Detail. Für große Teile der Bevölkerung wurden Bootcamps vorbereitet, die meisten Metropolen sollten gesäubert und abgeriegelt werden. Weiß der Himmel, wie lange die das schon planen, dachte er, während er weiter Daten auf das iPad lud.
June wurde zusehends unruhiger und inspizierte den Flur, doch noch waren die Schotten geschlossen. Torben blickte kurz in Junes ängstliches Gesicht.
»Ich hab’s bald. Ich komme ins Darknet!«
Torben stellte sich vor, was für ein Sturm losbrechen würde, wenn das hier bekannt würde. Arbeitsplätze würden künftig nur noch an Leute vergeben, die vorher einen Test mit dem Psyscan bestanden hätten. Nur wer sich als absolut loyal zum Staat erweist, darf in die Wirtschaftszonen. Das nennt man also marktkonform!, ging es Torben durch den Kopf.
»Der reine Horror. Gegen Clark und sein Silent Control ist Orwell ein Waisenknabe. Die wollen ihr eigenes Volk einsperren!«
In rasantem Tempo tippte Torben sich weiter durch den Dschungel der Codes. June gab ihre Lauerstellung für einen Moment wieder auf und stellte sich hinter Torben. Er überflog die letzten Einträge und wollte die Datei gerade schließen, als June eine Gänsehaut über den Rücken lief.
Auf einer Liste unter dem Text standen die geistigen Väter von Silent Control. Als Letztes, mit einer Leerzeile abgesetzt, standen dort drei Wörter, die Torben schwindelig machten.
»Agent Peter Norris«, flüsterte June.
Für Torben brach eine Welt zusammen. Sein Mentor, der erbittertste Kritiker der CIA, war der Spiritus Rector dieses Höllenplans? Peter hatte das alles konzipiert?
»Es tut mir so leid für dich«, sagte June leise.
»Dieses elende Schwein hat mich reingelegt! Aber wieso?«
»Wie auch immer. Das riecht nach Verschwörung. Der Präsident würde diesen Horror niemals absegnen.«
»Jetzt wird mir einiges klar.« June schlug sich gegen die Stirn. »Clark dreht frei. Der hat das alles eigenmächtig angezettelt. Und deshalb hat er auch seinen Stellvertreter aus dem Weg geräumt, diesen Eliston. Angeblich ist der bei einem Autounfall beinahe
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