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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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Ansprache des Chefs.
    Mikael Wallins hatte sich mal wieder in Rage geredet, was Torben immer ein wenig belustigte. Er nannte ihn insgeheim Mika den Wikinger, weil er ihn mit seinem Bart und seiner hünenhaften Statur an einen Abkömmling des alten Seefahrervolks erinnerte. Daran konnten selbst der elegante Maßanzug und das blütenweiße Hemd nichts ändern.
    Die Rede schien kein Ende zu nehmen. Unbehaglich rutschte Torben auf seinem Stuhl hin und her. Er verspürte dieses typische Ziehen in seinen Nackenmuskeln, wenn er zu wenig geschlafen hatte. Doch der Duft von frischem Kaffee und Croissants auf einem Tisch an der Wand hob seine Laune ein wenig.
    Endlich machte der Wikinger eine Pause. Übergangslos setzte eine heftige Diskussion über die Informationsfreiheit und die Bedrohung der Wirtschaft durch die Occupy-Bewegung und Anonymous ein. Torben nahm die Wortwechsel nur als Hintergrundgeräusch wahr. Er gähnte verstohlen und vergrub die rechte Hand in seiner blonden Mähne. Teilnahmslos starrte er zur Wand hinter Wallins, auf die Zahlen und Diagramme projiziert worden waren.
    Er sah zu Nova hinüber. Sie war sichtlich aufgewühlt. Sie debattierte mit Kilian, während sie sich suchend umsah. Als sie Torben in der hintersten Reihe entdeckte, warf sie ihm einen alarmierten Blick zu. Er konnte ihn nicht entschlüsseln. War etwas geschehen, von dem er nichts wusste?
    Seine Müdigkeit hinderte ihn, aufzustehen und mit seinem Stuhl einen Platz in ihrer Nähe zu suchen. Seine Lider wurden immer schwerer. Nur einen gefühlten Augenblick später riss ihn die zu einem Dröhnen gesteigerte Stimme von Mikael Wallins aus seinem Dämmerzustand. Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete der Saicom-Chef gerade auf die Wand hinter sich.
    »Was ich euch gleich zeige, ist vermutlich erst der Anfang. Vorher aber gibt es etwas zu klären. Ich weiß, dass einige von euch mit diesen Terroristen von Anonymous sympathisieren. Nur damit wir uns verstehen: Wer das tut, ist hier in Zukunft nicht mehr am richtigen Platz!«
    In der Tat hatten Anonymous selbst bei Saicom einige Sympathisanten, was mal mehr, mal weniger offen gezeigt wurde. Ein Tuscheln ging durch die Reihen.
    »Die jüngsten Attacken stellen alles Bisherige in den Schatten. Ich erwarte deshalb von jedem, dass er eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnet und damit deutlich Stellung gegen Anonymous bezieht. Wer sich weigert, muss Saicom noch heute verlassen!«
    Das klang gar nicht gut. Also stimmten die Vermutungen über neue Angriffe von Anonymous?
    Wallins ergriff einen Stapel mit Blättern und reichte die Unterlagen in die erste Reihe. Es wunderte Torben nicht, dass niemand mit Abwehr reagierte. Gut bezahlte Jobs wie bei Saicom waren im Moment auch in Schweden schwer zu bekommen. Und so gingen die Zettel durch die Reihen, und alle unterzeichneten brav. Nur Nova knüllte demonstrativ das Papier zusammen und warf es auf den Boden. Torben schluckte. Hatte Nova den Verstand verloren? Wollte sie ihren Rausschmiss riskieren?
    Als der Blätterstapel ihn erreichte, verzog er verächtlich den Mund, setzte aber seine Unterschrift auf das Papier. Wallins hatte nicht mal im Ansatz genug Sachverstand, um den tieferen Sinn des Cyberwar zu verstehen. Doch es schien ihm egal zu sein, solange seine Firma durch die täglichen Sicherheitsprobleme, die die Hackerangriffe weltweit verursachten, gut verdiente. Du Idiot hast immer noch nicht verstanden, welche Dimension erreicht ist. Dieser Krieg kann ganze Infrastrukturen mit einem einzigen Virus lahmlegen, und es braucht nicht mehr viel, und jedes Computerkid kann das, dachte Torben. Doch das war nur die eine Seite der Medaille. Mit dem martialischen Tönen der Militärs, die vor der Bedrohung warnten, wurden klammheimlich Zensur und Spionage in jedem Bereich des Netzes und in der Öffentlichkeit durchgesetzt. Aber ich habe bald einen Weg, das alles auf null zu fahren, grinste er in sich hinein, warte nur ab, Wallins, deine Firma ist bald am Ende. Eben hatte Torben seinen Stift wieder eingesteckt, als Nova auf ihn zustürzte. Ihr feuerrotes Haar leuchtete, ihre Miene war ein einziger Vorwurf.
    »Wieso hast du diesen Dreck unterzeichnet?«
    Torben zuckte mit den Schultern. Er kannte Nova seit fünf Jahren, und er kannte auch ihr aufbrausendes Temperament. Sie hatten gemeinsam gelernt und gemeinsam gefeiert, hatten Nächte hindurch zusammen am Rechner gesessen. Im Lauf der Zeit war eine tiefe Vertrautheit zwischen ihnen entstanden. Doch die wurde

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