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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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meisten wirkten eher frostig. Sie hatte sich ins Aus geschossen. Von heute an gehörte sie in eine andere Liga. Einer nach dem anderen wandte sich ab und ließ sie einfach stehen.
    Torben wollte gerade einen Schritt auf sie zumachen, als ihn jemand von hinten auf die Schulter tippte. Er drehte sich um. Wallins stand vor ihm. Seine Stirn war in tiefe Falten gelegt, ein leichter Schweißfilm lag auf seiner Haut. Das Ganze ging ihm sichtlich nahe.
    »Komm bitte mit in mein Büro.«
    Torben hob die Augenbrauen. Was würde Wallins ihm jetzt auftischen? Mit einem betont gleichgültigen Gesichtsausdruck folgte er seinem Chef. Während der sich vergewisserte, dass die Bürotür auch wirklich zu war, zog sich Torben den Parka wieder aus und hängte ihn achtlos über den nächstbesten Stuhl.
    Wallins Wirkungsstätte war ein strahlender Tempel, verglichen mit Torbens vermüllter Bude. Ein weitläufiger, hellgrau gestrichener Raum mit edlen Wurzelholzmöbeln und einem mehrfarbigen Designerteppich. An den Wänden hingen hoch dotierte Gemälde zeitgenössischer Künstler – kostbare Dekoration und millionenschweres Investment zugleich. Der Schreibtisch war penibel aufgeräumt. Nur ein Laptop und eine Vase mit einer einzigen Ananasblüte standen darauf. Vor den Fensterfronten, die den Blick auf die Skyline Stockholms freigaben, erstreckte sich ein Konferenztisch, an dem locker mehr als zwanzig Personen Platz fanden.
    So sehen die Büros der Führungsriegen aus, dachte Torben. Dann korrigierte er sich innerlich. Nein, so hatten ihre Büros früher ausgesehen. Eine neue Zeit war angebrochen. Diejenigen, die jetzt die Macht eroberten, hatten weder Dienstwagen noch beeindruckende Büros. Sie hockten in kleinen, schäbigen Zimmern wie Torben. Doch von dort aus kontrollierten sie die gewaltigen Informationsströme, die rund um den Globus zirkulierten. Von dort aus drangen sie in die letzten Geheimnisse der Machthaber vor.
    Wallins deutete auf den Besprechungstisch und kreuzte die Arme vor der Brust.
    »Setz dich. Kaffee? Wasser? Saft?«
    Torben winkte ab. Er wollte nichts trinken. Er war jetzt nur noch neugierig. Die Hände in den Hosentaschen, ließ er sich am Konferenztisch nieder. Der war vollkommen leer, bis auf einen weißen Umschlag.
    Wallins goss sich einen Whisky ein, trotz der frühen Stunde. Er musste wirklich schwer angeschlagen sein. Er nahm einen tiefen Schluck und lehnte sich an seinen Schreibtisch.
    »Du weißt, dass ich deine Arbeit immer sehr geschätzt habe, Torben. Aber mal ehrlich: Seit Monaten leistest du nur noch einen Bruchteil dessen, was du wirklich kannst. Ich habe erfahren, dass du deine Nächte und offensichtlich auch deine Zeit im Büro damit verbringst, an einem Programm zu arbeiten, das nicht zu deinen Aufträgen gehört.«
    Torben räusperte sich. »Das ist doch Quatsch, ich habe nur …«
    »Und was ist das?«
    Wallis drehte seinen Laptop so, dass Torben das Display sehen konnte. Sofort erkannte er an den Daten, dass aufgezeichnet worden war, wann und welche Dateien er von seinem Rechner auf einen USB-Stick geladen hatte. Verdammt, er hatte seinen Chef unterschätzt.
    Triumphierend klickte Wallins einen Anhang an, der sich öffnete. Es war ein Skript, das Torben sich heruntergeladen hatte. Ein einziges Mal nur hatte er das getan, und schon war er erwischt worden. Heilige Scheiße. Wie stümperhaft!
    Er stand auf und betrachtete mit ausdrucksloser Miene das Skript. Cool bleiben, ermahnte er sich. Dem kannst du viel erzählen.
    »Ach das.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist nur ein Skript, das den Crawler unterstützt, um Websites nach Schädlingen zu durchsuchen und automatisch zu löschen. Daran habe ich wochenlang rumgetüftelt, bin aber nicht wirklich weitergekommen. Deshalb wollte ich zu Hause daran arbeiten.«
    Ob Wallins diese Ausrede akzeptierte? Betont langsam kehrte Torben an den Konferenztisch zurück und fläzte sich wieder auf seinen Stuhl. Doch Wallins ließ sich nicht so leicht täuschen.
    »Hör zu, Torben. Für mich sieht es danach aus, dass du Ressourcen von Saicom benutzt, um auf eigene Rechnung ein Programm zu entwerfen. Du hast die Wahl. Entweder wirst du jetzt ein Teamplayer, oder es ist besser, du gehst auch.«
    Seltsamerweise fühlte sich Torben innerlich völlig ruhig. Ihm wurde bewusst, dass er nie ernsthaft an einen festen Vertrag mit Saicom gedacht hatte. Sollte Wallins ihn doch feuern. Auf die paar Kronen in den letzten Wochen bis zum Examen kam es jetzt auch

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