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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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Freunde nicht verlieren. Auf keinen Fall.
    Unterdessen war Wallins an sein Pult zurückgekehrt und forderte seine Mitarbeiter auf, sich wieder zu setzten.
    »Was ich euch mitzuteilen habe, unterliegt strengster Geheimhaltung. Ich warne euch. Das ist nicht nur eine der üblichen Floskeln wegen ein paar Geschäftsgeheimnissen.«
    Lauernd sah er in die Runde. Die Mitarbeiter nickten stumm. Wallins klickte auf die Tastatur seines Laptops. Eine neue Grafik erschien an der Wand. Mit pathetischer Stimme erläuterte er sie. Es ging wirklich um dramatische Vorgänge. In den vergangenen sechs Wochen, so Wallins, hätten Anonymous damit begonnen, vor allem Banken und die Top-150-Unternehmen im Netz zu attackieren. Sie hätten ganze Serverlandschaften gelöscht, sensible Daten gestohlen und würden diese bestimmt bald schon über sogenannte Mirror Server der Öffentlichkeit zugänglich machen. Geheimdienste und Regierungsbehörden kämen nicht mehr hinterher, erläuterte Wallins. Sobald sie einen Server aufgespürt hätten, werde auch schon der nächste eingerichtet.
    Also doch, dachte Torben. Also ist es wahr, dass Anonymous wieder zugeschlagen haben.
    Und schon wartete Wallins mit der nächsten schockierenden Information auf. Der Börsencrash drei Monate zuvor, bei dem an einem einzigen Tag über 300 Milliarden Dollar an der Wall Street vernichtet worden waren, gehe ebenfalls auf das Konto von Anonymous.
    »Wenn in den kommenden Wochen keine Lösung gefunden wird, wie wir Unternehmen und Regierungen vor weiteren Attacken schützen können, tritt der ›Kill switch act‹ in Kraft«, verkündete der Saicom-Chef düster. »Jedem ist hoffentlich klar, was das bedeutet.«
    Normalerweise waren Meetings für Torben ein einziges Schlafmittel, aber jetzt war er hellwach. Hatte er richtig gehört? Man zog allen Ernstes den »Kill switch act« in Erwägung? Das würde ja heißen, dass der Stecker aus der Dose gezogen wird. Das Internet komplett abzuschalten, das kann doch nur ein schlechter Scherz sein! Er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Das war etwas Neues. Etwas Unheimliches passierte. Er konnte es nur noch nicht richtig einordnen.
    Wallins klickte eine weitere Grafik an. Was darauf zu sehen war, erschien noch bedrohlicher. Der Ausfall des Internets in den USA drei Wochen zuvor sei entgegen der öffentlichen Darstellung kein Unfall gewesen. Nachdem Anonymous angekündigt hätten, aktuelle Pläne des US-Militärs zu veröffentlichen, sei das gesamte Internet für drei Tage schlichtweg abgeschaltet worden. Erst als ein intelligenter Crawler alle brisanten Daten gelöscht hätte, sei das Netz wieder aktiviert worden.
    Torben stockte der Atem. Er dachte an seinen roten Aktenordner. Am liebsten wäre er sofort zu seinem Büro gefahren, um die neuen Informationen auszuwerten. Dass es Anonymous geschafft hatten, an militärische Einmarschpläne von US-Bodentruppen zu gelangen, war eine Sensation. Um an solche Daten zu kommen, musste man einen Satelliten hacken – anders konnte man nicht in das Intranet des Pentagons eindringen.
    Wenn das stimmte, war Anonymous technisch wesentlich weiter, als Torben angenommen hatte. Nebenbei war es auch eine höchst peinliche Schlappe für Saicom: Ausgerechnet Wallins Firma hatte die Telemetriedaten der Satelliten verschlüsselt. Offenbar wirkungslos.
    Torben nagte an seiner Unterlippe. Einige Wochen lang hatte er Kilian bei der Arbeit geholfen und viele wichtige Details über die Verschlüsselungsmechanismen zwischen Bodenstationen und Satelliten ergattert. Dummerweise noch nicht alle Details. Er hatte vorgehabt, das neu erworbene Wissen für seine eigenen Pläne zu nutzen. Jetzt musste er aber fürchten, dass das Projekt eingestellt werden würde, bevor er alles, was er noch benötigte, in Erfahrung gebracht hatte. Er kniff die Augen zusammen. Verdammt, das war’s dann wohl.
    Wallins hob beschwörend die Hände. »Also, Leute, macht euch an die Arbeit! Die neue Version des Crawlers und der IP-Fahnder muss in spätestens sechs Wochen ausgeliefert werden und online gehen.«
    Damit war das Meeting beendet. Torben zog seinen Parka an. Ein bisschen schadenfroh war er schon, das musste er zugeben. Für den selbstgefälligen Wallins war diese Sicherheitspanne eine bittere Niederlage. Jetzt stand die Zukunft seines Unternehmens auf dem Spiel. Noch ein Fehler, und er konnte den Laden dichtmachen.
    Als Torben auf den Flur trat, sah er Nova wild gestikulierend mit einigen Kollegen diskutieren. Die

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