Silent Control | Thriller
Hosentasche. Er betrachtete es, als sei es das Letzte, was er je sehen würde.
Vorsichtig betastete er seine Stirnverletzung. Die Blutung hatte aufgehört. Ein bisschen stolz war er schon. Die Jahre eisernen Muskeltrainings hatten sich ausgezahlt. Er hatte keine weiteren Blessuren.
Nach einer halben Stunde unruhigen Abwartens und Lauschens fasste Torben einen Entschluss. Auch wenn es riskant war, er wollte zu Nova. Aber zuvor musste er etwas tun, was ihm größtes Unbehagen bereitete. Vielleicht sah er ja wirklich weiße Mäuse, aber besser war es. Blitzschnell öffnete er eine Mülltonne und warf sein Handy hinein. Nun konnte man ihn nicht mehr orten.
Novas Wohnung lag nur zwei Straßen entfernt. Wenn er sich ausschließlich in dem Labyrinth aus Hinterhöfen, Gärten und Kellern fortbewegte, könnte er es sicher unbemerkt zu ihr schaffen.
Das Blut aus seiner Platzwunde war inzwischen getrocknet. Vorsichtig schob er die Holztür auf und spähte nach draußen. Niemand war zu sehen. In seinem Kopf begann es wieder zu hämmern, während er gebückt über den Hinterhof lief. Er dankte seinem Schicksal, dass er die Gegend kannte wie seine Westentasche.
Ohne auch nur einmal eine Straße zu betreten, erreichte er den Innenhof von Novas Haus. Er nahm ein paar kleine Steine und warf sie an das hofseitige Fenster ihres Wohnzimmers. Sei da!, flehte er innerlich. Du musst da sein!
Torben unterdrückte ein Schluchzen, als Novas roter Schopf hinter der Fensterscheibe auftauchte. Eine Minute später öffnete sich die Kellertür.
»Komm schon rein!«
Nova zog ihn in den Keller und hastete mit ihm hoch in die Wohnung. Auf ihrem Gesicht brannten hektische rote Flecken. Erschrocken starrte sie Torben an, als er sich auf einen Küchenstuhl fallen ließ.
»Um Gottes willen, wie siehst du denn aus?«
Erst jetzt sah Torben, dass sein Parka blutverschmiert war. »Sie sind hinter mir her.«
Nova war außer sich. Beschwörend hob sie die Hände. »Wer denn? Himmel noch mal, Torben, wer und warum? Du drehst ja komplett durch!«
»Ich habe einen riesigen Fehler gemacht«, flüsterte er. »Es ist zu gefährlich, wenn ich in Stockholm bleibe. Kannst du mir bitte Geld leihen? Ich muss schnellstens weg!«
Ohne zu zögern, ging Nova zum alten Küchenschrank, öffnete eine Schublade und zog ein Kuvert heraus, das sie Torben reichte.
»Hier, das Geld hast du mir mal für schlechte Zeiten gegeben, erinnerst du dich?«
Torben nickte. Vor seinen Augen drehten sich glühende Kreise.
»Danke, Nova.« Er öffnete den Umschlag. Ein paar Hundert Kronen. Damit würde er nicht allzu weit kommen. »Hast du vielleicht auch eine Schmerztablette für mich?«
Sie betastete vorsichtig seine Stirn. »Von mir aus kannst du die ganze Packung haben. Aber was hast du jetzt vor? Wo willst du hin?«
»Soll ich ehrlich sein? Ich habe keinen blassen Schimmer.«
Torben stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Küchentisch auf, während Nova ins Badezimmer ging, um die Tabletten zu holen. Ja, wohin? Gute Frage. Gedankenverloren spielte er mit dem Schlüssel an der silbernen Kette um seinen Hals. Mit einem Mal richtete er sich kerzengerade auf.
Das Bankschließfach! Peters Schließfach! Was auch immer er in dem Schließfach vorfinden würde – wenn überhaupt jemand wusste, wie man unbemerkt verschwinden konnte, dann Peter. Langsam, ganz langsam formten sich seine ungeordneten Gedanken zu einem Plan. Als Nova mit den Tabletten in die Küche zurückkam, sprang er auf.
»Ich muss nach Hamburg. Und von da aus weiter nach New York, einen Anonymous, einen Commander Zero treffen«, sprudelte es aus ihm heraus.
Nova tippte missbilligend an ihre Stirn. »Geht’s noch? In deinem Zustand schaffst du es nicht mal bis zur nächsten U-Bahn-Station. Torben, wach auf! Niemand hat dich im Visier.«
Torben ließ sich nicht beirren. Ein Energiestoß durchzuckte ihn, als seien all seine Lebensgeister wieder erwacht. Er zeigte auf den Schlüssel an seinem Hals.
»Peter hat ihn mir gegeben. Er passt zum Schließfach einer Bank in der Nähe des Hamburger Dammtorbahnhofs. Für Notfälle. Und das hier ist ein Notfall!«
Nova schüttelte den Kopf. In ihren leuchtend blauen Augen stand nun Angst.
»Du hast doch nur ein Programm ins Netz gesetzt, das …«
Torben presste die Lippen zusammen, dann brach es aus ihm heraus: »Ich habe leider auch die CIA gehackt, um an Informationen über Peter zu kommen. Die CIA, verstehst du? Dafür stecken die mich ein paar Jahre in den
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