Silent Control | Thriller
silberne Schnalle der Tasche öffnete.
»Wow!«
Die Angst der letzten Tage wich für einen Moment dem Gefühl, endgültig in Sicherheit zu sein. Mit einem Schnalzer durchblätterte er das Bündel Geldnoten. Zehntausend Dollar! Mit den paar Hundert Kronen, die er bei Nova hinterlegt hatte, wäre hier Schluss gewesen. Das hingegen war ein kleines Vermögen für ihn. Doch die größte Überraschung lag zwischen den Scheinen: ein schwedischer Pass.
»Svensson?« Torben betrachtete fassungslos sein Foto. Es war das Gleiche wie auf seinem Saicom-Ausweis.
Wo zum Teufel hatte er das her?
Allmählich wurde ihm mulmig zumute. Bei dem Aufwand, den Peter betrieben hatte, musste es um weitaus mehr gehen als die Informationsfreiheit, unter der nicht wenige nur verstanden, dass sie ihren nackten Arsch auf Facebook posten durften. Peter musste ihm etwas verschwiegen haben. Ihm ging es immer darum, verdeckte Aktionen der CIA und anderer Geheimdienste zu enttarnen.
Torben betrachtete noch einmal aufmerksam seinen Fund. Aus den hinteren Seiten des Passes ragte ein kleiner gelber Zettel. Vorsichtig zog er ihn heraus.
Lieber Torben, las er. Wenn du diese Notiz in Händen hältst, ist vermutlich etwas Unvorhersehbares geschehen. Falls du nach Los Angeles fliegst, gehe zu dieser Adresse. Du kannst den Leuten, die dort wohnen, absolut vertrauen. Sie bringen dich ohne großes Aufsehen sicher nach Havanna. In Freundschaft, Peter. Dann folgte die Anschrift.
Nach Havanna? Das hatte sich mit Peters Tod wohl erledigt. Aber der Weg in die Staaten war nun frei. Torben hatte sich längst entschieden. Es gab kein Zurück mehr. Er musste diese Hacker in New York vor seinem Programm warnen, sonst würden sie ins offene Messer laufen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn und Spygate nicht ernst nehmen würden. Havanna würde ihm zur Not immer noch offenstehen.
Vor der Bank nahm er ein Taxi zum Flughafen. Er war unruhig und versuchte, die letzten aufkommenden Zweifel zu verdrängen. Die Fahrt führte ihn durch die vertrauten Straßen seiner Studentenzeit, vorbei an der Außenalster mit ihren großen Rasenflächen und den alten Weiden. Hier hatte er im Sommer oft seine Bücher studiert oder sich einfach zwischen den Vorlesungen entspannt. Schon ging es weiter entlang der Gründerzeitfassaden Eppendorfs in Richtung Flughafen.
»Wir sind da.« Die kehlige Stimme des Taxifahrers riss Torben aus seinen Gedanken.
Die roten Ziffern im Rückspiegel zeigten die Uhrzeit an. Halb zehn. Jetzt musste er nur noch ein Ticket buchen, und er würde in Freiheit sein.
»Nehmen Sie auch Dollar?«, fragte er den Taxifahrer.
Der war wenig begeistert. Doch seine griesgrämigen Gesichtszüge glätteten sich, als Torben ihm einen Hundertdollarschein mit den Worten »Stimmt so, danke« reichte.
Der Eingangsbereich des Flughafens war von einer imposanten Glaskonstruktion überwölbt. Männer in Businessanzügen und bunt gekleidete Touristen drängten sich vor den Security-Schleusen. Nachdem er sich kurz orientiert hatte, fand Torben die Counter der Fluggesellschaften. Gleich beim ersten kaufte er ein Ticket für eine Maschine, die zwei Stunden später startete.
Die junge Frau, die das Ticket für ihn ausfertigte, musterte ihn abschätzig. Torben sah an sich herunter. Der Armeemantel war in der Tat ziemlich abgedreht. An seiner Hose hafteten Blutspuren, und seine Sneakers waren schmutzig vom Stockholmer Schneematsch.
Wenigstens hast du genug Geld, um dir ein passenderes Outfit zu leisten.
»Ich sollte vielleicht mal mein Styling überdenken, was?«, sagte er auf Englisch.
Die junge Frau lächelte, als sie ihm das Ticket übergab. »Es sei denn, Sie gehen jetzt im März auf eine Halloweenparty.« Sie deutete auf einen Gang, der sich an den Eingangsbereich anschloss. »Da drüben werden Sie was finden.«
Die Auswahl an Geschäften war nicht groß, doch sie wirkten gut sortiert. Zuerst ging Torben in eine Drogerie. Er kaufte eine Zahnbürste, Zahnpasta, Kamm, Rasierzeug und einen schwarzen Rucksack, der neben der Kasse angeboten wurde.
Bevor er sich neu einkleidete, putzte er sich auf einer Herrentoilette die Zähne, wusch sich das Gesicht und kämmte sein Haar. Er hatte wirklich zum Fürchten ausgesehen. Anschließend zog er das Basecap wieder tief ins Gesicht. Die verkrustete Wunde war wahrlich keine Zierde.
In einer Boutique direkt nebenan fand er, was er suchte. Das Beratungsangebot der Verkäuferin schlug er freundlich aus. Er wusste genau, was er
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