Silent Control | Thriller
er sich den Mund ab. »Dieses Räuber-und-Gendarm-Spiel führt zu nichts. Eure Ambitionen sind bestimmt ehrenwert. Aber ich will mehr: Ich will den Krieg im Netz beenden. Und zwar durch absolute Transparenz. Mein Programm habe ich geschrieben, damit nichts mehr geheim gehalten werden kann. Kein Datenstrom, der verdeckt bleibt. Verstehst du?«
Jackson hatte schweigend zugehört, ohne seinen Burger anzurühren. »Es gibt einige hier, die das nicht witzig finden. Du sabotierst unsere Arbeit. Da verstehen wir keinen Spaß.«
Grollend sah Torben ihn an. »Von Spaß war auch nicht die Rede. Erzähl mir lieber, was für ein komischer Verein ihr seid. Ich denke du bist ein Anonymous. Habt ihr diesen Hackerkonvent organisiert?«
Jackson nickte. Er stürzte die Diet Coke hinunter und wickelte seinen Burger in die Serviette.
»Wir sind alle Anonymous. Schon vergessen? Was ist, kommst du mit? Die Jungs warten schon auf dich.«
Torben kämpfte innerlich mit sich selbst. Sollte er sich darauf einlassen? Oder war das Risiko zu groß?
»Okay«, sagte er schließlich. Hastig schlang er die Reste seines Burgers in sich hinein. »Aber keine miesen Tricks. Es gibt ein paar Leute, die gut auf mich aufpassen.«
Das war reiner Bluff. Torben wollte diesem Jackson nicht das Gefühl geben, dass er sich einfach so auslieferte.
»Lass mal stecken«, erwiderte Jackson lächelnd. Er legte ein paar Geldscheine auf den Tisch und stand auf. »Wir haben nicht vor, dich zu liquidieren.«
Zurück auf der Straße, pfiff Jackson ein Taxi heran und stieg ein.
Torben setzte sich zu ihm auf den Rücksitz und sah in das Gesicht eines Inders, der sich freundlich zu ihm umdrehte.
»Wohin soll die Reise gehen, Sahib?«
»Fordham Street, City Island«, antwortete Jackson. Er lehnte sich zurück und wickelte seinen Burger aus. »Kennst du die Bronx?«
Torben schüttelte den Kopf. Er hatte nur davon gehört. Und er wusste, dass es keine ungefährliche Gegend war.
Der Inder hatte einen höchst eigenwilligen Fahrstil. Unablässig hupend, nahm er anderen Wagen die Vorfahrt, hielt eisern auf Fußgänger zu und drängte Radfahrer an die Bordsteinkante. Der Vorteil dieser Fahrweise war, dass es schnell ging.
Neugierig sah Torben aus dem Fenster, während Jackson seinen Hamburger verspeiste. Als sie den nördlichsten der fünf New Yorker Bezirke erreichten, war Torben überrascht, wie viele architektonische Schmuckstücke es hier in der Bronx gab. City Island wirkte idyllisch, fast wie ein Dorf. Im Vergleich zum Rest der Stadt existierten noch viele Mom&Pop-Stores und kleine Restaurants, die offensichtlich schon seit Jahrzehnten hier ansässig waren.
»Willkommen im Mekka der abgestiegenen Yuppies«, erklärte Jackson im Tonfall eines Fremdenführers. »Hier wohnen Typen, die sich noch vor Kurzem Lofts für zehntausend Dollar im Monat leisten konnten.«
Die Sonne war inzwischen untergegangen. Torbens Mut sank, als das Taxi vor einem heruntergekommenen Backsteinbau aus den Fünfzigerjahren hielt. Die Gegend sah übel aus, ganz anders als noch ein paar Querstraßen zuvor. Wenn ihm hier etwas zustieß, war er verloren.
»Okay, gehen wir in die Hölle«, lachte Jackson, der Torbens besorgte Miene registriert hatte.
Mit gemischten Gefühlen folgte Torben dem Riesen zu einer angerosteten Stahltür. Jackson klopfte mit seiner Faust in einem abgezirkelten Rhythmus dagegen. Als sich die Tür öffnete, wurde Torben von hämmernden Basssounds empfangen. Er erkannte den Beat von Detroit Techno, einer Musik, die ihn durch seine Jugend begleitet hatte. Erinnerungen an die sorglose Zeit in Stockholmer Clubs stiegen in ihm auf. Wie Amphetamine schossen sie durch seine Adern. Er war jetzt richtig aufgekratzt.
Sie gingen eine lange Treppe hinunter, die in den Keller des Gebäudes führte. Unten angekommen, sah Torben eine Halle vor sich, so groß wie ein halbes Fußballfeld. In der Mitte stand ein Turm aus Stahlgittern, auf dem in etwa drei Meter Höhe zwei Glatzen den härtesten Beat auflegten, den er je gehört hatte. Einige Hundert Leute tanzten ausgelassen im zuckenden Schwarzlicht, das ihre Bewegungen wie in Zeitlupe wirken ließ.
Im Halbkreis zog sich ein scheinbar endloser Tresen durch den Raum. Dahinter war ein Dutzend Leute damit beschäftigt, Drinks zu mixen. Auch sie bewegten sich im Rhythmus der alles durchdringenden Sounds, die Torben bis in den Magen spürte.
»Wow«, sagte er anerkennend. »Geile Location.«
Jackson nickte zufrieden. »Aber das ist
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