Silent Control | Thriller
Programm?«
Mittlerweile hatten sich einige Leute um Torben und Jackson geschart. Jeder hier schien zu wissen, wer Torben war. Und dass er hier ein Fremdkörper war, jemand, der nicht dazugehörte.
Torben verzog den Mund. Er dachte gar nicht daran, diesem wilden Haufen seine Geheimnisse anzuvertrauen. Resolut stand er auf.
»War nett hier. Aber ich gehe mal besser.«
»Sorry, du bleibst«, sagte Jackson kalt.
Torben beobachtete entsetzt, dass sich ein paar der Männer vor der Tür postierten. Plötzlich wurde ihm bewusst, wie schutzlos er sich seinem vermeintlichen neuen Freund ausgeliefert hatte. Er musste vollkommen verrückt gewesen sein.
Auch Jackson hatte sich erhoben und tanzte mit der Bierdose in der Hand um ihn herum.
»Ist’n Cooler, ’n Hacker, ’n richtig geiler Checker«, rappte er drauflos. »Pass mal auf, Nerd, du bist raus, Nerd, wenn du diese Scheiße hypst, die Programme weiter schreibst …«
Fassungslos hörte Torben ihm zu. Mein Gott, der Typ war ja völlig durchgeknallt. Ganz abgesehen von den Verschwörungstheorien einer drohenden Weltregierung.
Und ihr wollt die berühmten Anonymous sein?
»Okay, Waffenstillstand«, lenkte Torben ein und schlug mit einer Hand knallend auf den Tisch. »Mit Spygate werde ich den Waffenstillstand sogar erzwingen. In zwei Wochen gibt es keinen Datenstrom mehr, dessen Herkunft und Ziel nicht sofort sichtbar ist.«
Jackson fing an zu lachen. »Spygate – hübscher Name. Sonst noch was, Mr. Größenwahn? Du hast eine neue Programmiersprache entwickelt, okay. Gute Arbeit. Aber das gesamte Programm? Vergiss es, das hast du nie allein zustande gebracht. Niemand schafft das allein. Also spuck’s aus: Für wen arbeitest du?«
Trotz der bedrohlichen Situation fühlte sich Torben auf einmal überlegen. Er spürte, dass sich die Feindseligkeit der Umstehenden mit Respekt mischte.
»Ich arbeite für niemanden. Ist mein eigenes Ding.«
Jackson hielt inne. »Toll, du Schlauberger. Nicht, dass ich dir das glaube. Bleiben wir bei den Fakten: Die werden das Netz abschalten, die Websites spiegeln und alles neu aufsetzen. Das wird allerdings so lange dauern, dass bis dahin alles zusammengebrochen ist. Die Wirtschaft, die Banken, die Verwaltung. Du bist tot, Mann. Die werden dich so lange grillen, bis du Spygate freiwillig wieder rückgängig machst. Falls sie es nicht selber können.«
»Können sie nicht.« Torben setzte sich wieder in den Sessel und schlug die Beine übereinander. »Der Wurm erschafft sich immer wieder neu.«
In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen. Einer der Türsteher stürmte herein.
»Die Bullen laufen ein!«, schrie er. »Ihr müsst sofort …«
Weiter kam er nicht. Zwei behelmte Männer in schwarzer Uniform stürzten sich auf ihn und rissen ihn zu Boden. Hinter ihnen drängten weitere Angehörige eines SWAT-Kommandos in den Raum.
Das Licht ging aus. Alle kreischten auf. Ein heilloses Durcheinander entstand. Torben spürte, wie ihn jemand mit sich zerrte. Also doch, dachte Torben. Sie sind hinter mir her!
»Lauf, so schnell du kannst«, zischte Jackson ihm zu.
Ohne etwas zu sehen, wühlten sie sich durch den Tumult. Torben drehte sich um. Hinter ihm irrlichterten grelle Lichtkegel durch den Raum. Im flackernden Schein sah er, wie Jackson eine unauffällige Tür aufzog. Sie stolperten in den Keller dahinter. Jackson verriegelte die Tür. Jetzt war es stockdunkel.
»Was hast du vor?«, flüsterte Torben atemlos.
»Die Biege machen, was sonst? Es gibt hier irgendwo ein Fenster!«
Torben hörte das Klirren von berstendem Glas. Er folgte dem Geräusch und kletterte hinter Jackson durch einen Fensterrahmen, den er im Dunkeln ertasten konnte. Hechelnd standen sie in der kühlen Nachtluft. Eine trübe Laterne beleuchtete den vollgemüllten Hinterhof, auf den sie gelangt waren.
Jackson hielt den Atem an und lauschte. Offenbar war ihnen niemand auf den Fersen.
»Ich weiß, dass du kein Bulle bist«, flüsterte er. »Aber vielleicht hattest du die Bullen im Gepäck, als du hierhergekommen bist. Wer zum Teufel ist noch hinter dir her?«
Torben hielt sich an der Mauer fest. Ihm war schwindelig. Jetzt ging alles wieder von vorn los. Nicht nur in Schweden verfolgte man ihn, auch hier.
»Ich bin völlig unerkannt eingereist. Verdammt noch mal, ich arbeite doch auf eigene Rechnung.«
»Darüber reden wir noch. Aber jetzt lass uns abhauen.«
Sie rannten über den Hinterhof auf einen großen, offenen Platz, der zu einem Fabrikgelände
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