Silent Control | Thriller
Ihnen schon vor Monaten …«
Strieber würgte Clark ab, bevor er weiter ausholen konnte.
»Sie begreifen ja gar nicht, welche Konsequenzen dieses Desaster hat! Im Internet explodieren die Solidaritätsbekundungen aus aller Welt. Und die europäischen Regierungen werden auf dem geheimen G20-Gipfel vor dem Mob einknicken, so wie es aussieht!«
Lou Strieber hätte zweifellos weitergebrüllt, wenn Clark nicht kurzerhand aufgelegt hätte. Er wartete einige Sekunden, atmete einmal tief durch und wählte Striebers Nummer. Sofort war der Lobbyist wieder am Telefon.
»Was fällt Ihnen ein! Warum haben Sie einfach aufgelegt?«
»Ich musste Ihnen mal kurz die Luft rauslassen. Es besteht überhaupt kein Grund zur Aufregung. Wir werden unsere Arbeit wie geplant weiterfuhren. Vertrauen Sie mir, wir verfügen über effektive Mittel, die Situation in den Griff zu bekommen, denn …«
Verärgert verzog Clark das Gesicht, als Strieber ihm abermals ins Wort fiel.
»Sie sollten endlich das Netz unter Kontrolle bekommen. Es sind Handy-Videos im Internet aufgetaucht. Sie zeigen deutlich, dass die Nationalgarde das Feuer eröffnet hat. Wenn wir den Mob nicht irgendwann mit Gewalt in seine Schranken weisen wollen, brauchen wir Mindvision jetzt, um die in den Griff zu kriegen. Wann startet Ihr kleines Wunderwerk?«
Wir werden vielleicht viel mehr Gewalt brauchen, als dir bewusst ist, dachte Clark. Du wirst dich vielleicht fragen, wie man Demonstranten dazu bringt, die der Gewalt abgeschworen haben? Aber auch dafür habe ich vorgesorgt, mein lieber Strieber, dachte Clark und straffte seine Schultern.
»Ich habe der Regierung genügend Vorschläge gemacht, die bisher ignoriert wurden. Sie sind nicht Manns genug, Entscheidungen zu treffen!«
Strieber explodierte fast. »Ich könnte diese renitenten Typen, die uns diesen Bullshit im Internet eingebrockt haben, auf den Mond schießen. Jetzt haben wir das Dilemma. Schalten wir das Netz ab, bricht die weltweite Rebellion aus. Lassen wir es angeschaltet, wird die Welt unregierbar. Sie müssen jetzt handeln, egal, was diese verweichlichten Regierungen sagen.«
Missbilligend schüttelte Clark den Kopf. »Ich weiß, was ich tun muss. Wir sehen uns wie besprochen in London. Dann präsentiere ich Ihnen eine Lösung. Einen schönen Tag noch, Lou.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete Clark das Gespräch. Was bildete sich dieser Mistkerl ein! Es war schließlich kein Geheimnis mehr, dass die Finanzwelt, unterstützt von Figuren wie Strieber, die Politik bestimmte. Als würde er das nicht wissen. Doch so schnell ließ sich Clark nicht den Schneid abkaufen. Er war immerhin Chef des mächtigsten Geheimdienstes der Welt, keine Marionette.
Während er eine neue Nummer wählte, wippte sein rechtes Bein unaufhörlich auf und ab. Von Kontrolle konnte längst keine Rede mehr sein, das musste er sich eingestehen.
»Willert, ich warte seit gestern Abend auf Nachricht über diesen schwedischen Hacker. Sind Sie im Tiefschlaf, oder was?«
»Keine Sorge, Sir. Wir sind an ihm dran«, erwiderte der leitende Agent Willert. »Gestern Abend hat er uns in ein Hackernest geführt. Der Einsatz war ein voller Erfolg. Wir konnten einige Zentralfiguren von Anonymous festnehmen, darunter den berüchtigten Davios.«
Immerhin, dachte Clark. Davios war lange schon auf der Liste des FBI gewesen, doch nun hatte sich die CIA als schneller erwiesen. Ein schöner Achtungserfolg.
»Was meinen Sie, Willert, wird uns dieser Hacker aus Stockholm auch zu Peter Norris führen? Oder ist Norris tot, wie behauptet wird?«
»Das kann niemand sagen.«
»Aber Sie sind an Arnström dran, sagen Sie. Wo ist der jetzt?«
Willert räusperte sich. »Im Moment abgetaucht.«
»Abgetaucht?«, schrie Clark. »Schon wieder eine Panne?«
»Tja, eine unserer Agentinnen hatte ihm als Aktivistin getarnt eine Wanze in den Rucksack befördert. Leider hat er den Rucksack in diesem Hackernest auf City Island zurückgelassen, als er uns während der Razzia entwischte. In dem Rucksack haben wir übrigens auch seinen gefälschten Pass gefunden. Aber wir behalten mit unseren geheimen Spezialdrohnen alles unter Beobachtung. Sobald er bei Tageslicht auch nur einen Fuß auf die Straße setzt, haben wir ihn.«
Ungehalten trommelte Clark mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. »Na, toll. Gibt es einen Plan B?«
»Selbstverständlich, Sir, wir haben ja unsere schwedischen Kollegen«, erwiderte Willert beflissen. »Sie haben Arnströms Freund Kilian
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