Silent Control | Thriller
Wissenschaftler hockte etwas erhöht auf einem Podest vor seinem Rechner. Gerade legte er seine Brille zur Seite und ließ den Kopf in die Hände sinken.
Auf dem Bildschirm war das digitale Abbild eines Gehirns zu sehen. Die verschiedenen Hirnareale waren durch unterschiedliche Farben sichtbar gemacht worden. Ein lautes Summen lag in der Luft. Es hörte sich an, als würden Tausende Fliegen durch die Luft schwirren.
In einer der von schalldichtem Glas umgebenen Laborkammern saß ein verwahrlost aussehender Mann in orangefarbener Kleidung. An seinem kahl rasierten Kopf waren Dutzende Dioden angebracht, deren Kabel in eine Reihe hochkomplexer Rechner mündeten.
Seine Gesichtszüge waren erschlafft. Der Mann lebte und atmete, aber in seinem Blick lag eine tiefe Leere, als sei er mit offenen Augen bewusstlos geworden.
Orlando hob den Kopf und betrachtete den Mann. Dann sprach er in ein Mikrofon. Scheppernd hallte seine brüchige Stimme durch den Raum. »Gebt ihm 200 mg Inoxin und 100 mg Amphetamin. Dann bringt ihn raus.«
Seine grauen Haare klebten an der Stirn, und die Bartschatten verrieten Clark, dass Orlando schon seit Tagen durchgearbeitet hatte. Doch die tiefe Müdigkeit in seinem Gesicht schien nicht nur auf Schlafmangel zu beruhen, sondern glich einer abgrundtiefen Depression. Abgeschottet durch das dicke Panzerglas, bastelte Orlando an etlichen Geräten herum, deren futuristische Formen den Entwicklungen in einer Hightech-Werkstatt aus Silicon Valley glichen. Die neue Generation der Rechner hatte die Fähigkeit, annährend die Kapazität des menschlichen Gehirns mit all seinen neuralen Verbindungen zu erreichen. Und genau darum ging es in diesem Labor. Orlando registrierte auf dem übergroßen Kristallbildschirm die letzten Hirnströme des Probanden. Die verschiedenen Hirnregionen waren nicht nur in unterschiedlichen Farben, sondern auch dreidimensional dargestellt. Die neuralen Verbindungen flossen in einem tiefen Rot durch das Gebilde, bis die Farbe verblasste und in Weiß überging.
»Ich habe es euch immer wieder erklärt«, rief er aufgebracht den Helfern zu, die sich an dem Mann zu schaffen machten. »Die Niedrigfrequenzen zwischen sechs und neun Hertz können das Langzeitgedächtnis schädigen. Ihr habt dem Mann gerade die Festplatte gelöscht! Also noch mal. Bleibt exakt bei sechs Komma siebenundsechzig Hertz!«
Clark beobachtete teilnahmslos, wie zwei Soldaten den leblosen Mann aus dem Raum schleiften.
Statt einer Begrüßung klopfte er mit den Fingerknöcheln auf den Schreibtisch des Wissenschaftlers.
»Nun, wie weit sind Sie gekommen?«
Orlando verharrte ein paar Sekunden reglos, bevor er reagierte. Seine graublauen Augen waren rot unterlaufen, seine Bewegungen wirkten unnatürlich verlangsamt, als er sich von seinem Sessel erhob.
»Wir bekommen das so nicht in den Griff«, sagte er tonlos. »Ich kann es nicht mehr verantworten, diese Männer Ihren menschenverachtenden Tests auszuliefern. Das ist …«
Mit einer Geste der Unwilligkeit unterbrach ihn Clark. »Diese Männer haben so viele Verbrechen begangen, dass kein Hahn mehr nach ihnen kräht. Ihre Todesurteile sind längst unterschrieben, diese Mistkerle kommen aus Pakistan. Sie tun diesem Land einen Gefallen. Wer kräht schon nach diesen dreckigen Terroristen. Ich will endlich Ergebnisse sehen!«
Er verlor zusehends die Geduld mit Orlando, der psychisch auseinanderzubrechen drohte. Und er hatte das Gefühl, dass dieser Mann längst nicht alles gab, was er hätte leisten können.
»Hören Sie auf, mir etwas vorzuspielen. Ihrer Frau und Ihren beiden Töchtern geht es gut. Sie möchten doch, dass das so bleibt, nehme ich an?«
Verschreckt sah Orlando ihn an, dann schaute er wieder in das Versuchslabor. Ein neuer Proband wurde mit verbundenen Augen hereingebracht. Während man ihm Dioden an den Kopf klebte, drückte Clark den schmächtigen Orlando tief in seinen Sessel. Mit seiner massigen Statur machte er Orlando sichtlich noch mehr Angst. Clark ließ von ihm ab und legte ihm einen Ausdruck der neuesten Nachrichten aus Washington auf den Schreibtisch.
Orlando war kaum in der Lage, die wenigen Zeilen zu lesen. Er sackte noch tiefer in seinen Sessel.
»Da draußen rotten sich die Feinde unseres Systems zusammen«, schimpfte Clark. »Ich trage eine gewisse Verantwortung. Und ich will die erste Variante der Psychotronics in zwei Tagen in Aktion sehen. Schaffen Sie das?«
Orlando richtete seinen Blick auf das Labor. Die neuen Probanden
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