Silent Control | Thriller
Verachtung. »Sie kleiner Hosenscheißer halten sich wohl für besonders schlau, was? Wir werden Ihnen die Daumenschrauben ansetzen, bis Sie die Engelein im Himmel singen hören. Na, los doch: Wie haben Sie es geschafft, unseren Satelliten unter Ihre Kontrolle zu bringen?«
Er baute sich direkt vor Torben auf, sodass der zu ihm hochblicken musste.
Torben zögerte. Nein, er würde keine Details ausplaudern. Niemals! Man hatte offenbar trotz seiner Schutzmaßnahmen seine IP-Adresse zurückverfolgen können und ihn auf diese Weise gefunden. Aber das Geheimnis seines Programms würde er auf keinen Fall preisgeben.
»Ohne Anwalt sage ich gar nichts.«
Eine schallende Ohrfeige ließ ihn zusammenzucken. Der kantige Typ legte ihm eine Hand um den Hals und drückte gezielt auf den Adamsapfel. Torben schnappte nach Luft.
»Wenn Sie nicht kooperieren, müssen wir leider etwas nachhelfen«, sagte er, während er seinen Aktenkoffer öffnete und eine Gummimanschette herauszog.
Er packte Torben am Oberarm und befestigte sie daran. »Was haben Sie eigentlich erwartet, Mr. Arnström? Dass wir uns von Ihnen einfach so in die Suppe spucken lassen?« Er zog die Manschette so stramm, dass die Venen hervortraten.
Der andere Mann sah gelangweilt zu. Diese Verhörmethoden schienen ihm vertraut zu sein.
»Uns ist durchaus an einer Zusammenarbeit gelegen«, erklärte er. »Sie können sehr wertvoll für uns sein. Kooperieren Sie, und wir werden Sie gut behandeln.«
Torben schüttelte den Kopf.
»Schluss mit dem Gequatsche!«, explodierte der Ältere. »Den hier müssen wir härter rannehmen!«
Torben sah, wie der Schmächtige eine kleine schwarze Schachtel aus seinem Koffer holte und öffnete. Zwei silberne Spritzen lagen darin, eingebettet in blauem Samt.
»Damit werden Sie nichts erreichen«, presste Torben hervor.
Der vierschrötige Typ lachte dröhnend. »Das haben wir schon oft gehört, Mr. Arnström, sehr oft.«
Er nahm eine der beiden Spritzen und stach sie in Torbens Unterarm. Im nächsten Moment wurde ihm wieder schwarz vor Augen.
June Madlow war auf dem Weg in das Büro des CIA-Direktors. Sie hatte sich bisher zurückgehalten und war erst aus dem Hubschrauber gestiegen, nachdem man Torben den Sack über den Kopf gestülpt hatte.
Sie wollte nicht, dass er sie jetzt schon kennenlernte. Sie hatte die Zeit des Fluges genutzt, ihn, seine Körpersprache und seine wenigen Worte zu studieren. Um ihre Beobachtungen richtig einzuordnen, brauchte sie noch etwas Ruhe vor ihm.
Gerade bog sie in den Flur ein, in dem Clarks Büro lag, als der CIA-Boss sie schnellen Schrittes einholte.
»Na, hatten Sie einen angenehmen Flug?«
June Madlow fuhr herum. »Wo ist Arnström?«
»Den haben zwei unserer Agenten gerade ins Nirwana geschickt. Wenn er wieder aufwacht, müssen Sie endlich in Aktion treten. Sie können ja als Mutter Theresa erscheinen und ihn retten.«
»Ist diese Drogennummer nicht etwas übertrieben?«
Clark sah sie verärgert an. »Haben Sie immer noch nicht begriffen, dass die sanfte Tour bei solchen Typen nichts bringt?«
Sie verkniff sich eine Entgegnung. Es hatte keinen Sinn. Clark war schlau, sonst hätte er es nicht so weit nach oben gebracht. Aber seine Strategie war noch immer die primitive Gewalt des einstigen Soldaten. June wäre anders vorgegangen. Doch das behielt sie jetzt besser für sich.
Inzwischen waren sie beim Büro angelangt. Clark steckte seinen Sicherheitsausweis in den Schlitz des Scanners, und die Tür sprang auf.
June Madlow betrat das erste Mal Clarks Bunkerdomizil. Sie fand es überzogen und surreal. Inmitten dieser bizarren Umgebung wirkten die gutbürgerlich gefüllten Bücherregale wie eine Farce. Sicher hatte dieser Kerl nicht eines dieser Bücher gelesen. Es sah aus wie das Arbeitszimmer eines Professors. Aber darin hauste ein brutaler Machtmensch. Clark setzte sich hinter seinen Schreibtisch, während June Madlow auf dem Ledersofa Platz nahm. Die Spannung zwischen ihnen war mit Händen zu greifen. Stirnrunzelnd musterte der CIA-Chef seine Mitarbeiterin.
»Also noch mal von vorn. Sie kochen ihn weich, und ich verspeise ihn dann mit Messer und Gabel.« Er verschränkte die Arme. »Wir müssen ihn für Mindvision gewinnen. Machen Sie ihm klar, dass er im Leichenschauhaus landet, wenn ich von ihm nicht erfahre, was ich schon weiß, nämlich wozu Peter Norris ihn abgerichtet hat. Verstanden? Er muss zu uns überlaufen. Überzeugen Sie ihn davon, dass er sich nur so retten kann.«
Clark
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