Silent Control | Thriller
seine Kollegen neueste Erkenntnisse über die Computerkriminalität vortragen. Der CIA-Chef spielte auf Zeit. Vorerst ging es um Schadensbegrenzung. Dann aber würde er zuschlagen.
Penny saß schon im Vorraum, als Clark gegen 17 Uhr nach einem kurzen Abstecher zum Essen sein New Yorker Büro betrat.
»Bestellen Sie für heute Abend um neun einen Tisch für drei Personen im Per Se«, ordnete Clark an und gähnte. »Und sagen Sie dem Kellner, dass wir ungestört sein wollen, er weiß schon, was gemeint ist.«
»Jawohl, Sir.« Die Sekretärin griff sofort zum Telefonhörer.
Wenigstens auf Penny ist Verlass, dachte Clark. Das war aber auch das Einzige, was hier rundlief. Schon während des Fluges war er einmal ausgerastet und hatte Miles in Grund und Boden gebrüllt, als der ihm mitteilte, dass er das Programm ohne Hilfe tatsächlich erst in einigen Wochen von den Servern entfernen könnte.
Manchmal überlegte er, ob es ein Fehler gewesen war, Eliston nicht daran zu hindern, Miles als neuen Leiter der Operation Mindvision zu engagieren. Er hätte sich einen eigenen Kandidaten suchen sollen. Die Tatsache, dass er selber zu wenig Wissen hatte, um dessen Arbeit als Informatiker zu beurteilen, nagte an seiner sonst allumfassenden Sicherheit. Das war sein einziger schwacher Punkt und ein riskanter dazu. Wenigstens könnte seine Idee, die Kooperation zwischen der CIA und Google auszuweiten, aufgehen. Vielleicht würde die Firma Recorded Future helfen, die Prognosefähigkeit von Mindvision noch zu verbessern. Zwanzig Millionen Dollar waren das wert, fand der CIA-Chef.
Das Büro nutzte Clark nur einmal im Monat. Es war mit einem Schreibtisch im Kolonialstil und ebensolchen antiken Schränken ausgestattet. Ansonsten hingen ein paar Fotos der Manhattan Skyline an den grün-weiß gemusterten Tapeten. Das Gebäude war beim Einzug nicht einmal renoviert worden. Es hatte den Touch der Achtzigerjahre.
Ächzend setzte sich Clark und checkte die Nachrichten. Sofort rutschte seine ohnehin schlechte Laune noch weiter in den Keller. Die Vernetzung der weltweit protestierenden Massen nahm langsam beängstigende Züge an. In den wichtigsten Industrieländern begannen die Demonstranten, Finanzinstitute und große Unternehmen mit Sitzblockaden von der Außenwelt abzuschneiden. Mitarbeiter und Kunden kamen weder hinein noch hinaus. Allein in London hatte man Tausende Polizisten eingesetzt, die mühsam die Blockierer von den Straßen trugen.
Mit zusammengekniffenen Augen las er weitere Berichte der Nachrichtenportale. Die allgemeine Verschärfung des Demonstrationsrechts wurde flächendeckend ignoriert. In Italien waren in der Nacht zuvor sechs Demonstranten erschossen worden, nachdem sie mehrere Finanzämter mit Molotowcock- tails in Brand gesetzt hatten. Die Kampagnen der Occupy-Bewegung im Netz hatten sichtlich Wirkung gezeigt. Doch die überwiegende Masse der Menschen blieb friedlich und ließ sich nicht zu Gewalt hinreißen. Strieber hatte recht. Friedliche Massen konnte man nicht einfach wegsperren, jedenfalls nicht auf herkömmliche Weise und nicht unter den bisherigen Bedingungen.
»Was für ein verdammter Schlamassel. Es wird Zeit für einen alten Plan, mein lieber Norris!«
Ungehalten sah Clark zur Tür. Sie öffnete sich, ohne dass jemand geklopft hatte. Es war Lou Strieber. Der Lobbyist wirkte nicht so selbstsicher wie sonst. Er hatte einen knallroten Kopf. Er schien förmlich auseinanderzufallen.
»Wieso gehen Sie nicht ans Telefon? Herrgott, da draußen ist die Hölle los!«
Auch wenn Clark ihm beipflichten musste, weidete er sich an der Panik des Diplomaten der Finanzoligarchie. Letztlich bekam Strieber jetzt die Quittung für die Gier, mit der die Banken weltweit die Staatsverschuldung vorangetrieben hatten.
»Jetzt mal ganz ruhig, Lou. Setzen Sie sich. Was sollen wir denn Ihrer Meinung nach tun?«
»Wir müssen die Sitzung in London vorziehen«, japste Strieber, während er sich in einen Sessel fallen ließ. »Die Sache entgleitet uns. Polizei und Militär sind nicht mehr fähig, die Lage unter Kontrolle zu halten.«
»Stimmt. Und was erwarten Sie von uns?«
»Wir brauchen Ihre Dienste wohl etwas zügiger, als geplant. Was ist mit Ihren Geheimprojekten? Was ist mit Mindvision? Himmel, so tun Sie doch was!«
Clark war sich seiner Rolle als Söldner stets bewusst gewesen. Er schaffte den Müll dieser einflussreichen Männer weg. Und das war nicht immer leicht. Nur in einer Sache waren sich alle einig: Die Zukunft
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