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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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irgendwelchen Häusern, so, als hätten sie sich plötzlich erinnert, dass sie etwas zu erledigen hatten. Sie schienen nicht zu wissen, wovor sie flüchteten; sie folgten nur ihrem Instinkt, als würden sie Rauch riechen und wissen, dass sie sich in Sicherheit bringen mussten.
    George sah sich um und erkannte, dass die kleineren Nebenstraßen und Durchgänge in Finsternis getränkt waren, ferne Ecken wurden düsterer und düsterer, schwanden dahin, bis alles pechschwarz war. Bald schien es, als wäre die ganze Welt verschwunden und bestünde nur noch aus dieser kleinen, farblosen Insel aus Straßenkreuzungen und Gebäudefassaden, die zurückgelassen in einer dunklen See trieben. Er stellte fest, dass er zitterte.
    »Mach dir nicht zu viele Sorgen, Junge«, sagte Silenus leise. »Die wollen mich, nicht dich.«
    »Was sind die?«, fragte George.
    »Schatten«, sagte Silenus. »Echte Schatten. Nicht bloß eine Erscheinung der Abwesenheit von Licht, sondern von einfach allem. Löcher in der Schöpfung, ausgestattet mit Geist und einem bohrenden Hunger. Und wie sie das Licht hassen …«
    »In was zum Teufel haben Sie mich da nur hineingezogen?«, flüsterte George.
    »Je eher du den Mund hältst und mich verdammt noch mal nachdenken lässt, desto schneller bringe ich dich aus all dem wieder raus«, sagte Silenus.
    Sie gingen weiter und versuchten, sich nicht zu den Schatten umzuschauen, die sich hinter und neben ihnen sammelten. Als sie gerade eine Seitenstraße passierten, flammte eine Lampe wieder auf und beleuchtete jemanden, der unter ihr stand. Das Licht war schmerzlich hell in dieser stillen, schattenhaften Welt.
    »Nicht hinsehen!«, sagte Silenus hastig. »Seht es nicht an.«
    George riss sich gerade noch zusammen und richtete den Blick stur auf die Straße, doch aus dem Augenwinkel konnte er eine Gestalt unter der Lampe stehen sehen, die ihre Hände auf dem Rücken hielt. Es schien ein Mann mit einem grauen Anzug und einer schwarzen Melone zu sein, doch nun ahnte George, dass dies nur ein Abbild war, eine hauchdünne Oberfläche, hinter der sich etwas anderes verbarg.
    »Hey!«, rief die Gestalt fröhlich. »Hey, du, Junge! Hey, komm rüber zu uns. Lass dich ansehen!«
    »Hör nicht darauf«, sagte Silenus. »Und sieh nicht hin. Es will, dass du hinsiehst.«
    »Wir erinnern uns an dich«, rief die Gestalt. »Erinnerst du dich an uns? Wir sind uns vor dem Theater begegnet. Du warst der Verehrer, nicht wahr? Wir haben dir gesagt, wir bezahlen dich, aber wir haben nie wieder von dir gehört. Was für eine Schande. Nicht zu glauben, dass wir uns hier treffen. Stell sich das einer vor.«
    »Oh Gott«, ächzte George.
    »Geh einfach weiter«, sagte Silenus. »Sieh nicht hin.«
    »Wir sind immer noch bereit zu zahlen, weißt du?«, sagte der Mann. »Wir haben gespart, extra für dich. Lass diesen Lügner und diesen sterbenden Mann zurück und komm her zu uns. Wir werden dir nichts tun. Für die gilt das nicht, aber du kannst dich in Sicherheit bringen.«
    »Mistkerle«, flüsterte Kingsley.
    »Sieh uns an, Kind«, rief der Mann. »Würden wir dir wehtun? Würden wir einem netten jungen Mann wie dir wehtun?«
    George schloss die Augen und ging weiter, angeführt von den Schritten von Kingsley und Silenus.
    Der Mann lachte. »Aber, hey, weißt du was, wir dachten gleich, du sähest vertraut aus. Und jetzt, da du neben diesem schrecklichen Lügner stehst, wissen wir auch warum! Die Ähnlichkeit ist kaum zu sehen, aber wir können sie wahrnehmen! Familie, wie amüsant! Aber jetzt, jetzt können wir dich vielleicht doch nicht davonkommen lassen, weißt du? Nicht, wenn du bist, wonach du aussiehst.«
    In diesem Moment schlug George die Augen auf und musterte Silenus von der Seite. Silenus wirkte verwirrt, aber er sah George nicht an und sagte auch nichts, bis er einen großen Süßwarenladen an der nächsten Ecke entdeckte.
    »Seht ihr dieses große Fenster da vorn?«, fragte er leise. »Das von dem Laden auf der anderen Seite der Kreuzung?«
    »Ja«, sagten Kingsley und George zugleich.
    »Gut. Wir werden nun sehr schnell dorthin gehen. Wir werden nicht rennen. Wenn wir rennen, werden sie irgendetwas tun. Wir werden uns beeilen, sosehr wir können, ohne dabei zu rennen. Verstanden?«
    »Und was dann?«, fragte Kingsley.
    »Überlasst das mir«, sagte Silenus. »In Ordnung? Dann los.«
    Sie gingen ein wenig schneller, bewegten sich rasch auf die Ecke zu. Der Mann hinter ihnen schrie: »Hey, wo wollt ihr denn hin? Wollt ihr

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