Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
Vom Netzwerk:
allerlei sonderbaren Dingen vollgestopft war: ein schmales Messer in einer Scheide, mehrere kleine Linsen und ein halber Satz Spielkarten, die mit Notizen bekritzelt waren.
    Er schaute sich zu Silenus um und fragte sich, wer oder was dieser Mann genau war. Silenus achtete gar nicht auf ihn, aber George sah, dass jemand anderes ihn beobachtete: Colette, das juwelengeschmückte Mädchen in Weiß. Etwas flammte glühend heiß in seiner Brust auf, und er rang sich ein Winken und ein lahmes Lächeln ab. Sie erwiderte keine der Gesten, sondern runzelte misstrauisch die Stirn und drehte sich wieder zu Silenus um.
    George kehrte mit dem Hut zu ihnen zurück. »Ah«, sagte Silenus, riss ihm den Zylinder aus der Hand, warf ihn kurz in die Luft und fixierte ihn auf seinem Kopf. »Sehr schön. Dann lasst uns gehen.«
    Silenus, George und Professor Tyburn ließen die anderen vor dem Theater zurück und stiegen in eine Straßenbahn. Silenus’ Hand lag unentwegt auf Georges Rücken, sogar, als sie ihre Sitzplätze einnahmen. Wer es nicht besser wusste, musste annehmen, die beiden wären gute Freunde, die einander lange nicht gesehen hatten. Der Professor nahm ihnen gegenüber Platz und krümmte sich im Sitz, als hätte er Schmerzen, doch seine Hand verweilte ständig in seiner Tasche. George nahm an, dass er dort eine Pistole versteckte. Langsam wünschte er, er wäre nie hergekommen.
    Unterwegs stellte Silenus ihm eine Vielzahl bizarrer Fragen. Ob George kürzlich gezwungen gewesen war, etwas zu essen oder zu trinken, was er normalerweise nicht konsumieren würde? Hatte er irgendwelche Narben an sich entdeckt, für die er keine Erklärung hatte, vorzugsweise in der linken Achselhöhle? War er je mitten im Winter in Südirland gewesen? Hatte er in jüngster Zeit irgendwelche Schwindelanfälle oder ein Gefühl der Schwerelosigkeit erlebt, und hatte er, falls er sich schwerelos gefühlt haben sollte, in diesen Augenblicken tatsächlich mehrere Zoll weit vom Boden abgehoben? Hatte er je das Gefühl gehabt, ein winziges Wesen würde sich einen Zugang zu dem Raum hinter seinen Augen erkämpfen? Und empfand er neuerdings eine seltsame Vorliebe für Garnelen, die früher nicht da gewesen war?
    Als George alle Fragen beantwortet hatte (die Antwort hatte stets Nein gelautet, außer bei der ersten Frage, denn er hatte höflich von Irinas seltsam teigigem Brot gekostet), fragte er, inwiefern all diese Dinge etwas zu bedeuten haben sollten. »Ich weiß, du glaubst, du sagst die Wahrheit, Junge, daran besteht kein Zweifel«, meinte Silenus. »Aber es gibt Methoden, jemanden zu überlisten, damit er sagt, was man wünscht, meist recht scheußliche Methoden. Das ist es, was mir Sorgen bereitet. Wir werden also Folgendes tun: Wir gehen zurück zum Hotel und sehen nach, und wenn du recht hast, na ja, dann hast du recht. Die nächste Frage ist, warum dieser Junge sich bemüßigt fühlt, mich vor den Herren in Grau zu warnen. Aber die werde ich jetzt nicht stellen. Denn es ist immer noch möglich, dass du, unwissentlich, Teil der Machenschaften meiner Feinde geworden bist. Und ich habe Feinde, George«, sagte er seelenruhig. »Ich habe mehr Feinde, als es Sterne an dem verdammten Himmel gibt. Ein Mann kann keine Welle im Ozean schlagen, ohne dass irgendwer versucht, ihn deshalb zu erdolchen. Und falls du für meine Feinde arbeitest, dann werden wir uns überlegen müssen, was wir mit dir machen. Verstehst du?«
    »Ja, ich verstehe«, sagte George.
    »Gut«, sagte Silenus. »Kluges Kind.«
    »Kann ich Sie etwas fragen, Mr Silenus?«, fragte George nunmehr verärgert.
    »Du kannst mich Harry nennen, Junge. Und mein Kollege hier ist Kingsley. Wenn man jemandem das zumutet, was wir dir zumuten, sollte man wenigstens freundlich miteinander umgehen«, sagte er.
    »Also gut … Harry«, sagte George. »Ist dieses Benehmen in Ihrer Truppe normal?«
    Silenus lächelte. »In unserer Truppe, Junge, ist das so normal wie Regenwetter. Verdammt, ich wünschte, es wäre anders.«
    Sie erreichten die Haltestelle, die dem Hotel am nächsten lag, sprangen ab und gingen zu Fuß weiter. Silenus legte den Arm um George und zog ihn mit, während Kingsley, die Hand in der Tasche, hinter ihnen herging. George dachte bekümmert an all die Träumereien darüber, einen vertrauten Spaziergang mit seinem Vater zu unternehmen, und überlegte, dass er sich nie hätte vorstellen können, dass ihr erster gemeinsamer Weg so verlaufen würde.
    Die Straße, die vor ihnen lag, wirkte

Weitere Kostenlose Bücher