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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Lied. Weißt du, was auf dem Spiel steht? Was verloren gehen könnte, sollten sie uns erwischen?« Er richtete sich auf und setzte seinen Hut wieder auf. »Komm mit«, sagte er. »Ich werde dir zeigen, was dann passiert.«
    »Wohin gehen wir?«, fragte George.
    »Das weiß ich noch nicht, aber ich werde es wissen, wenn ich es sehe.«
    Silenus führte sie wieder hinaus auf die Straße hinter dem Theater. Der Schneefall hatte nachgelassen, aber es war immer noch bitterkalt. Er bog nach rechts ab in eine kleine Gasse, die hinter etlichen Läden und Wohnhäusern entlangführte. Er hielt einen Finger hoch, als wollte er den Wind prüfen, wechselte die Richtung und ging immer weiter, bis sie ein Viertel erreichten, das hinter einer alten, aufgegebenen Fabrikanlage am Ufer eines kleinen Baches lag. Die Gebäude schienen verlassen zu sein, und die Grundstücke waren mit geborstenen Holzzäunen begrenzt. In dem schwachen Licht der Sterne zeigte sich das Viertel als einsamer, unheimlicher Ort, schneebedeckt und übersät mit alten Industriegerätschaften, rostigen Ketten und gesplittertem Holz, das stellenweise an Knochen erinnerte. Jede Oberfläche war mit Reif überzogen, und ganze Armeen von Katzen huschten durch die Anlagen und die geborstenen Zäune, hielten manchmal inne, um die Eindringlinge zu beobachten, ehe sie in irgendeiner Entwässerungsrinne verschwanden.
    George wusste nicht recht, wonach Silenus suchte, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass hier etwas von Wert zu finden war; doch dann erinnerte er sich, wie sowohl Parma als auch Rinton sich angefühlt hatten, als Silenus’ Truppe aufgetreten war, und ihm ging auf, dass an diesem Ort die gleiche Atmosphäre herrschte: irgendwie dunkel und dünn , so, als könnte man an Himmel oder Erde kratzen, und sie würden aufreißen wie Papier.
    »Diese Gegend wirkt irgendwie nicht in Ordnung, nicht wahr?«, fragte Silenus.
    George schüttelte den Kopf.
    »Es ist einer der schwindenden Orte. Wenn mehr Leute, die die Weise gehört haben, herkommen, wird er wieder zu dem, was er einst war. Wir helfen dabei, gerade jetzt, während wir uns unterhalten.«
    »Ich dachte, Sie würden dieses Gefühl auslösen«, sagte George.
    »Auslösen?«, wiederholte Silenus. »Nein. Ich bin gerade hier, um dieses Gefühl in gewisser Weise zu vertreiben . Aber wenn die Wölfe uns folgen, breitet sich das Gefühl nur noch mehr aus, zumindest, bis die Wirkung der Weise einsetzt.« Dann entdeckte Silenus etwas und zeigte auf die eingefallenen Überreste eines roten Ziegelgemäuers. Von dem Gebäude war bis auf eine einzige einsame Ecke nichts mehr übrig, und das Licht der Sterne hinterließ dunkle Schatten im Zentrum der Ecke. »Dort«, sagte er. »Siehst du es?«
    »Ob ich was sehe?«, fragte George.
    »Der Schatten, dort, zwischen diesen Wänden. Ist er nicht viel dunkler als all die anderen Schatten? Kommt er dir nicht irgendwie tiefer vor?«
    George musterte die Gebäudeecke und gab zu, dass sie sehr schwarz aussah.
    »Gut«, sagte Silenus. »Stanley, stell die Lampe ab. Und George, zieh deine Schuhe aus.«
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte George, der überzeugt war, dass es unter all dem Schnee rostige Nägel und Glasscherben geben musste.
    Stanley zog seine Tafel hervor und schrieb: WEIL DU NICHT WILLST, DASS SIE AM BODEN FESTFRIEREN. Dann steckte er sie wieder weg.
    George wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber er tat, was Silenus ihm sagte. Silenus und Stanley zogen ebenfalls ihre Schuhe aus. Dann streckte Silenus die Hände aus. »Fasst euch an den Händen.« Als sie einander an den Händen hielten, näherten sie sich als menschliche Kette unter Silenus’ Führung der Gebäudeecke. »Du solltest noch einmal tief Luft holen, ehe wir eindringen«, sagte er, »damit du nicht so viel von der kalten Luft einatmen musst.«
    »Der was?«, fragte George, hörte aber zugleich, wie Stanley hinter ihm tief einatmete, und folgte eilends seinem Beispiel.
    Silenus führte sie langsam zu der dunklen Ecke, ging Schritt um Schritt weiter, bis er in den Schatten eintrat. Der Schatten war so dunkel, dass es wirkte, als wäre Silenus gänzlich verschwunden, aber George fühlte immer noch die Hand des Mannes in seiner eigenen. Silenus ging weiter, sogar dann noch, als es, nach Georges Einschätzung, in der Gebäudeecke kaum noch Platz geben sollte. Aber Harry zog ihn weiter voran, beinahe, als wäre dort eine Tür gewesen, die George nicht gesehen hatte, und bald drang auch er in den

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