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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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setzte ihre Last ab und ging zurück, um die Tür zu schließen.
Die Leute, die sie hinausgescheucht hatte, schielten neidisch durch das Fenster
auf die wenigen Hocker in dem klimatisierten Raum. Shirly beachtete sie nicht.
    »Haben wir alles?
Ist alles hier?«
    Walker nahm das
zerlegte Funkgerät aus dem Eimer und schnalzte angesichts der verdrehten Kabel
und der durcheinandergeratenen Teile mit der Zunge. »Haben wir Strom?«, fragte
er und hob den Stecker des Transformators hoch.
    Shirly lachte.
»Walk, du weißt, wo wir hier sind, oder? Natürlich haben wir Strom!« Sie nahm
das Kabel und steckte es in eine Steckdose am Hauptpaneel. »Können wir das
Funkgerät wieder zusammenbauen und zum Laufen bringen? Jenkins muss hören, was
wir eben gehört haben, Walk.«
    »Ich weiß.« Er
nickte und sortierte die Teile, dabei drehte er ein paar lose Drähte zusammen.
»Wir müssen die Antenne vollständig ausziehen.«
    Shirly blickte an
die Decke. Es gab keine Stahlbalken.
    »Häng sie einfach
draußen über das Geländer«, sagte er.
    Sie ging zur Tür und
zog die Drahtschleifen hinter sich her.
    »Und sieh zu, dass
das Metall nicht mit dem Geländer in Kontakt kommt«, rief er ihr hinterher.
    Shirly sprach ein
paar Männer aus ihrer Schicht an. Als sie sahen, was zu tun war, nahmen sie ihr
die Antenne ab und entwirrten die Knoten, während Shirly zu Walker zurückging.
    »Dauert nur eine
Minute«, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Das Kabel passte bequem
zwischen Tür und Rahmen hindurch.
    »Ich denke, wir
haben alles.« Er sah sie an, sein Haar war zerzaust, in seinem weißen Bart
glitzerten Schweißtropfen. »Scheiße!«, sagte er dann und schlug sich an die
Stirn. »Wir haben keine Kopfhörer!«
    Shirly wäre fast das
Herz stehen geblieben, als sie Walker fluchen hörte und einen Moment lang
dachte sie, sie hätten etwas Wesentliches vergessen. »Warte!« Sie rannte zurück
nach draußen und in die Gehörschutzkammer, wo sie eines der Sets nahm, mit
denen sie sonst aus dem Kontrollraum heraus mit den Leuten kommuniziert hatte,
die an den Haupt- oder Zweitgeneratoren arbeiteten. Dann lief sie noch einmal
an der neugierig und aufgeschreckt blickenden Menschenmenge vorbei und wunderte
sich, dass ihre Angst nicht größer war. Immerhin war ein richtiger Krieg im
Anmarsch – und ihr einziger Gedanke galt diesen rätselhaften Stimmen. Ihre
Neugier war viel größer als ihre Furcht. So war es schon immer gewesen.
    Sie schloss die Tür
und zeigte Walker die Kopfhörer.
    »Perfekt!« Bevor
Shirly ihn bremsen konnte, schnitt er den Anschluss des Hörers mit dem
Taschenmesser ab und spitzte die Drähte an. »Gut, dass es hier drinnen ruhig
ist«, sagte er lachend.
    Shirly lachte auch
und fragte sich, was in aller Welt hier eigentlich vorging. Was taten sie hier?
Wollten sie dasitzen und an den Kabeln herumfummeln, bis gleich die Deputys und
die Sicherheitskräfte der IT kamen und sie aus
dem Kabuff verscheuchten?
    Walker schloss die
Ohrenschützer an, ein leises Rauschen war zu hören. Shirly eilte zu ihm, setzte
sich und hielt sein zitterndes Handgelenk. Die Kopfhörer bebten in seiner Hand.
    »Du musst vielleicht …« Er deutete auf den Knopf mit den weißen Strichen.
    Shirly nickte, und
ihr fiel ein, dass sie vergessen hatte, die Farbe mitzunehmen. Sie hielt den
Ring und inspizierte die verschiedenen Markierungen. »Welche?«, fragte sie.
    Er bremste sie, als
sie begann, den Knopf auf der Suche nach der richtigen Frequenz zu drehen.
»Anders herum. Ich muss wissen, wie viele …«, er hustete umständlich, »wie
viele es gibt.«
    Sie nickte und
drehte den Knopf allmählich zu dem schwarzen, unmarkierten Bereich. Die beiden
hielten den Atem an, das Brummen des Hauptgenerators war durch die dicke Tür und
die Zweifachverglasung kaum zu hören.
    Shirly beobachtete
Walker, während sie den Ring verstellte. Sie fragte sich, was aus ihm werden
würde, wenn man sie verhaftete. Würde man sie alle zur Reinigung verurteilen?
Oder könnten er und ein paar andere behaupten, nur Mitläufer gewesen zu sein?
Der Gedanke an die Folgen ihres Aufstands machte sie traurig. Ihr Mann war tot,
von ihrer Seite gerissen, und wofür? Menschen starben. Wofür? Sie dachte daran,
wie anders alles gekommen war, wie sie von einem schnellen Machtwechsel
geträumt hatten, von einer einfachen Lösung für all ihre Probleme. Damals waren
sie unfair behandelt worden, aber zumindest waren sie in Sicherheit gewesen.
Damals hatte Ungerechtigkeit

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