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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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die
Daumen in ihre schmerzenden Fersen. »Ich habe das Gefühl, wenn wir unten sind,
brauche ich vor dem Aufstieg erst mal eine Woche Pause.«
    »So schlimm wird es
nicht sein«, sagte Marnes. »Morgen früh tut dir bestimmt alles weh, aber sobald
du dich wieder bewegst, merkst du, dass du mehr schaffst als heute. Und auf dem
Rückweg läuft das genauso. Man macht einen Schritt nach dem anderen, und dann
ist man auch schon zu Hause.«
    »Hoffentlich hast du
recht.«
    »Außerdem haben wir
für den Aufstieg vier Tage Zeit und nicht nur zwei. Sieh es einfach als
Abenteuer.«
    »Tu ich schon«,
sagte Jahns. »Da kannst du wetten.«
    Eine Weile lang
saßen sie schweigend da, Jahns ruhte auf den Kissen, Marnes starrte ein Loch in
die Luft. Sie war überrascht, wie beruhigend und natürlich es sich anfühlte,
allein mit ihm in einem Raum zu sein. Reden war nicht notwendig. Sie konnten
einfach sie selbst sein. Kein Abzeichen, kein Büro. Zwei Menschen.
    »Du hast keinen Priester,
oder?«, fragte Marnes schließlich.
    »Nein.« Sie
schüttelte den Kopf. »Du?«
    »Nein. Aber ich habe
schon mal drüber nachgedacht.«
    »Holston?«
    »Teilweise.« Er
beugte sich vor und rieb sich mit den Händen über die Oberschenkel, als könnte
er die Anstrengung hinausstreichen. »Ich würde gern wissen, was die Priester
glauben, wo seine Seele hingegangen ist.«
    »Sie ist noch bei
uns im Silo«, sagte Jahns. »Jedenfalls würden sie das sagen.«
    »Und was glaubst
du?«
    »Ich?« Sie drückte
sich vom Kissen hoch und stützte sich auf einem Ellbogen ab. »Ich weiß es
wirklich nicht. Ich habe meistens keine Zeit, um über diese Dinge
nachzudenken.«
    »Glaubst du, Donalds
Seele ist noch bei uns?«
    Jahns schauderte.
Sie konnte sich nicht erinnern, wann zuletzt jemand seinen Namen ausgesprochen
hatte.
    »Er ist schon länger
weg, als er vorher mein Mann gewesen ist«, sagte sie. »Ich war länger mit
seinem Geist verheiratet als mit ihm selbst.«
    »Das kann man aber
doch so nicht sagen.«
    Jahns sah auf das
Bett hinunter. »Ich glaube, das würde ihm nichts ausmachen. Und ja, er ist noch
bei mir. Er motiviert mich jeden Tag, meine Arbeit gut zu machen. Ich habe die
ganze Zeit das Gefühl, dass er mich beobachtet.«
    »Ich auch«, sagte
Marnes.
    Jahns merkte, dass
er sie ansah.
    »Meinst du, er würde
wollen, dass du glücklich bist? In allem, meine ich.« Er hörte auf, seine Beine
zu reiben, und saß einfach da, die Hände auf den Knien, bis er ihrem Blick
nicht mehr standhielt.
    »Du warst sein
bester Freund«, sagte Jahns. »Was meinst du, was er gewollt hätte?«
    »Ich glaube, er
wollte immer, dass du glücklich bist. Deswegen war er der richtige Mann für
dich.«
    Jahns rieb sich die
Augen und betrachtete überrascht ihre nassen Finger.
    »Es ist spät«, sagte
sie. Sie schlüpfte ans Ende des Bettes und griff nach ihren Stiefeln. Tasche
und Spazierstock standen neben der Tür. »Und ich glaube, du hast recht. Ich
glaube, morgen werde ich erst ein bisschen Muskelkater haben und dann langsam
stärker werden.«

12. KAPITEL
    Am
zweiten Tag ihres Abstiegs wurde das Ungewohnte zur Gewohnheit. Das Geräusch
ihrer Schritte auf der großen Wendeltreppe fand seinen Rhythmus. Jahns versank
in Gedanken, immer mal wieder sah sie auf die Stockwerksnummer, zweiundsiebzig,
vierundachtzig, und wunderte sich, wie viel Weg sie schon zurückgelegt hatten.
Sogar der Schmerz in ihrem linken Knie ließ nach, sie wusste selbst nicht, ob
er durch die Erschöpfung betäubt oder spontan verflogen war. Sie benutzte den
Spazierstock immer seltener, er rutschte nur ständig zwischen die Stufen und
blieb stecken. Der Stock fühlte sich nützlicher an, wenn sie ihn unter den Arm
klemmte. Wie ein zusätzlicher Knochen im Skelett, der sie zusammenhielt.
    Als sie am
neunzigsten Stock vorbeikamen, wo es nach Dünger roch und nach den Schweinen
und anderen Tieren, drängte Jahns weiter. Sie übersprang die Führung durch die
landwirtschaftliche Anlage und das Mittagessen, das sie geplant hatten.
    Theoretisch waren
sie schon unten, als sie den siebenundneunzigsten Stock erreichten. Im unteren
Drittel. Aber auch wenn der Silo mathematisch in drei Teile zu je
achtundvierzig Stockwerken aufgeteilt war, funktionierte ihre eigene
Wahrnehmung anders. Erst der hundertste Stock schien für sie ein Meilenstein zu
sein. Sie zählte die Stockwerke, die ihnen bis zum ersten dreistelligen Treppenabsatz
noch fehlten, dann machten sie eine Pause.
    Marnes schnaufte.
Jahns fühlte

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