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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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sofort, dass er über
sie gelacht hatte.
    »Der Generator gibt
dieses Wummern von sich«, sagte Marnes. »Die Pumpe pumpt das Öl hoch, das dann
ein paar Stockwerke weiter unten verarbeitet und später verbrannt wird.«
    Das kam Jahns
irgendwie bekannt vor, wahrscheinlich hatte sie irgendwann auf einer
Komiteesitzung von dem Vorgang gehört. Wieder einmal war sie erschrocken, wie
wenig sie über manche Bereiche des Silos wusste.
    Das Wummern wurde
lauter, je näher sie dem Ende des Flurs kamen. Als der rothaarige Junge die Tür
öffnete, war der Lärm ohrenbetäubend. Jahns hielt inne, und selbst Marnes zögerte.
Der Junge winkte sie mit heftigen Gesten weiter, und Jahns zwang ihre Füße,
weiter in Richtung des Lärms zu gehen. Plötzlich fragte sie sich, ob sie
womöglich nach draußen geführt wurden. Eine unsinnige Vorstellung, die
ihr nur deshalb in diesem Moment gekommen war, weil es das Gefährlichste war,
was sie sich vorstellen konnte.
    Als sie geduckt
hinter Marnes eintrat, ließ der Junge die Tür zufallen, und sie waren gefangen.
Er zog Kopfhörer aus einem Regal an der Wand. Jahns folgte seinem Beispiel und
setzte sich die runden Plastikschalen auf die Ohren. Der Lärm war verschwunden,
sie spürte ihn nur noch im Brustkorb und an den Nerven. Sie fragte sich, warum
das Regal mit den Ohrenschützern in diesem Raum untergebracht war und
nicht davor .
    Der Junge winkte und
sagte etwas, aber sie sah nur seine Lippenbewegung. Sie folgten ihm über einen
schmalen Steg aus Stahlgitter, ähnlich den Treppenabsätzen auf den einzelnen
Stockwerken. Sie erblickten eine undefinierbare Maschine, so groß wie Jahns’
ganze Wohnung und ihr Büro zusammen. Auf den ersten Blick schien sich nichts zu
bewegen, jedenfalls nichts, was das Hämmern erklärt hätte, das sie im Brustkorb
und auf der Haut spürte. Erst als sie die Maschine einmal umrundet hatten,
sahen sie auf der Rückseite eine Stahlwelle herausragen, die sich sehr schnell
drehte und in einem anderen riesigen Metallgehäuse verschwand, von dem aus
diverse Kabel von der Dicke eines menschlichen Brustkorbs zur Decke
hinaufführten.
    Die Elektrizität und
Energie in dem Raum waren spürbar. Am Ende der zweiten Maschine sah Jahns eine
Gestalt. Eine jung aussehende Frau in Overall und Schutzhelm, das lange braune
Haar zum Zopf geflochten, drückte mit ihrem ganzen Körpergewicht auf einen
Schraubenschlüssel, der fast so lang war wie sie selbst. Die Anwesenheit der
jungen Frau führte Jahns die beängstigende Größe der Maschinen noch einmal vor
Augen, wobei die Frau selbst keine Angst zu haben schien. Jahns musste an eine
alte Kindergeschichte denken, in der eine Maus einem Fabeltier namens »Elefant«
einen Splitter aus dem Fuß zog. Die Vorstellung, dass eine Frau von dieser
Größe eine solche Maschine reparierte, war absurd. Jahns sah ihr bei der Arbeit
zu, während der junge Schatten durch ein Tor schlüpfte, zu der Frau lief und an
ihrem Overall zupfte.
    Sie drehte sich
ruhig um und sah zu Jahns und Marnes hinüber. Mit dem Handrücken wischte sie
sich über die Stirn, mit der anderen Hand schwang sie den Schraubenschlüssel so
durch die Luft, dass er auf ihrer Schulter liegen blieb. Jahns stellte fest, dass
die Arme der jungen Frau schlank und sehr muskulös waren. Sie trug kein
Unterhemd, nur den Overall, sodass man ein bisschen olivfarbene Haut sehen
konnte, auf der Schweiß glänzte.
    Sie kam auf Jahns
und Marnes zu und nickte. Dann lächelte sie Marnes an, weil sie ihn erkannte.
Jahns war dankbar, dass sie ihnen nicht die Hand gab. Stattdessen deutete die
Frau auf eine Tür neben einer gläsernen Trennwand und ging voraus. Sie sah sich
noch einmal nach dem Jungen um, ob er auch nicht in die Maschine geraten war,
aber er verschwand bereits in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sein
Haar leuchtete im fahlen Licht der Generatorenhalle.
    In dem kleinen
Kontrollraum war es weniger laut. Juliette setzte Schutzhelm und Lärmschutz ab
und legte sie in ein Regal. Zögernd zog Jahns ihren Ohrenschützer ebenfalls vom
Kopf und stellte fest, dass der Lärm zu einem fernen Summen verklungen war. Sie
nahm den Ohrenschützer ganz ab und legte ihn ebenfalls in das Regal. Der Raum
war eng, alle Wände metallen. Es kam ihr komisch vor, dass sie als
Bürgermeisterin auch für diesen Raum zuständig war.
    Während das Klingeln
in Jahns’ Kopf nachließ, justierte Juliette einige Drehknöpfe und betrachtete
die dazugehörigen Pegelnadeln unter den kleinen

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