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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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auf den Horizont gerichtet. Dann machte er eine Handbewegung. »Manchmal beklemmt mich die ganze Situation hier etwas. Aber das muss ich dir ja wohl nicht erklären, oder?«
    Winter biss sich auf die Lippen. »Ich denke, wir haben dasselbe Problem …«
    Gareth schüttelte den Kopf. »Nein, Win. Von uns beiden bin ich der Glücklichere. Ich meine, schau mich an: Ich könnte alles haben, was ich will.«
    Er wagte einen Blick in ihre Richtung.
    »Oder fast«, fügte er rasch hinzu. »Ich beklage mich hier über Cae Mefus, darüber, immer das zu tun, was alle von mir erwarten. Aber im Grunde bin ich wahrscheinlich einfach nur ein verwöhnter Junge …«
    »Nein«, unterbrach sie ihn. »Das ist nicht richtig.«
    »Wenige Dinge sind es, Winter, das habe ich in diesen Monaten begriffen. Und genau hier liegt das Problem: Ich bin im Glauben aufgewachsen, dass die Familien den Schlüssel … zur Weisheit haben. Dass das, was sie tun, immer das Richtige ist.«
    »Vielleicht versuchen sie es einfach nur.«
    Gareth blieb stehen. Um sie herum ging das tägliche Leben weiter wie eh und je. Das Manaros, das einzige Pub im Ort, hatte noch nicht geöffnet, und die Besitzerin fegte den Bürgersteig vor dem Eingang.
    »Ausgerechnet du sagst das?«, fragte er ungläubig. »Nach all dem, was man dir angetan hat?«
    »Deine Eltern waren immer sehr lieb zu mir.«
    Gareth schnaubte. »Klar. So sind sie einfach. Aber sie haben sich nie aufgelehnt. Sie haben mir und Eleri beigebracht, dass man den Vampiren nicht trauen darf. Unser kleiner Bruder wächst in derselben Überzeugung auf. Und dennoch, als wir ernsthaft Hilfe nötig hatten, sind es die Nox gewesen, die uns als Erste ihren Beistand angeboten haben.«
    Winters Gesicht verfinsterte sich.
    »Diese Hilfe hättet ihr nicht gebraucht, wenn ich nicht gewesen wäre«, murmelte sie.
    Er nahm ihre Hand. »Gib dir nicht die Schuld dafür. Sie haben dich jahrelang im Dunkeln gelassen über alles, bevor sie schließlich entschieden haben, dass der Moment gekommen sei, dich deinem Schicksal in den Rachen zu werfen. Es waren die Familien, die das getan haben. Besser gesagt, der ganze Rat war es, auch die Vampire haben das Ihre dazu beigetragen. Und nicht einmal du kannst ernsthaft glauben, sie hätten es getan, um dich zu beschützen.« Er nahm ihre Finger, drückte sie und schaute ihr direkt in die Augen. »Und all das aus Eigeninteresse, Winter. Ich bin verwirrt, weil es eben nicht so ist, wie ich geglaubt habe: Das ist alles andere als richtig . Es ist schlicht und einfach … widerlich.«
    »Es ist meine persönliche Geschichte, Gareth.«
    Er drückte ihre Hand noch fester.
    »Da irrst du dich, Winter. Es ist unsere Geschichte. Man hat uns alle benutzt.«
    Gareth lächelte erneut, doch es war nicht das warme Lächeln, das er ihr normalerweise schenkte.
    Sie hatten sich alle verändert in den vergangenen Monaten.
    »Ich kann es nicht einfach so akzeptieren. Deshalb verreise ich vielleicht mit Trev. In der Hoffnung, bei meiner Rückkehr klarer zu sehen.«
    Er legte ihr einen Arm um die Schultern und setzte sich wieder in Bewegung.
    Ich könnte mich umstimmen lassen, Winter , fügte er innerlich hinzu und drückte sie an sich. Du müsstest mich nur darum bitten, dann hätte ich einen Grund zu bleiben …
    Er seufzte, und das Geräusch der Schritte erfüllte ihr Schweigen.
    Winter starrte weiter vor sich hin.
    Die Farbe des Himmels veränderte sich unmerklich. Ganz unauffällig, sie hatte es kaum wahrgenommen, doch weit in der Ferne begann der gelbe Horizont sich zu röten und kündigte den Sonnenuntergang an.
    »Gareth«, sagte sie, kurz bevor sie um die letzte Ecke bogen und das Haus der Chiplins erreichten. »Hast du nicht Lust, mit mir noch etwas draußen zu bleiben? Diese Jahreszeit ist so schön …«
    Der Vorschlag kam ihr albern vor. Doch plötzlich schien es ihr, als seien die warme Sonne auf der Haut und das Licht des Spätnachmittags das einzig Wichtige.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, hob sie ihre Hand und berührte erneut den Anhänger von Morgan Blackwood.
    Bald würde es Abend werden. Winter konnte ihn bereits hinter den Wolken wahrnehmen.
    Bald würde der Mond aufgehen.
    D er Mond war voll und glänzend. Er blinzelte durch das Laub der Bäume und beschien mit seinen opalisierenden Strahlen die Waldung.
    Sein fahler Glanz war so anders als das strahlende Licht der Sonne …
    Winter konnte sich nicht sattsehen daran.
    Leichten Fußes, beinahe schwebend, ging sie über den Teppich

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