Silver Linings (German Edition)
soll das Haus putzen, und Mom mir sagt, ich soll es schmutzig werden lassen – und dass es mir schon schwergefallen ist, nicht durchzudrehen, bevor ich erfahren habe, dass mein Bruder Klavier spielt und Börsengeschäfte macht und mit einer schönen Musikerin zusammenlebt und ich seine Galahochzeit verpasst habe und deshalb niemals sehen werde, wie mein Bruder heiratet, was ich wirklich sehr gern gesehen hätte, weil ich meinen Bruder nämlich liebe. Doch anstatt irgendwas davon zu sagen, sage ich: «Jake, ich hab ein bisschen Angst davor, den Giants-Fan wiederzutreffen.»
«Bist du deshalb schon den ganzen Tag so still?», fragt mein Bruder, als ob er total vergessen hätte, was vor dem letzten Heimspiel passiert ist. «Ich bezweifle, dass ein Giants-Fan sich bei dem Spiel gegen die Green Bay Packers blicken lässt, aber wir stellen das Zelt sowieso auf einem anderen Parkplatz auf, nur für den Fall, dass irgendwelche Freunde von dem Arschloch nach uns suchen. Ich pass auf dich auf. Keine Angst. Die dicken Typen bauen das Zelt auf dem Parkplatz hinterm Wachovia Center auf. Also mach dir keine Sorgen.»
An der Station Broad Street Ecke Pattison Avenue steigen wir aus der U-Bahn und gehen wieder hinauf in den Nachmittag. Ich folge meinem Bruder durch die spärlichen Gruppen eingefleischter Fans, die wie wir schon sieben Stunden vor dem Kick-off zum Feiern gekommen sind, noch dazu an einem Montag. Wir gehen am Wachovia Center vorbei, und als das grüne Zelt der dicken Männer in Sicht kommt, traue ich meinen Augen kaum.
Die dicken Männer stehen mit Scott vor dem Zelt, und sie brüllen irgendjemanden an, der von ihrer kollektiven Leibesfülle verdeckt ist. Ich sehe einen großen, grün lackierten Schulbus mit laufendem Motor, dessen Fahrer langsam auf unser Zelt zusteuert. Auf der Motorhaube des Busses prangt ein Bild von Brian Dawkins, das verblüffend gut getroffen ist. (Dawkins spielt regelmäßig beim Pro Bowl als Free Safety für die Eagles.) Als wir näher kommen, lese ich die Wörter ASIAN INVASION auf der Längsseite des Busses, der voll ist mit braungesichtigen Männern. So früh am Nachmittag gibt es noch reichlich Parkplätze, deshalb frage ich mich, worum es bei dem Streit wohl geht.
Dann erkenne ich die Stimme, die gerade sagt: «Die Asian Invasion parkt bei jedem Heimspiel genau an dieser Stelle, seit das Linc eröffnet wurde. Sie ist ein Glücksbringer für die Eagles. Wir sind Eagles-Fans, genau wie ihr. Ob Aberglaube oder nicht, dass wir den Bus der Asian Invasion genau an dieser Stelle parken, ist entscheidend , wenn ihr wollt, dass die Eagles heute Abend gewinnen.»
«Wir stellen unser Zelt nirgendwo anders hin», sagt Scott. «Auf gar keinen Fall. Ihr hättet früher kommen sollen.» Die dicken Männer wiederholen Scotts Ansicht, und die Stimmung heizt sich weiter auf.
Ich sehe Cliff, ehe er mich sieht. «Stellt das Zelt woandershin», sage ich zu unseren Freunden.
Scott und die dicken Männer drehen sich zu mir um. Sie wirken überrascht von meinem Befehlston, fast enttäuscht, als hätte ich sie verraten.
Mein Bruder und Scott wechseln einen Blick, und dann fragt Scott: «Hank Baskett – Bezwinger der Giants-Fans – sagt: ‹Stellt das Zelt woandershin›?»
«Hank Baskett sagt: ‹Stellt das Zelt woandershin›», sage ich.
Scott dreht sich zu Cliff um, der überrascht ist, mich zu sehen. Scott sagt: «Hank Baskett sagt: ‹Stellt das Zelt woandershin.› Also stellen wir das Zelt woandershin.»
Die dicken Typen stöhnen, aber sie fangen an, unsere Parkplatz-Party aufzulösen und drei Stellplätze weiterzuziehen, einschließlich Scotts Van, woraufhin der Bus der Asian Invasion ein Stück vorfährt und parkt. Rund fünfzig indische Männer steigen aus – jeder von ihnen trägt ein Trikot mit einer grünen Zwanzig vorne drauf, Dawkins’ Nummer. Sie sind wie eine kleine Armee, und schon bald sind etliche Grills im Gang, und es duftet überall um uns herum nach Curry.
Cliff hat ganz cool getan und mich nicht mal gegrüßt, was wohl heißen sollte: «Es ist Ihre Entscheidung, Pat.» Er ist einfach zwischen ein paar Dawkins-Trikots verschwunden, damit ich unsere Beziehung nicht würde erklären müssen, was nett von ihm war.
Als wir unser Zelt wieder aufgebaut haben und die dicken Männer drin sind und fernsehen, sagt Scott: «Hey, Baskett. Wieso hast du den Turbanköpfen unseren Parkplatz überlassen?»
«Keiner von ihnen hatte einen Turban auf dem Kopf», sage ich.
«Kanntest du
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