Silver Linings (German Edition)
Bus gestiegen bin, deshalb bin ich ziemlich verwirrt. Ich gehe die Treppe rauf, und es ist totenstill. Ich werfe einen Blick in mein Zimmer: mein Bett ist gemacht, und das Zimmer ist leer. Also klopfe ich an die Schlafzimmertür meiner Eltern, doch niemand antwortet. Ich öffne die Tür und bedaure es im selben Moment.
«Dein Vater und ich haben uns nach dem Sieg der Eagles wieder versöhnt», sagt Mom mit einem seltsamen Lächeln. «Er will sich ändern.»
Die Bettdecke ist bis hoch zu ihren Hälsen gezogen, aber irgendwie weiß ich, dass sie darunter nackt sind.
«Dein Baskett hat die Familie geheilt», sagt mein Vater. «Er war heute ein Gott da draußen auf dem Spielfeld. Und wo die Eagles jetzt den ersten Platz haben, hab ich mir gedacht, ich könnte mich doch wieder mit Jeanie vertragen.»
Ich kann noch immer nicht sprechen.
«Pat, möchtest du vielleicht eine Runde laufen gehen?», schlägt meine Mom vor. «Vielleicht ein halbes Stündchen?»
Ich schließe die Schlafzimmertür.
Während ich meine Trainingssachen anziehe, meine ich, das Bett meiner Eltern quietschen zu hören, und das Haus scheint auch leicht zu vibrieren. Also schlüpfe ich in meine Laufschuhe und haste die Treppe hinunter und zur Tür hinaus. Ich sprinte durch den Park, laufe um das Haus der Websters herum und klopfe an Tiffanys Tür. Sie öffnet in einer Art Nachthemd und schaut verwirrt.
«Pat? Was machst du denn …»
«Meine Eltern haben Sex miteinander», erkläre ich. «Jetzt, in diesem Moment.»
Ihre Augen weiten sich. Sie lächelt und lacht dann. «Ich zieh mich schnell an», sagt sie und schließt die Tür.
Wir gehen stundenlang – kreuz und quer durch Collingswood. Zunächst rede ich wie ein Wasserfall, über T. O., Baskett, meine Eltern, Jake, die Asian Invasion, meine Hochzeitsfotos, das Ultimatum meiner Mutter, das tatsächlich funktioniert hat – über alles –, aber Tiffany reagiert mit keiner Silbe. Als ich nichts mehr zu sagen habe, gehen wir einfach wortlos weiter und weiter und weiter, bis wir irgendwann wieder vor dem Haus der Websters sind und es Zeit ist, gute Nacht zu sagen. Ich strecke die Hand aus und sage: «Danke, dass du zugehört hast.» Als klar ist, dass Tiffany sie nicht schütteln wird, wende ich mich zum Gehen.
«Dreh dich um, Bright Eyes », sagt Tiffany mit einer ganz komischen Betonung, und ich frage mich, was das soll, weil meine Augen nämlich braun sind und überhaupt nicht glänzen, aber natürlich drehe ich mich um. «Ich gebe dir jetzt etwas, das dich verwirren und vielleicht sogar sauer machen wird. Ich möchte, dass du es erst aufmachst, wenn du ganz entspannt bist. Auf keinen Fall mehr heute Nacht. Warte ein paar Tage, und wenn du dich glücklich fühlst, öffne diesen Brief.» Sie zieht einen weißen Geschäftsbriefumschlag aus der Jackentasche und gibt ihn mir. «Steck ihn in die Tasche», sagt sie, und ich tue wie geheißen, hauptsächlich weil Tiffany so todernst dreinschaut. «Ich laufe erst wieder mit dir, wenn du mir eine Antwort gegeben hast. Ich lasse dich in Ruhe nachdenken. Egal, wie du dich entscheidest, du darfst niemandem erzählen, was in dem Umschlag ist. Verstanden? Wenn du es irgendwem erzählst – wenn auch nur deinem Therapeuten –, werde ich es dir an den Augen ansehen, und ich werde nie wieder ein Wort mit dir reden. Am besten, du befolgst einfach meine Anweisungen.»
Das Herz pocht mir bis zum Hals. Wovon redet Tiffany da? Ich möchte den Umschlag am liebsten sofort aufreißen.
«Du musst mindestens achtundvierzig Stunden warten, bis du ihn aufmachst. Und du solltest in guter Stimmung sein, wenn du den Brief liest. Denk drüber nach, und dann gib mir deine Antwort. Vergiss nicht, Pat, ich kann für dich eine sehr wertvolle Freundin sein, aber du solltest mich dir nicht zur Feindin machen.»
Ich muss daran denken, was Ronnie mir erzählt und wie Tiffany ihren Job verloren hat, und mir wird angst und bange.
[zur Inhaltsübersicht]
Ich muss einen Sieg auf Platz 1 verlangen
«Frage Nummer eins», sagt mein Vater. «Wie viele Touchdown-Pässe wirft McNabb gegen die Saints?»
Ich kann kaum glauben, dass ich tatsächlich mit meinem Vater zusammen ein richtiges Essen am Tisch einnehme. Mom lächelt mich an, während sie mit der Gabel Spaghetti aufwickelt. Sie zwinkert mir sogar zu. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin heilfroh, dass der Plan meiner Mutter aufgegangen ist, und ich freue mich, mit meinem Vater zusammen zu essen, mich sogar mit ihm zu
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