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Silvermind (German Edition)

Silvermind (German Edition)

Titel: Silvermind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Nightsoul
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machte ihn das Verhalten seines Bruders unglaublich wütend, andererseits fragte er sich, was ausschlaggebend für dessen Zerfall war. Letztlich erlag Nero der Wut, denn wie Neo sich gab, stieß bei ihm auf absolutes Unverständnis.

    ***

    „ Du hast mich bloßgestellt!“, fauchte Neo. Gelangweilt kaute Nero Kaugummi, schaute auf den Monitor und ignorierte seinen Zwilling.

    „Nero! Drehe dich um, wenn ich mir dir rede!“

    „Nein.“

    Ruckartig wurde er an der Schulter herumgerissen. Neo stand wütend vor ihm, die Augen geweitet. Sein Bruder hatte bis eben durch Abwesenheit geglänzt, jetzt schien dieser auf Revolte aus zu sein. Neros Ruhe war eindeutig gestört.

    „Das kannst du nicht machen!“

    Neos Stimme zitterte gefährlich, aber das kümmerte Nero nicht. Sein Bruder hatte unzählige Chancen gehabt. Manchmal wünschte er, Neo hätte sein Hirn nicht durch Drogen zum Sterben gebracht, sondern wäre einfach der kleine vernünftige Junge von damals geblieben. Aber Zeit veränderte.

    „Ich kann und ich hab es bereits. Dein Bier, Neo.“

    „Aber wir haben ´Silvermind` zusammen gegründet, aufgebaut.“

    „Du vergisst, dass ich die treibende Kraft war. Es sind meine Songs, mein Engagement, meine Organisation. Du hast nur deine Stimme und deine Gitarre mit eingebracht. Nicht zu vergessen die ganzen Probleme, Exzesse und Eskapaden von dir.“

    „Aber …“

    „Jetzt hör auf zu diskutieren, verdammt noch mal! Akzeptiere es einfach, okay?“, stieß Nero wütend aus und löste sich aus dem Griff. Mit einem Schnauben wandte er sich wieder dem Monitor zu. Er aktualisierte gerade die Homepage der Band, trug ihre Tourdaten ein und beantwortete Fanpost.

    „Du bist ein mieses Schwein!“, fauchte Neo und zischte ab.

    „Ich weiß!“, rief ihm Nero hinterher. Kurze Zeit später hörte er heftig die Tür zuschlagen.

    Neo verkraftete den Rauswurf nicht sonderlich gut. Einerseits konnte Nero es verstehen, andererseits hatte er nicht länger zusehen wollen, wie sein Bruder elendig dahinraffte. Er hatte die Predigten satt, die er immer und immer wieder mit dem Kerl führen musste. Schluss mit lustig. Aus die Maus. Das Leben war unfair. Nero auch.

    ***

    Nach einer weiteren Stunde am PC beschloss er, sich dem verhunzten Stück zu widmen und kramte die Noten heraus. Aus der Ecke des Wohnzimmers holte Nero eine Gitarre, stimmte sie kurz und spielte den Song. Er stolperte bei jedem Mal über die gleiche Stelle, aber er kam nicht darauf, was störte. Immer wieder versuchte Nero neue Varianten. Nur brachte ihm das rein gar nichts.

    „Scheiße!“, fluchte er und stellte das Instrument zurück in den Ständer. Noten waren nicht sein Ding. Gitarre spielen konnte er mittelmäßig, mit Blick auf das Griffbrett, damit er die Bünde nicht verfehlte. Bühnentauglich war das nicht. Deswegen hatte er einen Gitarristen. Neros Stärke war die Stimme, sein Auftreten, die Shows.

    ´Silvermind` hatten sein Bruder und er gegründet, als sie daheim bei ihren Eltern gewohnt hatten. In der Garage hatte es angefangen, bis sie irgendwann bei einem Label vorspielten und ihren ersten Plattenvertrag bekamen. Seit damals waren fünf Jahre vergangen. Den Sprung nach ganz oben hatten sie noch nicht geschafft, aber sie hatten bereits Einiges erreicht. Zeno und Mark waren alte Schulfreunde, Blair war später aus einer anderen Band mit hinzugekommen. Es hatte drei Jahre gut geklappt, bis Neo Starallüren bekam. Die Band hatte schwer darunter gelitten. Mark war kurz vorm Aussteigen gewesen, Zeno hatte keinen Bock mehr gehabt. Letztlich war es Nero zu verdanken, dass sie heute noch immer in dieser Formation existierten.

    Es war an der Zeit, dass Neo ging. Das hätte viel früher passieren sollen. In gewisser Weise tat es Nero leid, aber es war nicht ohne Grund geschehen. Er war nicht dafür verantwortlich, dass sein Bruder das Leben auf die Reihe bekam. Das musste jeder selbst schaffen. Er würde Neo weiterhin unterstützen, nur wäre dieser nicht mehr Teil der Band.

    „Du hast einen Anruf“, riss ihn genau dieser aus den Gedanken. Neo warf ihm das Telefon zu, das Nero gerade haarscharf auffangen konnte.

    „Vielen Dank, Bruderherz“, knurrte er und hielt sich den Hörer ans Ohr. Er würdigte Neo keines weiteren Blickes.

    „Ja?“

    „Hier ist Dean.“

    Verwirrt zog er eine Augenbraue in die Höhe. Wie viele Leute kannte er, die Dean hießen?

    „Kenne ich nicht.“Am anderen Ende erklang ein schweres Seufzen.

    „Doch. Zeno,

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