Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
einen neuen weiblichen Chauffeur aufnehmen oder…“
    „Ob du es glaubst oder nicht“, sagte Frau Allen, „ich bin auf die verrückte Idee gekommen, von jetzt ab selbst zu fahren.“
    „Tante Constanze!“ rief die Braut voll Entsetzen.
    „Vollkommen richtig, liebe Constanze“, erklärte ihre Schwägerin. „Warum in aller Welt solltest du dich von einem anderen abhängig machen? Vielleicht sogar von einem Mann? Du bist doch ein tüchtiger Mensch, Constanze, es ist klar, daß du genausogut Auto fahren kannst wie irgendein Mannsbild.“
    „Ach, Tante Constanze!“ rief Sylvi, „weißt du, worauf ich mich freue? Daß du mit Hegard in Konkurrenz treten wirst. Und ich bin dann der Schiedsrichter.“
    „Jörn“, seufzte Frau Allen, „Sie werden schreckliche Mühe haben, dieses fürchterliche Mädel zu erziehen, mit dem Sie verheiratet sind. Haben Sie jemals eine so unverschämte Braut getroffen?“
    „Ich bin auf alles vorbereitet, Frau Allen“, meinte Jörn lächelnd „Ich will es bei ihr im guten versuchen, solange das überhaupt möglich ist. Aber wenn es notwendig werden sollte, werde ich auch strenge Hauszucht üben, wie es geschrieben steht.“
    „Jetzt wird es aber wahrhaftig guttun, sich ein bißchen hinzusetzen“, sagte Magnhild. „Erinnerst du dich, wie wir zuletzt Gesellschaft hatten, hat Sylvi abgewaschen. Ja, die wird mir sehr fehlen.“
    „Oh, Magnhild“, tönte da eine Stimme von der Türe her, „das war mit das Schönste, was ich hören konnte.“
    „Ja, meine Güte, Sylvi, bist du das? Und in dem Kleid? Bist du verrückt? Was willst du denn hier in der Küche?“
    „Pst, Magnhild, die andern glauben, ich bin auf dem Klo! Aber ich mußte zu dir und für das herrliche Essen danken. – Du, Magnhild, von den Hähnchen war doch noch viel übrig, gib mir doch einen Knochen zum Abknabbern! Da drinnen mußte ich so überaus gebildet speisen, und jetzt bin ich noch halb hungrig.“
    Magnhild und Klara lachten aus vollem Hals, als die Braut gleich darauf trotz Schleier und Myrtenkranz mit Genuß eine Hühnerkeule abknabberte, die sie in der Hand hielt. Klara hob ihre Schleppe vom Boden auf, sie war dem Herd gefährlich nahe gekommen.
    „Denkt daran“, sagte Sylvi, „daß dies die letzte ordentliche Mahlzeit ist, die ich eine Woche lang bekommen werde. Wir machen ja unsere Hochzeitsreise auf eine Hütte in der Wildnis. Meinem Mann hängen nämlich Hotels zum Halse heraus, er will also primitiv leben. Und er glaubt vielleicht, daß ich kochen kann, der Ärmste. Ich habe nun auf jeden Fall eine Menge Konserven besorgt, und Kartoffeln kann ich ja kochen.“
    „Ach, Sylvi, Sylvi! Nein, wart ein bißchen, ich muß dir dein Schnäuzchen abwischen, so kannst du doch nicht hineingehen.“
    Magnhild nahm Sylvi unters Kinn und wischte ihr mit einem nassen Handtuchzipfel den Mund ab, gutmütig, sanft und mütterlich.
    „Meine gute Magnhild“, sagte Sylvi, und ehe Magnhild es sich versah, schlang die Braut die Arme um sie.
    Auch Klara bekam eine Umarmung, und dann ging Sylvi brav und ruhig wieder zu den Gästen.
    Die Uhr näherte sich der Zwölf, als Sylvi im Reisekostüm die Treppe herunterkam. Jörn wartete schon bei dem kleinen Auto.
    „Sylvi“, es war Magnhild, die atemlos mit einem großen Küchenkorb angelaufen kam. „Hier sind Hühner und Pasteten und ein bißchen was von allerhand, auch ein Glas mit dem Rest der Bouillon und allen Klößchen, die übriggeblieben sind. Da hast du auf der Hütte wenigstens für den ersten Tag etwas zu essen.“
    „Sie kennen meine Frau“, lachte Jörn. „Vielen herzlichen Dank, Fräulein Magnhild. Sie denken aber auch an alles.“
    Sylvi ging nach alter Gewohnheit an die linke Seite des Autos und öffnete die Tür. Aber Jörn war mit zwei langen Sätzen an ihrer Seite. Sie wurde aufgehoben und mit großer Bestimmtheit rund um das Auto getragen. Dann wurde sie neben den Fahrersitz gesetzt und bekam eine Decke um die Beine gewickelt.
    „So, kleine Frau, von diesem Augenblick an bin ich es, der am Steuer sitzt. Jedenfalls bei dieser Gelegenheit.“
    Dann drehte er den Anlasserschlüssel, wandte Sylvi den Kopf zu und lächelte.
    Sie lächelte voll und warm zurück, und es glitzerte etwas feucht in ihren Augenwinkeln Jörn schaltete den Gang ein und gab Gas.
    Das kleine Auto glitt über den kiesbestreuten Weg und verschwand zwischen den Portalpfosten.

Weitere Kostenlose Bücher