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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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der Mörder der zwei Polizisten und die Tatwaffe noch in seinem Besitz sei. Der Anrufer erzählte auch, wo man die Waffe, eine Mauser, finden könne. In einem Versteck in Schwarzbachs Garten.“
    Simon Schweitzers Kinnlade war vor Staunen heruntergerutscht.
    „Jetzt krieg dich mal wieder ein, Amigo“, scherzte der Polizeiobermeister, als er Simon Schweitzers entsetzte Miene sah. „Und so schleicht sich Paule nachts in den Garten, findet die Pistole und hat null Bock, den Stadtverordneten zu verhaften.“
    „Nein?“
    „Nein. Statt dessen fährt er vorletzten Freitag mit zwei Kollegen von damals, die heute im Bahnhofsviertel Dienst schieben, zum Rathaus, fängt Schwarzbach ab und bittet ihn mitzukommen, es gehe um eine Aussage in der Spendenaffäre.“
    „So einfach geht das?“
    „Manchmal schon. Und Spendenaffären gibt’s alle naslang. Schwarzbach ahnt natürlich nichts. Im Revier wird er dann, ehe er sich’s versieht, in die Arrestzelle gesperrt. Da war ich noch dabei. Muß so gegen fünf Uhr abends gewesen sein. Dienstschluß hatte ich um sechs.“
    Herr Schweitzer hielt es nicht mehr aus. Ausgerechnet jetzt mußte er pinkeln. Als er zurück war, standen zwei frisch gezapfte Pils vor ihnen. „Und was ist dann passiert?“
    „Tja, dann.“ Frederik Funkal legte der Wirkung wegen eine Kunstpause ein. „Dann sind die Dinge irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Ursprünglich wollte Paule Hansen das Ganze wie einen Selbstmord aussehen lassen. So in der Art, Polizistenmörder sieht keinen anderen Ausweg mehr und erschießt sich. Aber er hatte wohl selbst nicht mit seinem Haß gerechnet. Sie, das heißt Hansen und seine zwei Freunde haben Schwarzbach dann exekutiert. Wo, weiß ich nicht. Auf alle Fälle hatte unser werter Stadtverordneter dann ein paar Kugeln zu viel im Leib, als daß es wie ein klassischer Suizid hätte gelten können.“
    Herr Schweitzer wartete, daß der Polizeiobermeister fortfuhr. Tat er aber nicht. Saß einfach nur da und grinste. Aber Simon Schweitzer war noch nicht zufrieden. „Und weiter?“
    „Wie weiter?“
    „Na, wie kommt Klaus-Dieter dann in die Kleider einer Strohpuppe?“
    „Vielleicht war er ja nach seinem Tod noch einkaufen.“
    „Glaub ich nicht.“
    „Nein?“
    „Nein.“
    „Na gut. Paule ist ein guter Polizist und ein großer Spaßvogel. Als guter Polizist wußte er, daß er noch Zeit brauchte, um ein paar Spuren nach dem Massaker zu verwischen, und als Spaßvogel verhalf er der Leiche zu einer gelungenen Tarnung. Oder Alternatividentität, wenn du so willst. Ich bewundere Paule.“
    „Aber er ist ein Mörder.“
    „Och. Nicht unbedingt. Zu was würdest du dir wünschen fähig zu sein, wenn man deine Freundin oder sonst jemanden, der dir sehr nahe steht, umbringen würde?“
    Herr Schweitzer sagte nichts. Er erinnerte sich an damals. An die aufgeheizte Stimmung bei den Demos. Einige hätten damals bereitwillig zur Waffe gegriffen, hätte sich die Gelegenheit geboten. Und wären damit mehr auf dem Boden des Grundgesetzes gewesen als so manch korrupter Politiker, der nachts von einem Polizeistaat träumte. Simon Schweitzer rief sich seine eigene Wut ins Gedächtnis, fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er selbst fähig gewesen wäre, jemanden zu erschießen. Nein, nein und nochmals nein, sagte er sich. Gewalt gehörte nicht zu seinem Repertoire. Aber auch nicht zu Schwarzbachs, oder?
    Er antwortete: „Ich weiß nicht.“
    „Na siehst du.“
    Herr Schweitzer trank einen Schluck und wischte sich den Schaum von der Lippe.
    „Wie fandest du die Geschichte?“
    Zwei, drei Sekunden, mehr brauchte Simon Schweitzer nicht, um zu kapieren. „Gut. Und das beste an der Geschichte ist, niemand wird je irgendetwas davon beweisen können, selbst wenn er noch so akribisch und hartnäckig wäre. Und ihr von der Bullerei haltet sowieso zusammen.“
    „Super, Simon.“ Frederik betrachtete eingehend seinen Bierdeckel mit den vielen Strichen drauf. „Meinst du nicht, ich habe mir die vielen Bierchen redlich verdient?“
    „Was ist mit Guntram?“ fragte Herr Schweitzer beharrlich.
    Der Polizeiobermeister wurde damit an etwas Unangenehmes erinnert, das sah man seinem Gesicht an. „Ich seh zu, was ich tun kann. Versprochen.“
    „Gut.“ Simon Schweitzer nahm den Deckel behufs späterer Begleichung entgegen und war sich sicher, daß Frederik Funkal tatsächlich alles in seiner Macht stehende tun würde, daß Guntram Hollerbusch bald wieder frei sein würde. Was er nicht wußte,

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