Simplify Your Love - Gemeinsam einfacher und gluecklicher leben

verbindet. Nicht selten erfolgt später eine Trennung und Scheidung. Haben Sie als Mann bereits eine Abtreibung mitzuverantworten, dann bitten Sie die Mutter, Ihnen ehrlich zu erzählen, was sie dazu noch empfindet. Weichen Sie einem heilenden Trauerprozess um Ihr eigenes Kind nicht aus. Wenn Sie nach einer Abtreibung zusammenbleiben wollen, müssen Sie sich beide als Partner noch einmal sehr bewusst »neu nehmen«. Das ist dann so, als würden Sie miteinander eine neue Beziehung eingehen.
    Übereinstimmende Erkenntnisse aus zahlreichen psychotherapeutischen Praxen belegen, dass eine nicht gemeinsam betrauerte Abtreibung stets eine negative Auswirkung auf die Beziehung zum Partner hat. Wenn Ihnen eine Abtreibung unausweichlich erscheint, dann müssen Sie beide es im ernsten Wissen tun, dass Sie auf sehr tiefe Weise ins Leben eingreifen und dass das Folgen haben kann, die ein ganzes Leben andauern.
    Achten Sie auf das Familiensystem
    Ein leichtfertiger oder nicht betrauerter Schwangerschaftsabbruch kann auch Auswirkungen auf die (künftigen oder schon lebenden) Geschwister des abgetriebenen Kindes haben. In über 70 Prozent aller Abbrüche gibt es lebende Geschwisterkinder; dabei besteht das |282| größte Risiko, nicht leben zu dürfen, für das dritte Kind. Viele Kinder können in einem solchen Fall die trennende Auswirkung der Abtreibung auf ihre Eltern spüren. Manche haben ihr Leben lang das Gefühl, dass in ihrer Geschwisterreihe einer fehlt. Auch Ängste, Depressionen oder starke religiöse Schuldgefühle können mit einem abgetriebenen Geschwisterchen zusammenhängen. Wenn Sie hier einen Zusammenhang vermuten, sollten Sie das mit einem erfahrenen Kinder- und Familientherapeuten abklären. Trotzdem sollten Sie eine Abtreibung bis zur zwölften Woche Ihren unmündigen Kindern gegenüber nicht thematisieren. Sie bleibt Sache der Eltern, die diese Entscheidung gemeinsam zu tragen haben. Gelingt beiden der heilende Trauerprozess, findet das abgetriebene Baby seinen Frieden und die restliche Familie auch.
    Erlauben Sie sich, zu trauern
    Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie eine erfolgte Abtreibung irgendwann vergessen könnten. Sie wird immer in Ihrer Erinnerung bleiben. Rechnen Sie damit, dass es ein halbes Jahr später noch einmal eine Welle des Schmerzes geben kann, wenn der ursprüngliche Geburtstermin naht. Viele Frauen rechnen noch viele Jahre später immer wieder aus, wie alt ihr Kind jetzt wäre und wie es aussehen würde. Sie zählen es auch neben ihren lebenden Kindern mit.
    Wenn Sie noch viel Trauer, Schmerz, Scham oder Schuld empfinden, haben Sie noch nicht ausreichend Gelegenheit gehabt, Ihren Schmerz über das Geschehene ausdrücken zu dürfen. Sie brauchen dafür einen Abschied, bei dem Sie die kleine Seele würdigen können. Dabei ist es egal, wie lange die Abtreibung zurückliegt. Schmerzliche Gefühle bleiben solange, bis Sie sie angeschaut und angenommen haben. Systemische Familientherapeuten empfehlen, dass Sie sich dem Kind innerlich noch einmal voll zuwenden. Wenn Sie bisher allein um Ihr Kind getrauert haben, offenbaren |283| Sie sich Ihrem Partner und beziehen Sie ihn mit ein. Der nicht geteilte Schmerz wird Sie beide sonst weiter trennen. Es ist wichtig, dass beide Elternteile das Kind in Liebe annehmen und loslassen.
    Verabschieden Sie sich mit einem Ritual
    Nehmen Sie in Gedanken Ihr Kind auf den Schoß, und sprechen Sie mit ihm. Sagen Sie ihm, warum Sie sich für diesen Weg entschieden haben. Warum Sie ihm das Leben nicht geben konnten. Sagen Sie ihm, dass Sie es in liebevoller Erinnerung behalten möchten. Wünschen Sie seiner Seele Frieden. Sie können auch jeder einen Abschiedsbrief an das Kind schreiben und sich gegenseitig vorlesen. Legen Sie beide Briefe mit ein paar symbolischen Gegenständen in einen kleinen Karton, den Sie gemeinsam an einer guten Stelle vergraben oder in einen Fluss setzen.
    Eine weitere heilsame Meditation zur inneren Entlastung ist das alte Bild von Abrahams Schoß. Abraham gilt in den drei Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam als der Urvater des Glaubens und der Stammvater aller Menschen. Auf alten Darstellungen trägt er ein weites Gewand, in dem viele kleine Kinder sitzen – friedlich geborgen und sicher in Abrahams Schoß. Stellen Sie sich vor, dass Sie Ihr abgetriebenes Kind dorthin zurückbringen. Legen Sie es mit einer inneren Geste des Abschieds zurück in Abrahams Schoß. Damit vertrauen Sie es etwas Größerem an und finden