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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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ich vorhatte, seine Pläne zu vereiteln?«
    Sie nickte beschämt.
    »Ja, Doug. Ich mußte.« Und ihre Stimme klang so ehrlich, daß ich ihr glaubte. Sie fuhr ernst fort: »Ich habe Sie gewarnt, nicht wahr? Ich habe Ihnen klargemacht, daß ich Siskins Interessen wahren muß.«
    »Sie haben ja auch gute Arbeit geleistet!«
    »ja, das kann man wohl sagen, aber ich bin nicht stolz darauf.«
    Sie hatte also zugegeben, daß sie mich an Siskin verraten hatte. Würde sie auch schließlich noch eingestehen, mich einer weit größeren Macht ausgeliefert zu haben?
    Ich lachte.
    »Wir lassen es doch nicht dabei, oder?«
    Sie runzelte verwirrt die Stirn.
    »Nun ja«, fuhr ich fort. »Sie haben einmal gesagt, wir hätten beide unsere Aufgabe, aber wir könnten uns trotzdem amüsieren.«
    Sie senkte enttäuscht den Kopf.
    »Oh«, erklärte ich mit gespielter Bitterkeit, »jetzt liegen die Dinge anders. Seit Sie Ihr Ziel erreicht haben, spiele ich keine Rolle mehr für Sie.«
    »Nein, das ist es nicht, Doug.«
    »Aber Sie haben doch Ihre Pflicht erfüllt und brauchen mich jetzt nicht mehr im Auge zu behalten.«
    »Nein, das ist wahr. Siskin war zufrieden.«
    Mit vorgetäuschter Ungeduld wollte ich abschalten.
    Sie beugte sich vor.
    »Nein, warten Sie!«
    War sie nur ein Mädchen, das enttäuscht war, weil der angeblich bescheidene Bursche, für den sie etwas übriggehabt hatte, nicht Schluß machen wollte? Oder eine Kontakt-Einheit, befürchtend, daß die direkte Verständigung mit dem zu beobachtenden Subjekt unterbrochen werden würde?
    »Na schön«, sagte sie träge, »wir können uns amüsieren.«
    »Wann?«
    Sie zögerte.
    »Wann Sie wollen.«
    In diesem Augenblick konnte ich mir niemand vorstellen, der als Kontakt-Einheit eher in Frage kam. An einem Test sollte es nicht fehlen.
    »Heute abend«, schlug ich vor. »In Ihrer Wohnung.«
     
    Dorothy Fords Wohnung war eine jener wohlausgestatteten, eleganten Unterkünfte, die man gemeinhin mit den ausschweifenden Gewohnheiten reicher Geschäftsleute in Zusammenhang bringt. Von Anfang an sah ich, daß meine Anwesenheit eine Demütigung für Dorothy war.
    Drei-D-Fernsehen, belebte Wandbilder, jedes mit eigener Hintergrundmusik, boten entsprechende Szenerien. Pan flötete und warf seine Hufe, während schamlose Nymphen ihn umtanzten. Aphrodite umarmte Adonis zwischen zwei rosenumwundenen Marmorsäulen, das Ägäische Meer umrahmend.
    Über allem hielt ein riesiges, dreidimensionales Porträt Horace P. Siskins Wache. Ich starrte das Gemälde an und erkannte jetzt erst eine Facette seines Charakters, die mir bisher nicht aufgefallen war. Seine Augen, auf das Aphrodite-Andonis-Wandbild gerichtet, glitzerten lüstern. Seine ganze Miene vermittelte einen einzigen Eindruck: Satyromanie.
    Die wohlklingende Verzauberung des Raumes verschwand, als Dorothy die Bestelltaste am Automixer drückte. Sie trank aus ihrem Glas und starrte geistesabwesend vor sich hin, als suche sie etwas, das sie vor langer Zeit verloren hatte. Sie trug einen pastellblauen Hausanzug, mit Hermelin besetzt. Ihr Haar, hoch aufgetürmt und mit Glitzerspray bestäubt, glich einer sanften Krone aus Sternenstaub, die ihrem Gesicht irgendwie ein unschuldiges Aussehen verlieh. Aber aus ihren Zügen sprach auch ruhige Entschlossenheit. Sie hatte sich auf einen Handel eingelassen und gedachte nicht zurückzutreten.
    Sie kam herüber und deutete auf Siskins Bild.
    »Ich kann den Vorhang vorziehen. Das mache ich oft.«
    »Und ihn von all dem abtrennen, das ihm gehört?«
    Sie schnitt eine Grimasse.
    »Er ist nicht mehr interessiert. Einmal hat das etwas bedeutet. Aber Lebenskraft dauert ja nicht.«
    »Es scheint Ihnen leid zu tun.«
    »Du lieber Himmel, nein.«
    Sie ging zum Automixer und entnahm ihm ein zweites Glas. Ich starrte entgeistert vor mich hin. Würde eine Kontakt-Einheit sich auf unkonventionelle Komplikationen einlassen?
    Sie leerte das Glas, wartete auf das dritte, kam zurück. Der Alkohol begann zu wirken. Ihre Stimmung hatte sich gebessert, obwohl eine Spur von Verdrossenheit blieb.
    »Auf den Großen Kleinen.«
    Sie hob ihr Glas, nippte daran, trat einen Schritt zurück und schleuderte es auf das Bild. Es zerschellte an Siskins linker Wange und hinterließ einen Riß in der Leinwand, der den schmalen Schlitz seines Mundes verlängerte. Aus beidem schien der Inhalt des Glases zu rinnen.
    »Das wollte ich eigentlich nicht tun, Doug.«
    Sie lachte. »Sie halten mich für eine Spielverderberin.«
    »Warum haben Sie

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