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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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mich hierherkommen lassen?«
    Sie zuckte die Achseln und log.
    »Um der Atmosphäre willen. Eine passendere Umgebung finden Sie in der ganzen Stadt nicht. Siskins Geschmack läßt sich nicht überbieten.«
    Als sie wieder zur Bar zurückgehen wollte, hielt ich sie fest. Sie drehte sich um, schwankte ein wenig und sah mir in die Augen.
    »Ich habe Sie schon einmal gewarnt, obwohl ich es nicht tun durfte. Trinken Sie einen Schluck. Sie sollten sich mit mir nicht einlassen. Ich habe Sie mit heraufgebracht, damit Sie es selbst sehen.«
    Ungeachtet meiner Absichten fühlte ich, wie ich unwillkürlich das Rätsel Dorothy Ford zu lösen versuchte. Mit einem Anflug von Mitleid fragte ich mich, welch seltsame Sonderprogrammierung für ihren Charakter verantwortlich war.
    »Wann ist Siskin zum letztenmal hier gewesen?« fragte ich.
    »Vor zwei Jahren.«
    »Und Sie sind enttäuscht?«
    In ihren Augen blitzte es zornig auf. Sie schlug mir mit aller Kraft ins Gesicht, ging zum Sofa und vergrub den Kopf in den weichen Polstern.
    Ich folgte ihr. »Es tut mir leid, Dorothy.«
    »Nicht nötig. Ich hatte ja die Augen offen.«
    »Nein. Das ist ganz klar. Wie kam das alles?«
    Sie hob den Kopf und starrte durch eines der Wandbilder hindurch.
    »Ich bilde mir oft ein, daß ich nicht mehr Entschlossenheit in mir habe, als eine der Figuren in Ihrer Maschine. Manchmal fühle ich mich verwandt mit ihnen. Ich träume sogar, daß Siskin vor dem Simulator sitzt und mich wie eine Marionette tanzen läßt.«
    Ich wußte jetzt, daß Dorothy Ford nicht die Kontakt-Einheit sein konnte. Das Letzte, was ein derartiges Subjekt tun würde, war, anzudeuten, wie es sich in Wirklichkeit verhielt. Statt dessen hatte sie den Nagel beinahe auf den Kopf getroffen.
    »Nein«, fuhr sie leise fort. »Ich bin keine Nymphomanin. Es hat nur Siskin gegeben. Wissen Sie, mein Vater ist einer der Konzerndirektoren. Er wird das Finanzgenie bleiben, für das er sich hält. Aber nur so lange, wie ich nach Siskins Pfeife tanze.«
    »Sie meinen, Ihr Vater ist nur erfolgreich, weil Sie …« Sie nickte bedrückt.
    »Das ist der einzige Grund. Als Siskin ihn vor fünf Jahren einstellte, erholte sich mein Vater gerade von einem Herzinfarkt. Er würde die Wahrheit nicht überleben.«
    Sie zuckte zusammen, als der Summer an der Tür ertönte. Sie ging hinüber und schaltete den Einweg-Bildschirm ein. Der Mann im Korridor hatte einen Formularblock in der Hand.
    »James Ross, ATI-Nummer 2317/B3. Für Miss Dorothy Ford.«
    War es ein Zufall, daß gerade in diesem Augenblick ein Interviewer erschien, während ich herausfinden wollte, ob Dorothy die Kontakt-Einheit war?
    »Miss Ford ist krank«, sagte ich. »Sie kann niemand empfangen.«
    »Tut mir leid, Sir, aber ich muß mich auf meine Rechte nach dem Demoskopie-Gesetz berufen.«
    Dann fiel mir ein, was ich beim Betreten der Wohnung gesehen hatte.
    »Wenn Sie den Blick über das Objektiv heben, Mr. Ross, werden Sie eine Bescheinigung sehen, wonach Miss Ford abends nicht belästigt werden darf.«
    Kaum den Kopf hebend, verzog er enttäuscht den Mund.
    »Verzeihung, Sir. Das habe ich nicht bemerkt.«
    Nachdem ich abgeschaltet hatte, stand ich lange Zeit da, den Finger an der Taste. Wirklich nur ein Irrtum? Oder war der VTI auch in die Pläne der Höheren Wirklichkeit, meine Person betreffend, verwickelt?
    Ich ging hinüber zur Bar, während die ersten Anfänge einer Erkenntnis sich Bahn zu brechen versuchten. Abgesehen davon, daß er von dem Techniker der Höheren Welt programmiert war, befand sich der Verband der Test-Interviewer in einer ausgezeichneten Lage, nicht nur mich, sondern auch alle anderen Leute zu beobachten.
    Hatte mich nicht ein anonymer Meinungsforscher gewarnt: ›Um Himmels willen, Hall … vergessen Sie doch das Ganze! ‹
    Ich wählte ein Getränk, ließ das Glas aber stehen und fragte mich, ob die Interviewer selbst nicht eine bestimmte ungeahnte Funktion in dieser falschen Welt erfüllten?
    Dann hatte ich die Antwort. Natürlich! Warum war mir das nicht früher eingefallen? Eine simulektronische Schöpfung konnte nicht für sich selbst existieren. Sie brauchte einen Grund für ihr Dasein – eine primäre Funktion. Das Analog-Gemeinwesen, das Fuller und ich erzeugt hatten, hatte ursprünglich dazu dienen sollen, den Verkaufswert wirtschaftlicher Produkte zu erforschen?
    In gleicher Weise, wenn auch auf höherer Ebene, war unsere ganze Welt, die simulektronische Schöpfung, in der ich als ID-Einheit existierte,

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