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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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Stuhl.
    »Siskin hat seine eigenen Vorstellungen darüber, wie der Simulator eingesetzt werden soll. Ich bin anderer Meinung.«
    »Wenn ich irgend etwas für dich tun kann, brauchst du es nur zu sagen.«
    Whitney – die Kontakt-Einheit? Jemand, den ich seit Jahren kannte? Mein bester Freund? Nun, warum nicht? In unserem eigenen Simulator hatte auch Phil Ashton enge Bekannte gehabt. Keiner von ihnen ahnte etwas von seinem wahren Wesen.
    »Chuck«, sagte ich nachdenklich, »wie würdest du die Wahrnehmungsprozesse beim Sehen eines Tisches mit jenen vergleichen, die stattfinden, wenn eine ID-Einheit das simulektronische Ebenbild eines Tisches sieht?«
    »Soll das ein Quiz sein?«
    »Im Ernst. Was ist der Unterschied?«
    »Nun, in unserem Fall wird ein zweidimensionales Abbild des Tisches auf die Netzhaut projiziert. Nerven tasten es ab und teilen es in eine Reihe von Empfindungsimpulsen auf, die auf direktem Wege zum Gehirn gelangen. Verschlüsselte Information. Lineare Transferierung.«
    »Und bei der ID-Einheit?«
    »Ein Gefüge gespeicherter Impulse. Wenn die Einheit auf simulektronischem Wege ›visuellen‹ Kontakt mit dem Tisch aufnimmt, wird eine ihrer Wahrnehmungsschaltkreise von diesen Impulsen beeinflußt. Dieser Schaltkreis wiederum überträgt sie auf die Speicherzonen der Einheit.«
    »Wie wirksam ist das Wahrnehmungssystem eines ID-Subjekts?«
    »Das hält einen Vergleich mit dem unseren schon aus. Jede ihrer Trommeln speichert sieben Millionen Bits und vollendet in jeder zweitausendstel Sekunde eine Umdrehung. Die Erkennungs- und Reaktionszeiten sind daher den unseren in etwa vergleichbar.«
    Ich sah ihn forschend an und fragte mich, ob er argwöhnte, daß ich ihn auf einen verbotenen Pfad führte.
    »Und was geschieht eigentlich, wenn eine ID-Einheit überschnappt?«
    »Ein Frequenzverteiler erleidet eine Phasenverschiebung. Die Wahrnehmungsschaltkreise des Subjekts nehmen widersprüchliche Impulse auf. Etwas, das eigentlich nicht da sein sollte, tritt in Erscheinung – oder verschwindet. Argwöhnisch, unter defekter Modulierung arbeitend, beginnt es die Widersprüchlichkeiten in der simulierten Umwelt zu erkennen.«
    Ein wenig kühner geworden, meinte ich: »Zum Beispiel, wenn die ID-Einheit auf eine Straße, auf eine Landschaft stößt, die zur Hälfte fehlt.«
    »Klar. Und dergleichen mehr.«
    Er sagte das, ohne mit der Wimper zu zucken. Für mich hatte er die Prüfung bestanden.
    Auf der anderen Seite – würde eine von dem Steuermann‹ der Höheren Wirklichkeit programmierte Kontakt-Einheit nicht darauf eingestellt sein?
    Als ich durch die Glaswand hinausstarrte, zuckte ich zusammen. Ich hatte ja hier eine der ›Unstimmigkeiten‹ vor mir.
    Als Whitney mein Gesicht sah, starrte er verwirrt nach draußen.
    »Was ist denn?«
    Augenblicklich erkannte ich die Gelegenheit für einen zweiten Test – um noch nachdrücklicher zu bestätigen, daß er nicht die Kontakt-Einheit war. Ich lachte.
    »Mir ist eben etwas Merkwürdiges an unserem Datenintegrator aufgefallen.«
    Er betrachtete die Anlage.
    »Ich sehe nichts.«
    »Das ganze Gerät ist ein kompakter, zusammengeschweißter Kasten. Ich glaube, ich weiß sogar die Größe noch. Zweimal vier Meter, knapp drei Meter hoch. Weißt du noch, wie wir sie installiert haben?«
    »Und ob. Ich habe die Leute dirigiert.«
    »Aber, Chuck, im ganzen Raum gibt es kein Fenster und keine Tür, die groß genug wäre, um ein solches Ungetüm hereinzulassen?«
    Er war einen Augenblick lang verwirrt, dann lachte er und hob den Arm.
    »Die Hintertür zum Parkplatz.«
    Ich behielt mich in der Gewalt, als ich mich umdrehte und hinausschaute. Dort war wirklich eine Tür, groß genug für den Integrator – aber sie war vor einem Augenblick noch nicht dagewesen. Chucks verblüffte Reaktion hatte einen automatischen Anpassungsschaltkreis ausgelöst. Daß nur ich mich an die Zeit erinnern konnte, als die Tür noch nicht vorhanden gewesen war, bewies einmal mehr, daß ich aus irgendeinem Grund noch gegen Umorientierung gefeit war.
    Der Summer tönte. Ich drückte auf die Taste der Wechselsprechanlage, und Dorothy Fords besorgtes Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Sie warf einen unsicheren Blick auf Chuck.
    »Ich hab’ sowieso zu tun«, sagte er und ging.
    Dorothy kämpfte offenbar mit sich selbst. Ihre Augen wurden feucht, ihre Finger zupften nervös an ihrer Bluse.
    »Hilft es etwas, wenn ich sage, daß es mir leid tut?« meinte sie endlich.
    »Sie haben Siskin gesagt, daß

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