Simulacron-Drei
Behandlung werden Sie sich scheußlich fühlen.« Er sah mich triumphierend an. »Ich lasse Sie von Gadsen nach Hause schicken.«
Weder Siskin noch Heath waren die Kontakt-Einheiten gewesen. Bei wem sollte ich es jetzt versuchen? Ich wußte es einfach nicht. Jeder kam dafür in Frage – sogar der unbedeutendste Registraturangestellte. Und ich war überzeugt davon, daß ich, lange bevor meine Suchaktion zu Ende war, plötzlich die qualvolle Wirkung der nächsten, unvermeidbaren Empathieverbindung spüren mußte. Dann würde der ›Steuermann‹ herausbekommen, daß ich über seine Höhere Wirklichkeit Bescheid wußte.
12
Ströme flüssigen Feuers rasten die ganze Nacht durch meine Adern, als die Nachwirkungen des Schocks ihren peinigenden Verlauf nahmen. Ich hätte die Schmerzen vielleicht unter einer Flut rachsüchtigen Hasses gegen Heath verbergen können, aber die Einbildung, daß solche Dinge von Bedeutung wären, hatte ich längst aufgegeben.
Kurz vor Mittag half mir der Mann, den mir Gadsen mitgegeben hatte, aus dem Bett und führte mich in die Küche. Vom Autoservierer hatte er ein leichtes Frühstück herausgeholt. Nichts Kräftiges. Mein Magen wäre nicht damit fertig geworden.
Nachdem er gegangen war, kaute ich an einem Stück Equitoast, trank ein paar Schluck Kaffee. Dann saß ich da und fragte mich, ob ich je mit dem Wissen zurechtkommen würde, das mir Fuller hinterlassen hatte. Ich war nichts, nur ein Bündel simulektronischer Ladungen. Trotzdem mußte ich existieren. Die simple Logik verlangte es. Ich denke, also bin ich. Aber ich war ja schließlich nicht die erste Person, die sich mit dem Gedanken herumschlug, daß nichts wirklich ist. Man brauchte nur an die Solipsisten, die Berkeleyaner, die Transzendentalisten zu denken. Im Laufe der Geschichte war die objektive Realität der schärfsten Untersuchung unterzogen worden. Selbst die reine Wissenschaft war mit ihrem Prinzip der Unsicherheit – dem Begriff, daß das Beobachtete vom Beobachter untrennbar ist, zum Phänomenalismus zurückgekehrt.
Tatsächlich hatte die Ontologie dem Konzeptualismus stets Tribut gezollt. Plato sah die letzte Realität nur in reinen Ideen. Für Aristoteles war die Materie eine passive Nicht-Substanz, vom Denken angeregt, Realität produzierend. Im wesentlichen war diese Definition nicht allzuweit von dem Gedanken entfernt, daß die subjektive Kapazität einer ID-Einheit ihre eigene simulektronische Umwelt bestimmte und von ihr bestimmt wurde. Meine neuerworbene Einsicht in die fundamentale Wirklichkeit verlangte nur nach einer einzigen, letzten Konzession: Der Jüngste Tag würde, sobald er kam, nicht ein physisches Phänomen sein, sondern eine völlige Tilgung simulektronischer Schaltkreise.
Und von all den metaphysischen Konzeptionen, die in der Geschichte der Philosophie aufgetaucht waren, ließ sich nur meine eigene tatsächlich bestätigen. Sie konnte definitiv bewiesen werden, wenn ich das teleologische Agens fand – die verborgene Kontakt-Einheit.
Gegen Mittag hatten mich eine heiße Dusche und eine Luftmassage wiederhergestellt, und ich kehrte zur TEAG zurück. Im großen Korridor trat Chuck Whitney aus der Tür zu seiner Abteilung und ergriff mich beim Arm.
»Doug! Was ist eigentlich los?« fragte er ratlos. »Warum sitzt Heath in Ihrem Büro?«
»Sagen wir einfach, daß ich mich mit Siskin angelegt habe.«
»Na ja, wenn Sie nicht darüber sprechen wollen…« Er ging wieder hinein und winkte mir. »Ich soll Ihnen zeigen, wo Sie von jetzt an untergebracht sind.«
Er führte mich an dem riesigen Datenintegrator und einer Reihe von ungeschlachten Frequenzverteilern vorbei; jeder Schrank glich einem finsteren Wachtposten mit hundert blinkender Augen und rasend schnell rotierender Scheiben.
Wir erreichten das andere Ende des Raums, und er deutete auf eine verglaste Kammer.
»Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
Wir traten ein und ich sah mich um. Ein nackter Eichenboden, unpoliert. Ein Schreibtisch mit Diktograph für meine Korrespondenz. Zwei Stühle, ein Karteischrank.
Chuck setzte sich rittlings auf einen der Stühle.
»Siskin war heute vormittag hier. Er brachte zwei neue Assistenten für Heath mit. Soviel ich sehe, will er sobald als möglich den Simulator öffentlich vorführen.«
»Wahrscheinlich will er mit einem großen Schauspiel die öffentliche Meinung endgültig für sich erobern.«
»Du wirst abgesägt, Doug«, sagte er gepreßt. »Warum?«
Ich setzte mich auf den anderen
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