sind immer dagegen
Büro, Katrin!“
Das Mädchen wurde blass und stand auf. Sie folgte der Direktorin in ihr Zimmer; der kleine Hund trottete mit.
„Setz dich hin und erzähle mir alles!“, sagte sie.
„Ich wollte niemanden ärgern!“, begann Katrin. „Aber er war verletzt, Frau Theobald, und ich habe doch Hunde so gern, und ich habe noch nie ein eigenes Tier besessen ...“
„Also, mal der Reihe nach“, sagte die Direktorin. Und so berichtete Katrin die ganze Geschichte und Frau Theobald hörte aufmerksam zu. Als Katrin geendet hatte, rief sie die Polizeiwache an. Katrins Herz hörte einen Moment auf zu schlagen. Was wollte die Direktorin unternehmen?
Frau Theobald erkundigte sich, ob ein Hund als vermisst gemeldet war. Anscheinend war das nicht der Fall. Dann fragte sie, was mit einem Hund geschieht, der keinen Besitzer mehr hat. Endlich legte sie den Hörer wieder auf und drehte sich zu Katrin um, die den kleinen Terrier nun auf ihren Knien hatte.
„Ich weiß nicht, wie ihr es geschafft habt, den Hund die ganze Zeit zu verbergen“, sagte sie, „und ich will es auch gar nicht wissen. Du hast Tiere sehr gern, Katrin, und du darfst den Hund behalten, wenn sich sein Besitzer nicht meldet. Bis zu den Ferien kannst du ihn hier in Lindenhof unterbringen. Diesmal werde ich ein Auge zudrücken. Du weißt ja, dass Hunde hier in der Schule nicht erlaubt sind. Aber bis Weihnachten muss er irgendwo in den Ställen schlafen; nach den Ferien kann er bei deiner Familie bleiben.“
Hätte Katrin vor der Direktorin nicht so großen Respekt gehabt, wäre sie ihr sicher vor Freude um den Hals gefallen. Sie hatte einen solchen Kloß in der Kehle, dass sie kaum sprechen konnte. Immerhin gelang es ihr, ein „Danke“ zu stammeln. Der Hund hatte weniger Ehrfurcht vor Frau Theobald, er rannte auf sie zu und leckte ihr die Hände, als hätte er jedes Wort begriffen.
„Bring ihn jetzt zu den Ställen und bitte einen der Gärtner, einen warmen Platz für ihn zu suchen“, sagte die Direktorin. „Und wenn du wieder einmal etwas in der Art planst, dann komm vorher zu mir oder zu Frau Roberts und sage Bescheid. Das könnte uns eine Menge Ärger ersparen.“
Katrin rannte mit leuchtenden Augen davon. Der Hund folgte ihr auf dem Fuß. Bevor sie zu den Ställen ging, stürmte Katrin in ihr Klassenzimmer. „Hört“, rief sie mit geröteten Wangen. „Ich darf den Hund behalten. Ich nehme ihn mit nach Hause ...“
„Katrin! Ich erlaube nicht, dass du meinen Unterricht derart störst!“, schrie Mamsell und stand wütend auf. Katrin verschwand sofort. Sie ging zu den Ställen und bat einen Gärtner, dem Hund einen schönen Platz freizumachen. Dann ging sie zurück in ihr Klassenzimmer. Sie setzte sich ganz still in ihre Bank. Mamsell hatte noch eine ganze Menge zu sagen, aber die Worte prallten an Katrin ab. Sie saß da und träumte von ihrem Hund.
„Wenn du jetzt nicht aufpasst“, hörte sie plötzlich, „dann wirst du einen dreiseitigen Aufsatz über Hunde schreiben.“ Da riss sich Katrin zusammen. Sie sah, wie die ganze Klasse grinste. Mamsell war böse und belustigt zugleich, denn bis dahin hatte das Mädchen nicht ein Wort ihres Vortrags mitbekommen.
Natürlich wollte Katrin bei aller Tierliebe keinen dreiseitigen Aufsatz schreiben, noch dazu in Französisch! Dann könnte sie ja gar nicht mit ihrem Hund spazieren gehen! Deshalb arbeitete sie in den nächsten zwanzig Minuten angestrengt mit und Mamsell war wieder zufrieden.
Alle Schülerinnen liebten den kleinen Terrier. Auch die Lehrerinnen mochten ihn sehr. Nur Mamsell betonte immer wieder, dass eine Schule nicht der geeignete Platz für Hunde sei. „Er ist fürchterlich“, sagte sie, sooft sie ihn sah. „Dieser Hund! Wie hat er doch meinen Unterricht gestört!“ Aber sie sprach mit einem Zwinkern in den Augen, sodass niemand ihre Bemerkung sehr ernst nahm.
Die Theateraufführung
Die Ferien rückten immer näher. Die Mädchen freuten sich auf Weihnachten und hatten kaum noch Interesse am Unterricht. Aber auch die Lehrerinnen waren erholungsbedürftig und selbst die strenge Frau Roberts war nachsichtiger.
Nur Mamsell war eifrig wie immer. Ihrem Unterricht konnte wahrscheinlich nicht einmal ein Erdbeben etwas anhaben.
Die letzten zwei Wochen verliefen in großer Aufregung, denn so wie die zweite Klasse planten alle anderen eine Aufführung. Für das ganze Programm rechnete man drei Stunden. Mamsell hatte ihre kleinen französischen Theaterstücke und Lieder mit jeder
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