sind immer dagegen
deshalb hat jede von euch immer einen Menschen, mit dem sie sich aussprechen kann, aber Suse hat niemanden. Und sie ist von Natur aus verschlossen und überempfindlich.“
„Du setzt dich aber plötzlich sehr für Suse ein“, meinte Hanni überrascht.
„Ich möchte ihr helfen. Das ist alles.“
„Dann lass dir was einfallen“, sagte Nanni. „Ich habe keine Ahnung, wie man ihr helfen könnte.“
Jenny begann zu überlegen. Sie war oft ungeduldig und leicht erregt, aber wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, führte sie es auch durch. Suse brauchte Hilfe und Jenny wollte ihr helfen.
„Ich hab’s!“, rief sie plötzlich. „Uns fehlt eine Souffleuse. Wir brauchen jemand, der uns bei den Proben den Text vorsagt. Und das ist nicht nur ein Vorwand, ich vergesse meine Sätze oft genug. Ich frage Suse, ob sie diese Aufgabe übernimmt.“
Jenny ging sofort los, um Suse zu suchen. Sie entdeckte sie im Zeichensaal, wo sie Schränke aufräumte.
„Hör zu, Suse! Willst du uns einen Gefallen tun?“, rief Jenny. „Willst du in unserem Stück die Souffleuse machen? Wir brauchen unbedingt eine. Wir bleiben oft stecken und es wäre toll, wenn du mit dem Buch neben uns stündest und uns aus der Patsche helfen würdest.“
„Das liegt mir nicht!“ Suse wandte sich mürrisch ab.
„Warum soll dir das nicht liegen?“ Jenny gab nicht so schnell auf. „Es würde uns viel bedeuten. Bitte, Suse, tu es. Sicher sind ein paar von uns bei der Vorstellung schrecklich aufgeregt und da wären sie für eine Souffleuse sehr dankbar.“
„Meinetwegen“, meinte Suse schließlich ohne große Begeisterung. Da sie nicht im Stück mitspielte, wollte sie eigentlich auch keine Handlangerdienste verrichten. Aber sie musste zugeben, dass das ziemlich egoistisch war. Und sie wollte sich doch ändern!
So wurde sie Souffleuse. Sie besuchte alle Proben und bald fand sie auch Freude an ihrer neuen Aufgabe. Sie stand zwar immer abseits, während die anderen große Rollen spielen durften, aber sie beschwerte sich nie. Alle waren sich einig, dass Suse sich echt toll verhielt.
Zwei Wochen vor Weihnachten passierte ein Unfall. Die stille Vera, die auch zur zweiten Klasse gehörte, stürzte beim Turnunterricht und brach sich den Arm. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht, der Arm wurde gegipst. Dann aber durfte Vera nach Hause fahren, weil es kurz vor den Ferien war. Die Klasse war bestürzt. Vera tat ihnen nicht nur leid, sie spielte in dem Stück auch noch eine wichtige Rolle.
„Was sollen wir nun tun?“, fragte Hanni ratlos. „Niemand kann Veras Rolle so schnell lernen.“
Die Mädchen schauten sich verzweifelt an. Von denjenigen, die nicht mitspielten, traute sich niemand zu, Vera zu ersetzen. Das Stück würde ausfallen müssen. Und die Mädchen hatten sich doch so gefreut! Dann meldete sich Jenny.
„Ich weiß, wer Veras Rolle übernehmen könnte!“, rief sie. „Du, Suse! Du hast uns immer souffliert und kannst wahrscheinlich das ganze Stück auswendig. Willst du nicht Veras Platz einnehmen?“
Suse wurde ganz rot im Gesicht. Alle Mädchen schauten sie erwartungsvoll an.
„Sag schon Ja!“, drängte Hanni. „Du bist sicher so gut wie Vera!“
„Ich tue es sehr gern“, Suse strahlte. „Ich kenne ihre Rolle in- und auswendig, natürlich auch die anderen. Aber gerade Veras Rolle mag ich besonders.“
„Gut“, sagte Hanni. „Da haben wir ja Glück gehabt!“
Bei der nächsten Probe war Suse nicht mehr die Souffleuse, sondern sie übernahm eine der wichtigsten Rollen des Stückes. Sie wusste nicht nur den Text auswendig, sie zeigte auch eine gute schauspielerische Leistung; sie hatte Vera oft genug beobachtet und einiges von ihr gelernt.
Die Klasse war sehr zufrieden. Alle wussten ja, dass Suse versehentlich übergangen worden war, und hatten sie bewundert, als sie ohne Murren eine ziemlich langweilige Aufgabe übernommen hatte.
Aber niemand war so glücklich wie Suse selbst. Sie freute sich so sehr über die unerwartete Belohnung ihrer Mühen. Lächelnd saß sie im Unterricht und sie war jetzt immer so guter Laune, dass ihre Mitschülerinnen sie kaum wiedererkannten.
Doch Suse vergaß auch nicht, Vera zu schreiben und ihr alles Gute zu wünschen. Mitten in ihrem Glück dachte sie an den Kummer und das Leid eines anderen Menschen. Ja, Suse machte sich wirklich. Sie war richtig menschlich geworden.
Katrin hat ein Geheimnis
Als Hanni, Nanni und Katrin eines Nachmittags aus der Stadt zurückkehrten,
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