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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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    »Nee, die tragen normale Klamotten. Die lassen uns rauchen und haben auch ’ne Glotze da, aber so’n Abend ohne ’nen kräftigen Schluck, na ja …«, er stupste Fenwick mit dem Ellbogen an, »is doch öde, was?« Sein zutrauliches Grinsen verriet, dass er die Pflege seiner Zähne jahrelang gründlich vernachlässigt hatte.
    »Wie wahr. Haben Sie diesen Mann schon mal hier gesehen?« Fenwick hielt ihm ein Foto hin.
    Das freundliche Lächeln verschwand und machte einer argwöhnischen Miene Platz. Fenwick klimperte mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche, aber das zeigte keine Wirkung. Er zog eine Einpfundmünze heraus. Der Argwohn blieb, aber der Mann leckte sich die Lippen, als könnte er den Schnaps schon schmecken. Er sah sich das Foto an.
    »Kann sein. Is ja nich sehr scharf.«
    »Sehen Sie genauer hin.«
    Das Foto wurde ihm aus der Hand genommen und gründlich studiert.
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor. Besonders die Jacke. Hab ich schon mal gesehen.«
    »Hier in der Gegend?« Fenwick legte noch ein Pfund in seine offene Hand. Der Penner nickte. »Irgendeine Ahnung, wo?«
    »Da müsst ich glatt lügen, Mister, aber ich hab Ihnen doch geholfen, nich?«
    »Ein bisschen. Wissen Sie was, wenn Sie mir jemand anderen nennen, der den Mann vielleicht kennt, gebe ich Ihnen beiden fünf Pfund.«
    Er zögerte nur eine Sekunde.
    »Jacko. Der hat ’nen Schnarchplatz da drüben im Park. Kommen Sie mit.«
    Der Park bestand aus einem kleinen Rasen, ein paar Büschen und vereinzelten Bänken entlang eines Weges, auf dem sich langsam das Unkraut breitmachte. Auf der hintersten Bank lag ein Bündel Bettzeug, und darauf strebten sie nun zu. Als sie näher kamen, bewegte sich das Bündel und nahm eine menschenähnliche Gestalt an.
    »He, Jacko, der Mister hier hat Knete, falls du ihm sagen kannst, wie der Typ da heißt. Kannste ruhig sagen, is keiner von uns.«
    Jacko grunzte und zog die Nase hoch. Er sagte etwas, das Fenwick nicht verstand.
    »Er will erst Kohle sehen.«
    »Nein, erst der Name, dann das Geld.«
    Das Lumpenbündel knurrte irgendwas, das sich verdächtig nach »Scheißbulle« anhörte, aber Fenwick achtete nicht darauf. »Dann geben Se mal das Bild rüber«, verlangte der Penner schließlich, und Fenwick tat wie geheißen. Nach weiteren Knurrgeräuschen sagte Jacko gut verständlich:
    »Schätze, das is Peter vom Asyl. Der hat so ’ne Jacke.«
    Fenwick verteilte die magere Belohnung und folgte ihrer Wegbeschreibung zu dem Obdachlosenasyl am Gordon Square. Als er dort ankam, las er auf einem Schild, dass sich das Asyl in der Trägerschaft von drei Kirchen befand: Methodisten, Katholiken und Anglikaner. Im Sommer war es von 19.30 bis 23.00 Uhr geöffnet und im Winter von 16.00 bis 23.00 Uhr. Die Tür war verschlossen und die Fenster blind, also klingelte er. Nichts. Er versuchte es erneut, diesmal länger. Noch immer nichts, aber als er sich bückte und durch den Briefschlitz spähte, sah er Bewegung im Innern.
    »Polizei!«, rief er.
    Riegel wurden zurückgeschoben, und eine Kette rasselte. Ein junger Mann mit frischem Gesicht und Bürstenhaarschnitt lächelte ihn munter an.
    »Tut mir leid, aber bei uns versuchen so viele, zu jeder Tages- und Nachtzeit reinzukommen, dass ich schon gar nicht mehr auf die Klingel achte. Ich bin Charles, für meine Freunde Charlie, und ich mach hier sauber.« Er streckte ihm die Hand entgegen. Fenwick schüttelte sie und spürte die dicken Schwielen.
    »Detective Chief Inspector Fenwick«, sagte er. »Ist Peter da?«
    »Peter?« Charlie runzelte die Stirn. »Ach so, Father Peter. Nein, der kommt erst nach der Abendandacht. Kann ich Ihnen vielleicht helfen? Wenn es um diese CrimeNight- Sendunggeht, da haben wir schon einem Kollegen von Ihnen gesagt, dass wir Ihnen nicht helfen können. Tut mir leid.«
    Es freute Fenwick, dass die Kollegen vor Ort tatsächlich so gründlich gewesen waren, wie sie behauptet hatten, aber er beschloss, es trotzdem mit dem Bild zu versuchen.
    »Ja. Sie können mir sagen, ob Sie den Mann hier kennen.« Er reichte ihm das Foto.
    Das Wiedererkennen auf Charlies Gesicht war offensichtlich, doch es wurde schnell von einem verwirrten Ausdruck verdrängt.
    »Hat er was ausgefressen?«, fragte Charlie.
    »Nein, wir möchten nur mit ihm reden und seine Identität feststellen.«
    »Ach so, ja, vielleicht sollten Sie da lieber, äh, mit einem der Brüder sprechen. Ich mach das hier bloß ehrenamtlich.«
    »Aber ich glaube, Sie kennen den Mann, Charlie.

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