Sine Culpa
vermaledeiten Fragen zu stellen, können wir in mein Arbeitszimmer gehen.«
Cooper hörte gar nicht richtig hin. Seine Augen mochten zwar auf kurze Distanz nicht mehr die besten sein, aber auf diese Entfernung arbeiteten sie perfekt, und er hatte das Datum und den Zielort auf den Anhängern gesehen. Der jahrelange Militärdienst hatte Edwards Präzision eingetrichtert. Er würde das Land am folgenden Tag verlassen.
Coopers Gedanken überschlugen sich, als er über den Flur Richtung Arbeitszimmer ging. Falls Edwards in den kommenden vierundzwanzig Stunden abfliegen wollte, wieso hatte er dann ein Treffen im Laufe der Woche vorgeschlagen? So verhielt sich kein unschuldiger Mann, der nichts zu verbergen hatte. Und er wollte in einen Winkel von Südostasien, wo man, wie Cooper aus bitterer Erfahrung wusste, nichts von Auslieferung hielt.
Als Cooper die Tür zum Arbeitszimmer aufstieß, waren ihm zwei Dinge klar. Erstens: Edwards hatte irgendetwas auf dem Kerbholz. Zweitens: Er selbst steckte tief in der Scheiße. Er war allein mit einem Mann, der möglicherweise ein Mörder war und vorhatte, aus dem Land zu fliehen, und im Präsidium wusste kein Mensch, wo er steckte. Nervös schob er die Hand in seine Jacketttasche und tastete nach seinem Handy. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er das Ding nicht automatisch anließ, weil er es hasste, dauernd gestört zu werden.
»Nehmen Sie doch da drüben Platz, Sergeant.« Edwards zeigte auf einen Sessel vor einem eleganten Kamin. Cooper ging darauf zu, als ein heftiger Schmerz ihm durch die Schultern zuckte und in die Knie zwang. Ein weiterer Schlag traf seinen Kopf, und die Lichter gingen aus.
Edwards betrachtete den Mann zu seinen Füßen und bemerkte das Blut, das ihm aus der Nase in den Teppich sickerte.
»Verdammt, der schöne Teppich«, sagte er, als er Coopers Knie und Knöchel mit Draht zusammenband und ihm anschließend die Hände fest auf dem Rücken verschnürte.
Vielleicht war der blöde Kerl ja auch schon tot, aber er glaubte es eigentlich nicht. Nur um sicherzugehen, zog er ihm ein Augenlid hoch und sah, dass die Pupille auf Licht reagierte. Gut. Er hatte noch nie absichtlich jemanden getötet, und er wollte jetzt nicht damit anfangen. Sein Plan, den er in der kurzen Zeit geschmiedet hatte, während Cooper die Gepäckanhänger studierte, sah vor, ihn, sobald Maidment wieder gegangen war, hinaus in den Wald zu schaffen und William zu sagen, er solle sich zu einem späteren Zeitpunkt, wenn er selbst schon außer Landes war, um ihn kümmern. Er ging mit dem Schürhaken in die Küche und wusch ihn gründlich ab, ehe er ihn wieder an den Haken hängte. Dann nahm er die Rolle breites Isolierband, mit dem er auch seinen Koffer versiegelt hatte, und klebte einen Streifen fest über Coopers Mund. Er schleifte ihn auf dem Teppich hinter das Sofa am Fenster, sodass Maidment ihn nicht sehen würde. Leider würde er den Major in diesem Zimmer empfangen müssen, weil er das ganze Gepäck im Wohnzimmer stehen hatte und nicht wollte, dass sein Besucher von seinen Reiseabsichten erfuhr.
Diese ständigen Störungen gefährdeten seine Pläne und waren wirklich äußerst lästig. Wenigstens konnte er sich auf William verlassen. Der war jetzt schon mit dem Jungen unterwegs. Bei dem Gedanken erbebte Edwards. Ein letztes Mal, versprach er sich selbst.
Er hatte klare Anweisung gegeben, dass der Junge an einen sicheren Platz im Wald gebracht werden sollte. So musste er seine Adresse nicht nennen, denn selbst William wusste nicht, wo er wohnte. Er würde Sam ins Eishaus sperren und wieder fahren. Edwards hatte die Schlüssel in beiden Türen stecken lassen. Der Junge sollte unter Drogen stehen. Edwards wollte Sam abholen, sobald er Maidment abgewimmelt hatte, die Nacht hier mit ihm verbringen und ihn am Morgen wieder ins Eishaus bringen. Von da an würde William sich um ihn kümmern. Er hatte sich diesbezüglich nicht eindeutig geäußert, aber William war bestimmt klar, dass der Junge niemals Gelegenheit haben durfte zu erzählen, was er erlebt hatte.
Er fröstelte, ihm war kalt. Den dicken Sergeant quer durchs Zimmer zu schleifen hatte ihn ins Schwitzen gebracht. Er konnte Maidment nicht so aufgelöst begrüßen, schließlich wollte er ihn so schnell wie möglich wieder loswerden, und dafür musste er völlig beherrscht und selbstbewusst auftreten. Falls er weiter darauf vertrauen konnte, dass die schuldhafte Vergangenheit des Mannes und sein kolossales Ehrgefühl ihn
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