Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
Vom Netzwerk:
Schlampigkeit regt mich ehrlich auf, und ich hab’s an Ihnen ausgelassen.«
    »Kein Problem. Was hat’s im Labor gegeben?«
    Fenwick schilderte ihm die Fakten und gab zu, dass er jetzt noch verwirrter war als vorher.
    »Bei so viel Blut muss die Verletzung schwer gewesen sein, aber die Verteilung erlaubt keine eindeutigen Schlüsse.« Fenwick trank nachdenklich einen Schluck Tee. »Haben Sie den Ermittlungsleiter in dem Fall noch kennengelernt, Superintendent Charles Bacon? Er wurde nach Brighton versetzt, aber vielleicht war er noch hier, als Sie anfingen.« Ketterings Vater war in der Gegend Superintendent und ein Held gewesen, und Fenwick staunte immer wieder, was er so alles wusste.
    »Smokey? Mein Dad kannte ihn; war damals fast so was wie eine Legende. Kettenraucher und Choleriker. Hat sich aus Gesundheitsgründen in den vorzeitigen Ruhestand versetzen lassen und ist kurz danach gestorben. Herzinfarkt, glaube ich. Soll aber ein guter Polizist gewesen sein.« Kettering tupfte die letzten Kuchenkrümel mit dem Zeigefinger auf und schob sie sich in den Mund.
    »Haben Sie die Akte gelesen?«
    »Ja, bin sie mal durchgegangen.«
    »Und? Was denken Sie?«
    Kettering trank seinen Tee und überlegte kurz.
    »Ich denke, Taylor hat Paul getötet, ist in Panik geraten und abgehauen. Mit dem Bargeld hat er entweder das Land verlassen, oder er hat sich ein anderes Auto gekauft und woanders neu angefangen. Er war so einer, der nirgendwo groß auffiel. Er brauchte sich nur den Bart abzurasieren, die Haare wachsen zu lassen, ein bisschen abzuspecken und schon sah er völlig anders aus. Und Sie?«
    »Das ist die logischste Erklärung, die ich bis jetzt gehört habe, aber ich verstehe noch immer nicht, wieso die Kleidung woanders versteckt wurde als die Leiche.«
    »Viele Menschen machen verrückte Sachen, wenn sie jemanden umgebracht haben – deshalb schnappen wir sie ja dann.«
    Fenwick nickte, doch als Kettering ging, hatte er das ungute Gefühl, etwas Offensichtliches zu übersehen.

15
    Maidment war zwar gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden, aber Nightingale hatte alle Hände voll damit zu tun, Beweise gegen ihn zu sammeln. Ihre Bitte, die Eagleton-Ermittlung leiten zu dürfen, war von Quinlan abgelehnt worden. Der Fall war mit einer Selbstverständlichkeit an Blite gegangen, dass sie schon fast die Hoffnung aufgab, je aus seinem Schatten kriechen zu können. Da war es nur ein schwacher Trost, dass man wegen der Ausgrabung Fenwick wieder die Leitung übertragen hatte, während Blite in Urlaub war, denn jetzt war er wieder da und würde alles daran setzen, den Fall zurückzubekommen.
    Anstatt sich also auf einen Mord zu konzentrieren, schlug sie sich nun mit zahllosen seltsamen Anfragen der Staatsanwaltschaft herum, die die Anklageschrift gegen Maidment vorbereitete. Es war offensichtlich, dass jemand großes Interesse an dem Fall hatte und dass dieser Jemand ein ziemlich hohes Tier war.
    Während Fenwick zum Labor fuhr, telefonierte sie schon wieder mit der Staatsanwaltschaft. Die Fragen, die der Mann stellte, machten sie wahnsinnig, während sie zugleich ihr gut verborgenes Minderwertigkeitsgefühl nährten. Als sie sich bei der Antwort auf eine besonders blöde Bemerkung verhaspelte, rief er ihr in Erinnerung, dass das Innenministerium jede Form von Selbstjustiz rigoros verurteile, vor allem wenn der Täter der Mittelschicht angehöre und den Eindruck mache, als sei er über das Gesetz erhaben.
    Das alles tat Nightingales angeknackstem Selbstbewusstsein nicht gerade gut. In letzter Zeit hatte sie immer ein Flasche Peptobismol im Schreibtisch, und sie nahm gerade unauffällig einen Schluck gegen ihren nervösen Magen, als Inspector Rodney Blite hereinspaziert kam.
    »Wie geht’s?«
    Sie schluckte rasch und versteckte das verräterische rosa Fläschchen.
    »So weit, so gut.«
    Blite schob sein Hinterteil auf die Ecke ihres Schreibtisches und versuchte, den Bericht zu lesen, der zuoberst lag, und das nicht mal unauffällig. Da stand nichts drin, was sie für sich behalten wollte, aber seine Arroganz ärgerte sie.
    »Kann ich irgendwas für Sie tun?«, fragte sie mit bewusst neutraler Stimme.
    »Ich wollte nur mal reinschauen. Sagen Sie, was halten Sie von Maidment?«
    Sein Tonfall war locker, und sein Interesse an einem Aufsehen erregenden Fall verständlich, aber Nightingale traute ihm nicht. Sie plauderten normalerweise nicht miteinander, und die Art, wie er ihrem Blick auswich und versuchte, möglichst

Weitere Kostenlose Bücher